Vorsätzlich verliebt
Und das hier war Hollywood. Wenn die richtige Story den richtigen Leuten zur richtigen Zeit passierte, spielten die Medien verrückt. Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und alle wollten darüber berichten. Und ganz ehrlich, wer wäre nicht entzückt, wenn er hörte, dass einer der Stars von
Over the Rainbow
– noch dazu die reizende, rothaarige Britin, die immer so damenhaft wirkte – in Wirklichkeit eine eifersüchtige, männerverschlingende, hündchenmordende Psychopathin war?
»He, alles wird gut«, versprach Max. »Sag einfach jedem, er solle sich zum Teufel scheren.«
»Ja klar, als ob das helfen würde.«
Ein Reporter stand vor dem Haus, hielt ein Mikrophon und eine Kamera in der Hand.
»Droh der verrückten Zicke, sie zu verklagen.«
»Max, du gehst mir langsam auf die Nerven.«
»Also gut, dann komm nach Hause. Steig in ein Flugzeug und verschwinde von dort. Wir kümmern uns um dich.«
Augenblicklich wallten Tränen in Kayes Augen auf, denn was er vorschlug, war so verführerisch und so unmöglich. Wenn diese Geschichte noch höhere Wellen schlug, dann würde sie mehr als alles andere einfach davonlaufen wollen.
»Da wäre nur diese kleine Sache, die ich da am Laufen habe – man nennt das einen Job«, rief sie Max in Erinnerung. »Ich habe einen mörderischen Drehplan, und die Vertragsverlängerung für die nächste Staffel steht an, und irgendetwas sagt mir, dass das Studio nicht allzu begeistert wäre, wenn ich jetzt abtauche.«
Zu dem fernen Klopfen von Fingerknöcheln sagte Max: »Wir sind jedenfalls hier, falls du uns brauchst. Lass dich von diesen Idioten nicht unterkriegen. Und falls jemand Kontakt zu mir aufnehmen sollte, dann sage ich … also, da brat mir doch einer einen Storch!«
O Gott, was war jetzt passiert? War ein Übertragungswagen vor dem Haus in Roxborough vorgefahren? Mit spröden Lippen fragte Kaye: »Was ist los?«
»Mein Laptop steht hier vor mir, und ich habe dich gerade gegoogelt. Auf einer der Klatschseiten steht etwas über dich.«
»Und was?« Sie wappnete sich.
»Man nennt dich die Minihundmörderin von Beverly Hills.«
»Arme Mum.« Drei Tage waren vergangen, und »Lauffeuer« traf es nicht länger: Die Klatschmaschinerie von Hollywood hatte sich auf Kaye eingeschossen, und sie war nun die verhassteste Frau in ganz Amerika. Lou klickte auf den nächsten Link und sah ein Foto von Charlene, die tränenreich ein Foto von Babylämmchen umarmte. Der Begleittext lautete: »Ich weiß nicht, wie ich die Beerdigung überstehen soll. Ich möchte nur noch sterben.«
»Hör auf, dieses Zeugs zu lesen«, sagte Tilly.
»Kann ich nicht. Die reden von meiner Mum. Schauen Sie, hier ist ein Foto, wie man sie auf das Polizeirevier bringt. Sie hat nur ein Glas Wein getrunken und den Alkotest problemlos bestanden, aber trotzdem tun die so, als hätte sie ein Alkoholproblem. Wenn sie bis jetzt keines hatte, wird sie nach dieser Sache bestimmt eines haben.«
Tilly lugte über Lous Schulter und sah das Foto von Kaye, verständlicherweise durch den Wind und derangiert, mit zerrissenem Rock, aufgenommen am Tag des Unfalls. Natürlich hatte man auf den Auslöser gedrückt, als ihre Augen gerade halb geschlossen waren und sie so aussah, als hätte sie wochenlang gesoffen.
»Zarte englische Rose oder Alkoholfurie?«, hieß es hetzerisch in der Bildunterschrift.
»Die Gefahren der Eifersucht«, konnte man weiter lesen. »Kaye McKennas Karriere ist ein Trümmerhaufen, aufgrund einer unerwiderten Schwärmerei für ihren Chef und eines Augenblicks mörderischen Wahnsinns.«
»Denzil Weintraub ist in den Sechzigern.« Lou schüttelte angewidert den Kopf. »Warum kommt keinem von denen der Gedanke, dass meine Mum nicht an irgendeinem fetten, alten Regisseur mit missglückter Haartransplantation und Kartoffelnase interessiert ist?«
»Weil er ein millionenschwerer, supererfolgreicher, fetter, alter Regisseur ist.« Tilly wies auf die relevanten Zeilen des Textes.
»Meine Mum ist nicht so eine! Sie jagt keinen hässlichen, alten Männern hinterher, nur weil sie reich sind.«
»
Wir
wissen das. Keine Sorge, sie steht das durch. Mach jetzt den Computer aus, Süße.«
»Wollen Sie zufällig verhindern, dass ich den nächsten Link zu sehen bekomme?« Amüsiert schob Lou die Maus hin und her. »Ist schon gut, ich habe ihn bereits gelesen. Ein verrückter Psychologe behauptet, Mum hätte einen zeitverzögerten Nervenzusammenbruch, weil ihr Ehemann sich als schwul geoutet hat. Das
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