Vorsätzlich verliebt
Ordnung.« Er lächelte schief. »Meine Mutter war begeistert. Jedenfalls haben wir geheiratet, und Lou kam auf die Welt, und ich sagte mir, ich müsse um ihretwillen bei Kaye bleiben. Tja, das ging fast zehn Jahre lang gut. Ich habe Kaye nie betrogen. Aber am Ende hielt ich es nicht länger aus. Wir trennten uns. Die arme alte Kaye, sie konnte nichts dafür. Lou hat das hervorragend weggesteckt. Sie ist wunderbar.«
»Das sehe ich«, meinte Tilly.
»Aber natürlich musste sie mit einer Menge klarkommen. Ich habe momentan keinen Partner, das macht es leichter. Und es ist auch nicht so, als ob ich jede Woche einen anderen Mann nach Hause brächte.« Max schwieg kurz, dann sagte er: »Die Sache ist nur, wir sind hier nicht in London, sondern in Roxborough. Bevor ich die Anzeige schaltete, habe ich mit einer Frau, die eine Stellenvermittlung leitet, gesprochen, und sie meinte, ich dürfe den Umstand, dass ich schwul bin, auf gar keinen Fall erwähnen. Offenbar würde das eine Menge potentieller Bewerberinnen abschrecken, vor allem, wenn sie die Stelle vornehmlich deshalb annehmen wollen, weil sie es auf einen reichen, alleinerziehenden Mann abgesehen haben.« Er lächelte, dann fügte er mit trockenem Humor hinzu: »Und da machen Sie Ihren
Sound of Music
-Kommentar.«
»So habe ich es nicht gemeint«, protestierte Tilly.
»Tja, das freut mich zu hören. Laut dieser Frau möchten manche Menschen nicht mit einem Schwulen zusammenwohnen.« Max zuckte mit den Schultern. »Ich wiederhole nur, was sie zu mir sagte. Offenbar finden manche Menschen das … widerlich.«
Tilly hörte hinter sich ein Geräusch und wirbelte herum. Louisa stand in der Tür.
»Und?«, fragte sie angespannt.
Tilly konnte es nicht fassen. »Diese Frau von der Stellenvermittlung, ist die zufällig 270 Jahre alt?«
Louisas schmale Schultern senkten sich erleichtert. »Heißt das, es ist kein Problem für Sie? Wollen Sie trotzdem zu uns kommen?«
Tilly konnte ihre Gesichtszüge einfach nicht beherrschen. »Das ist überhaupt kein Problem, aber wo wir schon von widerlich sprechen, muss ich genau wissen, ob dein Dad mit einem Messer, an dem noch Butterreste kleben, ins Marmeladenglas fährt, ob er Teebeutel in der Spüle liegen lässt und ob er seine Zahnpastatube zuschraubt?«
Lou zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Meistens ist er ganz okay. Wenn er sich konzentriert.«
»Dann ist es ja gut«, sagte Tilly. »Bei mir ist es genauso.«
5. Kapitel
»Tilly, Tilly!« Die Tür zur Wohnung stand offen, und Babs kam wie eine Rakete hereingeschossen. »Gavin ist hier! O mein Gott, das ist ja so romantisch. Er will dich zurückhaben …«
Tilly erstarrte. Nicht schon wieder. Sie zog den Reißverschluss des letzten Koffers zu und trat ans Fenster.
Tatsächlich, da unten stand Gavin. Er hielt einen Strauß Lilien in der Hand und trug, dank seiner Mutter, Jeans mit einer messerscharfen Bügelfalte.
Tilly staunte, dass ihm immer noch nicht klar war, wie wenig sie Lilien mochte, obwohl sie doch zusammengewohnt hatten.
Gavin sah zu ihr hoch und rief: »Tilly, geh nicht. Ich ertrage das nicht. Hör zu, ich habe einen Fehler gemacht, es tut mir leid.«
»Das ist wie in einem dieser wunderbaren Filme mit Cary Grant«, seufzte Babs und rang die Hände.
Es war ganz und gar nicht wie in einem dieser Filme. Cary Grant hätte sich von seiner Mutter nie und nimmer die Jeans auf diese Weise bügeln lassen.
»Gavin, hör auf. Du hast mich verlassen, weißt du noch? Es ist vorbei.« Seit Gavin angefangen hatte, seine Entscheidung zu bereuen, flehte er sie an, sich nicht von ihm zu trennen. Tilly hasste das, doch wenigstens blieben ihr so die Schuldgefühle erspart, ihn verlassen zu haben.
»Aber ich liebe dich doch!« Verzweifelt hielt er den Strauß Lilien in die Höhe, quasi als Beweis.
»O Gavin, es ist zu spät. Wie könnte ich dir jemals wieder vertrauen? Jeden Tag würde ich mich fragen, ob du noch da bist, wenn ich von der Arbeit komme.« In Wirklichkeit hatte sie sich seither jeden Tag gefreut, dass er nicht mehr da war.
»Ich habe einen Fehler gemacht. Das passiert mir nie wieder, versprochen.«
»Das sagst du jetzt. Aber es ist so oder so zu spät. Ich habe meine Stelle gekündigt.« Hurra! »Ich ziehe aus London weg.« Ja! »Genauer gesagt …« Tilly zeigte mit dem Kopf in Richtung des Taxis, das hinter ihm an den Bürgersteig fuhr. »… ich ziehe weg.«
Babs half ihr, die Koffer nach unten zu schleppen. Es erwies sich als ziemlich
Weitere Kostenlose Bücher