Vorsätzlich verliebt
die einzige Frau, die sie kannte, die das noch von sich behaupten konnte. Andererseits war sie auch nie in Versuchung gewesen. Es war viel unterhaltsamer, sich zurückzulehnen und zuzuschauen, wie alle anderen Frauen wie Motten um ihn herumschwirrten und sich an ihm die Finger verbrannten.
Das war gewissermaßen die Lieblingsbeschäftigung der Einwohnerinnen von Roxborough.
»Ich nehme es«, sagte Amy und tänzelte in die Umkleidekabine zurück.
»Weißt du, wenn Fergus wie Jack Lucas aussehen würde, dann könnte ich verstehen, warum er getan hat, was er getan hat.« Stella schüttelte ungläubig den Kopf, während sie sich einen türkisfarbenen Schal versuchsweise um den Hals schlang. »Aber woher nimmt er den Nerv, sich so zu verhalten, wo er doch aussieht wie Fergus?«
»Vielleicht ändert er seine Meinung ja wieder und kommt wieder angekrochen«, meinte Amy.
»Genau darauf warte ich! Aber jetzt sind schon sechs Monate vergangen, und er ist immer noch nicht zurück. Du gehst doch manchmal in den Fox, oder?«
Erin stellten sich die Nackenhaare auf, als ihr klarwurde, dass die Frage ihr galt. Widerwillig wandte sie ihren Blick vom Bildschirm ab. »Manchmal.«
»Hast du irgendwelche Gerüchte über meinen Mann gehört? Hat irgendwer erzählt, ob er sich mit einer anderen Frau trifft?«
Erins Mund wurde trocken. »Nein. Nein, ich glaube nicht.«
Stellas makellos gezupfte Augenbrauen hoben sich leicht. »Aber du denkst, schon!«
»Nein, nein, keine Anzeichen, nichts.«
Stella nickte befriedigt. »Er soll sich ja hüten. Ganz ehrlich, er hat versucht, mein Leben zu ruinieren. Ich verdiene Besseres, als so behandelt zu werden. Wie selbstsüchtig! Wie alt bist du, Erin?«
Was? Warum? Einen Augenblick lang konnte sich Erin nicht erinnern, wie alt sie war.
»Dreiunddreißig?«, spekulierte Stella. »Fünfunddreißig?«
Aua.
»Eigentlich bin ich achtundzwanzig«, sagte Erin.
»Oh, ich hätte dich für älter gehalten. Ich weiß, dass ich für mein Alter jung aussehe, aber ich bin siebenunddreißig.
Siebenunddreißig!
Wir wollten dieses Jahr eine Familie gründen, doch dann erleidet mein Ehemann urplötzlich einen bizarren Nervenzusammenbruch und macht sich aus dem Staub. Und in der Zwischenzeit tickt meine biologische Uhr. Verdammt, das macht mich so
wütend
. Es sollte ein Gesetz gegen Männer wie ihn geben.«
»Jetzt aber schnell. Mir war gar nicht klar, dass es schon fast zwei Uhr ist.« Amy kam aus der Umkleidekabine gestürmt, wedelte hektisch mit dem Nicole-Farhi-Kleid und wühlte nach ihrer Kreditkarte. »Ich habe in fünf Minuten einen Termin beim Friseur. Ich kann doch Jack Lucas heute Abend nicht mit ungefärbten Haarwurzeln gegenübertreten!«
Zwei Minuten später waren sie gegangen. Erin konnte wieder durchatmen. Durchatmen, aber nicht entspannen, denn das Dilemma, das sie zu zerreißen drohte, war immer noch unentrinnbar vorhanden.
Fergus war das Beste, was ihr seit Jahren passiert war. Er war das Licht ihres Lebens. Momentan war er das Erste, an das sie dachte, wenn sie morgens aufwachte, und das Letzte, was ihr abends vor dem Einschlafen durch den Kopf ging.
Aber nichts im Leben war einfach, nicht wahr? Denn Fergus war die letzten elf Jahre mit Stella verheiratet gewesen, und obwohl er diese Jahre unbedingt hinter sich lassen und sich von ihr scheiden lassen wollte, stellte Stella sich stur und wollte einfach nicht begreifen, dass er seine Meinung nicht mehr ändern und auch nicht zu ihr zurückkehren würde.
Ironischerweise kannte Erin die beiden schon seit Jahren, seit sie wieder nach Roxborough gezogen war, und in all diesen Jahren hatte sie sich niemals, kein einziges Mal, heimlich nach Fergus verzehrt. Er war immer absolut freundlich gewesen, und alle dachten schon seit jeher, dass er und Stella nicht zusammenpassten, aber nicht einmal die Neuigkeit von ihrer Trennung hatte Erins Herz zu einem heimlichen Aufflackern von Hoffnung veranlasst. Mit seinen verwuschelten, dunklen Haaren, den fröhlichen Augen, den großen Füßen und dem ewigen Kampf, sich adrett anzuziehen, war Fergus Welch einfach nur ein reizender Mensch.
Darum kam es umso überraschender, als sie sich vor sechs Wochen begegnet waren und – zack! – ein Funke übergesprungen war. Es kam dermaßen unerwartet, dass man sich fragte, wen sie wohl als Nächsten aus heiterem Himmel unwiderstehlich finden würde. John Prescott? Robbie Coltrane? Johnny Vegas?
O nein, der arme Fergus, nicht dass er einem von
denen
ähneln
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