Vorsätzlich verliebt
und immer wieder gesagt, dass es so nicht funktionierte. Und hatte Stella sich das auch nur im Geringsten zu Herzen genommen?
»Warum darf ich dich nicht so verletzen, wie du mich verletzt hast?«, jammerte Stella. »Ich bin besser als du! Und ich habe noch nie einer Frau den Ehemann gestohlen!«
Man drang einfach nicht zu ihr durch. Traurigerweise drang sie dagegen zu den Passanten durch, die stehen blieben und das Drama interessiert beobachteten. Erin war am Ende ihrer Weisheit. Konnte sie wirklich die Polizei rufen, oder würden sie sie auslachen und sie womöglich sogar abmahnen, weil sie ihre Zeit verschwendete? Sollte sie sich mit einem Anwalt in Verbindung setzen? Oder einen Auftragskiller anheuern, der Stella entsorgte?
»He, was ist hier los?«
Es war Max Dineen, der auf sie zukam. Hatte Tilly ihm erzählt, dass Stella sie belästigte? Erin wappnete sich, denn er und Stella waren seit Jahren befreundet. Wenn er Stellas Partei ergriff und sie ebenfalls beschuldigte, eine ehebrecherische Schlampe zu sein, würde sie auf der Stelle tot umfallen.
Stella drehte sich beim Klang seiner Stimme um und brach bei seinem Anblick prompt in Tränen aus.
»Verdammt«, rief Max. »So hässlich bin ich doch nun auch wieder nicht, oder?«
Aus seinem lakonischen Tonfall und dem Blick, den er ihr schenkte, schloss Erin, dass er die Situation retten würde.
»O Max!« Stella klang verzweifelt. »Ich bin am Ende. Ich will nur noch sterben.«
Erin war nicht stolz auf die kleine Stimme in ihr, die dachte, was für ein Glücksfall das wäre. Sie sah, wie Stella in die Arme von Max stolperte.
Max sank der Mut. Verdammt, das war einer dieser Momente, in denen man sich weit weg wünschte. Es machte ihm nichts aus, einen Streit zu schlichten, aber das hier war viel komplizierter. Stella krakeelte, sie weinte nicht. Er hätte nie erwartet, dass sie einmal an seiner Schulter lautstark in Tränen ausbrechen würde, das war in etwa so, als würde auf der High Street ein Ufo landen. Aber genau das tat sie jetzt. Er spürte ihre Tränen an seinem Hals, ihre Finger bohrten sich in seinen Rücken. Sie war wirklich am Ende. Ihr Haar presste sich gegen sein Gesicht, eine unglaublich gruselige Erfahrung, wenn man bedachte, dass es gar nicht wirklich Stellas Haar war, sondern ursprünglich das irgendeiner uralten russischen Bäuerin.
»Max … Max … ich w-weiß nicht mehr, was ich t-t-tun soll.«
Zu spät, um sich jetzt noch zu verdrücken.
»Ist schon gut, ist schon gut.« Max tätschelte Stellas Rücken und zog ein sauberes Taschentuch aus einer Jackentasche. »Hier, nimm das.«
Erin trat einen Schritt zurück. »Ich muss in den Laden. Ich habe eine Kundin.«
»Nur zu.« Er lächelte ihr zu. Sie tat ihm leid. »Ich kümmere mich um sie hier.«
Erin schenkte ihm einen Blick dankbarer Erleichterung und eilte zurück in den Laden. Max musterte die umstehenden Passanten und sagte: »Die Show ist vorbei, packt euer Popcorn wieder ein, Leute. Es gibt heute kein Blutvergießen.«
»Wohin g-gehen wir?«, hickste Stella, als er sie die Straße entlangschob.
»Zu dir. Du bist nicht in der Lage, heute in den Laden zu gehen.« Sie hatten seinen Wagen erreicht. Max öffnete die Beifahrertür. »Komm schon, steig ein.«
»O Max. Ich danke dir. Bleibst du ein wenig bei mir? Du wirst mich nicht einfach absetzen und dann wegfahren?«
Na toll, er hatte ja auch nur eine Million anderer Dinge zu tun. Tja, es war zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Stella war nicht gerade eine enge Freundin, aber sie kannten einander aufgrund ihrer überlappenden Geschäftsbereiche schon seit mehreren Jahren, und er mochte sie. Sie war herrisch, sehr direkt und selbstbewusst. In aller Regel. Jetzt gerade war sie das genaue Gegenteil. Man musste einfach Mitleid haben.
»Ich bleibe bei dir«, versprach Max. »Zumindest kurz.«
In ihrem modernen, supersauberen, superaufgeräumten Zuhause öffnete Stella eine Flasche Weißwein und kippte das erste Glas in einem Zug hinunter.
Max runzelte die Stirn. »Fühlst du dich dadurch besser?«
»Keine Ahnung. Ich sag’s dir, sobald ich es weiß. Ich bin völlig am Boden, Max. Am Boden!« Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Morgens wache ich auf, und alles tut weh. Diese Frau hat mir meinen Mann gestohlen.«
Sie sah gar nicht gut aus. Ihr Gesicht war angespannt und nicht wie üblich sorgfältig gestylt. Das machte die Eifersucht aus einem – sie zerstörte das Selbstvertrauen und knabberte das
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