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Vorsätzlich verliebt

Vorsätzlich verliebt

Titel: Vorsätzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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Weihnachtsfest hatte Monica ihm eine Schachtel Kerzen in mehrfarbigen Votivgläsern geschenkt und gemeint: »Du kannst sie auf die Regale in deinem Schlafzimmer stellen. Nichts ist romantischer als Kerzenlicht im Schlafzimmer.«
    Es verstand sich von selbst, dass die Kerzen immer noch unausgepackt im Schrank lagerten. Einen Augenblick lang fragte sich Jack, ob er sie herausholen sollte. Einerseits wollte er Tilly unbedingt beeindrucken, andererseits wollte er nicht, dass sie das Gefühl hatte, in einen Austin-Powers-Fummelfilm geraten zu sein.
    Na gut, keine Kerzen. Möglicherweise gab es Dinge, mit denen nur eine Frau durchkam. Vor dem Spiegel über der Kommode überprüfte er, ob seine Haare nicht wieder zu Berge standen, dann ging er zum Fenster, um die Vorhänge zuzuziehen. Als er nach ihnen griff, stieß er mit dem linken Arm gegen die silberblaue Keramikschüssel auf dem Fenstersims. Rose hatte sie in einem Kunsthandwerkladen in Tetbury gekauft, eigenhändig silberne Sterne und Punkte darauf gemalt und verkündet, es sei die perfekte Schale für einen Wildblumenstrauß. Es verstand sich von selbst, dass er sich nie daran versucht hatte. Seit Rose tot war, blieb die Schale leer. Nun ja, er war ein Mann. Männer pflückten keine Blumen und entzündeten auch keine Kerzen. Er schob die Schale näher an die Fensterscheibe, dann wollte er die Vorhänge schließen.
    Jack erstarrte, als ein Wagen in seine Straße bog. Nicht irgendein Wagen, es war ein roter Audi mit einem Nummernschild, das er nicht nur erkannte, er kannte es auswendig. Es war unmöglich, und doch sah er es mit eigenen Augen. Einen Augenblick lang stockte ihm der Atem. Sie hatte immer schon einen großartigen Sinn für das richtige Timing besessen.
    Dann musste er am Fenstersims Halt suchen, während ihn eine Welle aus Schock und Hoffnung und Schwindelgefühlen durchströmte. Er sah, wie der Audi durch die offene Pforte auf das Haus zufuhr.
    Er halluzinierte nicht.
    Es war der Wagen von Rose.

33. Kapitel
    Das war doch verrückt. Jack schüttelte den Kopf, befahl sich, sich zusammenzureißen. Rose war tot. Möglicherweise handelte es sich um den Wagen von Rose, aber Rose saß nicht am Steuer.
Weil sie nämlich tot war
.
    Er wusste das. Es war nur der Schock des unerwarteten Anblicks. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sein Gehirn geglaubt, der Unfall sei nie geschehen, und Rose würde noch leben. Einen Augenblick lang setzten sogar Schuldgefühle ein, weil sie dann herausgefunden hätte, dass er dabei war, ihr untreu zu werden, und die Ausrede, er habe gedacht, sie sei tot, wäre bei Rose
nicht
gut angekommen.
    Jack holte mehrmals tief Luft, sammelte sich innerlich. Sie war nicht zurückgekommen. Nur ihr Wagen war zurückgekommen. Nach Roses Tod hatte er nicht gewusst, was er mit ihrem geliebten roten Audi anfangen sollte. Als der alte Fiesta von Roses Eltern vom TÜV mit Pauken und Trompeten aus dem Verkehr gezogen worden war, hatte er ihnen den Audi nur zu gern überlassen. Zweifellos wurde er seitdem jede Woche liebevoll gewaschen, poliert und gehegt und immer nur im Rahmen der Geschwindigkeitsbegrenzung gefahren.
    Aber echt, großer Gott. Sie hätten ihm beinahe einen Herzinfarkt beschert. Dass sie ausgerechnet heute auftauchen mussten. Es war fast, als hätte Rose sie hergeschickt.
    Unten in der Auffahrt blieb der Audi stehen, und die Türen öffneten sich. Bryn stieg zuerst aus, gefolgt von Dilys. Sie wirkten älter, langsamer, müder, von Trauer zermürbt. Jack, der sie seit zwei Jahren nicht gesehen hatte, spürte, wie ihm bei ihrem Anblick der Mut sank.
    Vielleicht blieben sie ja nicht lange.
    Er sollte Tilly in einer Stunde abholen.
     
    Bryn Symonds war fast siebzig, hatte dünnes, graues Haar und ein von Resignation geprägtes Gesicht. Einst war er die Seele des Dorfes gewesen, dreißig Jahre lang hatte er einen kleinen Eisenwarenladen betrieben. Doch mit der Ankunft der Riesenbaumärkte war Bryns Laden in Schwierigkeiten geraten. Mit Hilfe loyaler Kunden vor Ort hatte er ihn halten können, doch es war immer ein Kampf geblieben. Dann war Rose verunglückt, und Bryn war nicht länger die Seele des Dorfes. Er schloss den Laden und ging in den Ruhestand.
    Dilys hatte niemals gearbeitet. Sie war eine stolze Waliser Hausfrau und beschäftigte sich damit, Fenster zu putzen, Risse im Lack auszubessern, Böden zu schrubben und Brot zu backen. Ihr kleines Haus war makellos.
    Und Rose, ihr geliebtes einziges Kind, war der Mittelpunkt ihrer Welt

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