Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
körperlichen Schädigungen, die er im Leib seiner Mutter als Folge des Soltoxin-Attentats davongetragen hatte. Nur die in diesem Notfall erfolgte Übertragung in einen Replikator hatte sein Leben gerettet. Die restlichen Schädigungen hatte er sich selbst zuzuschreiben, wie er sich eingestehen musste. Dass er noch am Leben war, schien ein geringeres Wunder zu sein als die Tatsache, dass er Ekaterins Herz gewonnen hatte. Ihrer beider Kinder würden keine solchen Traumata erleiden müssen.
»Und wenn du meinst, dass du es jetzt zu luxuriös einfach hast, um dich richtig tugendhaft zu fühlen, dann warte nur mal, bis sie aus diesen Replikatoren herauskommen.«
»Da hast du Recht!« Sie lachte.
»Nun ja.« Er seufzte. »Ich hatte vorgehabt, dir auf dieser Reise die Herrlichkeiten der Galaxis zu zeigen, und das in der elegantesten und kultiviertesten Gesellschaft. Jetzt sieht es so aus, als wäre ich stattdessen unterwegs zum Arsch der Welt von Sektor V in die Gesellschaft eines Haufens sich zankender, hektischer Kaufleute, aufgebrachter Bürokraten und paranoider Militaristen. Das Leben ist voller 15
Überraschungen. Kommst du mit mir, mein Schatz? Meiner geistigen Gesundheit zuliebe?«
Sie kniff amüsiert die Augen zusammen. »Wie kann ich einer solchen Einladung widerstehen? Natürlich komme ich mit.« Dann wurde sie wieder ernst. »Würde es eine Verletzung der Sicherheitsbestimmungen bedeuten, wenn ich Nikki eine Nachricht schickte, um ihm mitzuteilen, dass wir uns verspäten werden?«
Ȇberhaupt nicht. Schick sie aber von der Turmfalke ab.
Da geht es schneller.«
Sie nickte. »Ich bin noch nie so lange von ihm weg gewesen. Ob er sich wohl einsam fühlt?«
Auf Ekaterins Seite der Verwandtschaft hatte Nikki vier Onkel und einen Großonkel plus die dazugehörigen Tanten, eine Horde von Cousins, eine kleine Heerschar von Freunden und seine Großmutter Vorsoisson. Auf Miles’
Seite gab es das zahlreiche Personal von Palais Vorkosigan und dessen zahlreiche Familienangehörige, mit Onkel Ivan und Onkel Mark und der ganzen Koudelka-Sippe als Verstärkung. Ihm stand überdies noch die Begegnung mit seinen ihn abgöttisch liebenden Vorkosigan-Stiefgroßeltern bevor, die geplant hatten, nach Miles und Ekaterin zur Geburtsfete einzutreffen, jetzt aber vielleicht eher als die Eltern ankommen würden. Vielleicht würde Ekaterin nach Barrayar vorausreisen müssen, falls Miles den Schlamassel nicht rechtzeitig auflösen konnte, aber auf keinen Fall würden Mutter und Sohn einsam sein, egal wie man das Wort definierte.
»Das glaube ich nicht«, sagte Miles ehrlich. »Vermutlich vermisst du ihn mehr als er uns. Sonst hätte er ja mehr zu16
stande gebracht als nur diese eine einsilbige Nachricht, die uns erst auf der Erde einholte. Elfjährige Jungen können ziemlich egozentrisch sein. Ich bin’s jedenfalls gewesen.«
Sie runzelte die Stirn. »So? Und wie viele Nachrichten hast du in den vergangenen zwei Monaten an deine Mutter geschickt?«
»Es handelt sich doch um eine Hochzeitsreise. Niemand erwartet da. dass man … Auf jeden Fall hat sie ja immer die Berichte von meinen Sicherheitsbegleitern zu lesen bekommen.«
Ihre Stirn blieb in Falten. »Ich werde ihr ebenfalls von der Turmfalke aus eine Botschaft schicken«, fügte er wohlweislich hinzu.
Er wurde dafür mit einem Lächeln der Solidarität unter Müttern belohnt. Wenn er es recht bedachte, würde er vielleicht seinen Vater in die Adresse mit einbeziehen, obwohl seine Eltern ohne Zweifel seine Schreiben gemeinsam lasen. Und beide auf gleiche Weise deren Seltenheit beklagten.
Nach einer Stunde leichtem Chaos war ihr Transfer auf das kaiserlich barrayaranische Kurierschiff abgeschlossen.
Schnellkuriere gewannen den größten Teil ihrer Schnelligkeit durch den Verzicht auf Frachtkapazität.
Miles konnte nur ihr allernotwendigstes Gepäck mitnehmen. Der beträchtliche Rest zusammen mit einer erstaunlichen Menge an Souvenirs würde die Reise zurück nach Barrayar mit der Mehrzahl ihres kleinen Gefolges fortsetzen: mit Ekaterins Zofe, Miss Pym, und – zu Miles größerem Bedauern – den beiden Gefolgsleuten, die die 17
Verstärkung für Roic darstellten. Als Ekaterin und er es sich in ihrer neuen gemeinsamen Kabine gemütlich machten, fiel ihm zu spät ein, dass er hätte erwähnen sollen, wie eng ihr Quartier sein würde. Während seiner eigenen Jahre im KBS, dem Kaiserlich Barrayaranischen Sicherheitsdienst, war er so oft in ähnlichen Schiffen gereist,
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