Vorsätzlich verliebt
entfallen …
Oh!
»Die Alzheimerhilfe!« Tilly nickte triumphierend. Wow, gerade noch rechtzeitig.
Stella meinte gehässig: »Einen Moment lang dachte ich, du hättest es vergessen.«
»Das hätte ich auch beinahe.« Tilly brachte ein Lächeln zustande. »Ich unterstütze so viele wohltätige Zwecke!«
»Es ist eine gute Sache«, meinte Jack.
»Und es ist kein Date«, rief Tilly ihm in Erinnerung, weil es immer noch aufsässige Gesichter gab.
»Absolut nicht.« Jack schüttelte zustimmend den Kopf. »Großer Gott, ich freue mich nicht einmal darauf. Manchmal muss man einfach seine Pflicht erfüllen, nicht wahr?« Er leerte sein Glas und grinste. »Geht die nächste Runde auf mich?«
Unter hasserfüllten Blicken sah Tilly auf ihre Uhr. So war es also, wenn man jemandem einen Gefallen erwies. Falls man sie vorher nicht aus der Stadt jagte, konnte sie es kaum erwarten, ebenfalls einen Gefallen einzufordern.
War es endlich Zeit, nach Hause zu gehen?
16. Kapitel
Nach drei Jahren in Los Angeles hätte man doch denken können, dass sie die komischen kalifornischen Schrullen gewohnt sei, aber auf Partys musste Kaye immer noch lächeln. Diese hier, die der Regisseur von
Over the Rainbow
gab, war in vielerlei Hinsicht glanzvoll und verschwenderisch, und doch endete sie ganz pünktlich – wie eine Geburtstagsparty für Sechsjährige: und zwar exakt um 17 Uhr. Denzil und Charlene Weintraubs Haus in den Hollywood Hills war atemberaubend, und die Roben und der Schmuck der weiblichen Gäste funkelten im Sonnenlicht, aber ganz ehrlich, es war keine Party, an die man sich bis ans Ende seiner Tage erinnern würde. Hier in Kalifornien wurde erwartet, dass man Kontakte knüpfte, nicht, dass man sich amüsierte. Wer Spaß hatte, erntete Missbilligung, und tatsächlich etwas zu essen galt in dieser Welt der Größe 32 als gefährlicher Sport, dem nur jene frönten, die so töricht waren, sich vollkommen gehenzulassen.
Jedenfalls würde sie keine Limousine mit Chauffeur mieten, nur um anzugeben. Kaye zog ihren enggeschnittenen Rock hoch, glitt hinter das Steuer ihres Cabrios und fragte sich, ob sie es sich nur eingebildet hatte oder ob sich Charlene ihr gegenüber an diesem Nachmittag wirklich seltsam verhalten hatte. Am Swimmingpool hatte sie ihr zugezischelt: »Und? Hast du einen neuen Mann gefunden, Kaye? Einen eigenen, meine ich, nicht den einer anderen?«
Das war doch wirklich merkwürdig, oder nicht? Andererseits gab man der Frau seines Regisseurs keine Widerworte. Die kratzbürstige Charlene wurde von Denzil, dessen Kinder aus erster Ehe älter waren als sie, notorisch verwöhnt. Kaye hatte gerüchteweise gehört – nun ja, von Macy Ventura, der lebenden Gerüchteküche Hollywoods, die so gut wie alles über so gut wie jeden wusste –, dass Charlene heimlich gegen ihre Schmerzmittelsucht ankämpfte, darum legte man sich besser nicht mit ihr an.
Kaye ließ den Motor an und verließ ihren Parkplatz. Sie wartete, bis eine funkelnde schwarze Stretchlimousine an ihr vorbeigefahren war, dann lenkte sie ihr Cabrio in Richtung Ausfahrt. Musik, Musik. Sie schaltete das CD -Gerät ein und schob den Lautstärkeregler nach oben, als Jennifer Hudson ihr »And I Am Telling You I’m Not Going« schmetterte. O ja, das war Kayes absoluter Lieblingssong. Sie wurde seiner niemals müde, und der kraftvolle Text rief ihr jedes Mal aufs Neue Gänsehaut hervor. Genau dieser Song sollte bei ihrer Beerdigung gespielt werden, mit dem zusätzlichen Bonus, dass alle amerikanischen Trauergäste entsetzt und alle Briten entzückt wären. Amüsiert sah Kaye die Szene vor sich: Vielleicht käme die Musik aus unsichtbaren Lautsprechern, die im Deckel ihres Sarges eingelassen wären. Max fände das zum Brüllen komisch. Wenn er die Beerdigung organisierte, würde er dafür sorgen, dass der Deckel offen stand und eine Plastikhand herausglitt, während der Song an Tempo zulegte …
Scheiße, was war das?
Im Bruchteil einer Sekunde kam die winzige braune Kreatur quasi aus dem Nichts geschossen, genauer gesagt, hinter einer Palme hervor, und verschwand unter ihren Vorderrädern, bevor sie auch nur die geringste Chance hatte, darauf zu reagieren. Kaye trat auf die Bremse und stieß einen Entsetzensschrei aus, während der Wagen schlitternd zum Stehen kam. O Gott, hoffentlich hatte sie das Tier nicht überfahren, selbst wenn es nur eine Ratte war. War alles gutgegangen, oder war sie tot? Es hatte wie eine Ratte ausgesehen, aber war es wirklich
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