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Vorsätzlich verliebt

Vorsätzlich verliebt

Titel: Vorsätzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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über die rotgeränderten Augen. »Du bist der einzige Mensch, der unsere Rose so sehr liebt wie wir. Du bist der einzige Mensch, der uns versteht, weil sie dir auch fehlt. Ich weiß, die anderen können nichts dafür, aber es ist, als ob Rose sich allmählich auflöst, ausradiert wird, als ob ihr Bild immer mehr verblasst. Und alle anderen leben weiter, als ob sie nie existiert hätte.«
     
    Jack floh aus der Küche nach oben. Es war bereits 20  Uhr 30 , und er konnte sich nicht mehr erinnern, ob er Tilly um 20 oder um 21  Uhr abholen sollte. So sehr nahm ihn die Trauer von Bryn und Dilys Symonds mit. Außerdem war diese Trauer ansteckend. In diesem Augenblick war er durchdrungen von Scham und Schuldgefühlen.
    Nachdem er die Schlafzimmertür fest hinter sich zugezogen hatte, zog er sein Handy heraus. Was hatte er schon für eine andere Wahl?
     
    Was war nur los? Jack hatte gesagt, er würde um acht Uhr hier sein. Anfangs hatte Tilly Gedanken daran verschwendet, dass er nicht auftauchen könnte, aber nun war sie verkrampft und angespannt. Acht Uhr war gekommen und gegangen, und seitdem tigerte sie in der Küche auf und ab. Sie war zurechtgemacht, konnte aber nichts mit sich anfangen. Es war wieder wie mit sechzehn, als der Junge, auf den man seit Monaten stand, sagte, er würde einen an der Bushaltestelle treffen und einen dann versetzte.
    Zur Ungläubigkeit gesellte sich Kummer, als die Zeiger der Uhr langsam, aber unerbittlich auf halb neun zutickten. Alle zwei Minuten fühlte sie sich gezwungen, zu überprüfen, ob das Handy noch funktionierte. Um halb neun setzte sie all ihre Hoffnung auf einen Autounfall. Nicht schlimm, nur schlimm genug, dass Jack in seinem Wagen eingeklemmt war und sein Handy nicht erreichen konnte. Sobald die Feuerwehr ihn befreite, würde er sie anrufen, vielleicht ein wenig angeschlagen und blutbeschmiert, aber ansonsten unverletzt, und er wäre ja so furchtbar zerknirscht, und sie würde ihm sagen, er solle doch nicht dumm sein, er sei schließlich unverletzt, und nur darauf komme es an, aber er würde wiederholen, wie leid es ihm tat, und noch während die Sanitäter ihn aufforderten, das Handy wegzustecken, weil sie ihn durchchecken müssten, würde sie Jack zu ihnen sagen hören: »Es gibt nur einen Menschen, von dem ich durchgecheckt werden möchte, und dieser Mensch ist am anderen Ende dieser Leitung.«
    Rrrinngg
. In der realen Welt klingelte endlich das Telefon auf dem Couchtisch. Tilly warf sich wie ein Rugbyspieler auf das Gerät. Natürlich rief er an, natürlich hatte er eine glaubhafte Entschuldigung, wahrscheinlich wollte er ihr sagen, dass er sich schon auf dem Weg befinde und in zwei Minuten bei ihr sei …
    »Hallo?«
    »Hallo, ich bin’s. Hör zu, es tut mir leid, aber ich schaffe es heute Abend doch nicht. Es ist etwas dazwischengekommen.«
    Es war Jacks Stimme, aber er klang nicht wie Jack. Er klang abgelenkt, distanziert, gar nicht wie er selbst.
    »Geht es dir gut?« Tillys Handflächen wurden feucht. »Bist du krank?« Noch während sie sprach, hörte sie, wie sich eine Tür öffnete und eine Frauenstimme entschuldigend rief: »Oh … tut mir leid …
    »Nein, mir geht es gut. Äh, ich kann jetzt nicht reden. Tut mir leid wegen heute Abend, ich rufe dich morgen an. Bis dann.«
    »Warte …« Aber es war zu spät, die Leitung war bereits tot. Sie starrte das Telefon an, versuchte sich vorzustellen, was passiert sein könnte.
    Nur …
    Nur dass sie die Antwort darauf schon kannte, nicht wahr? Es hatte mit einer anderen Frau zu tun. Oder mit anderen Frauen. Plural. Denn ganz ehrlich, das Leben von Jack Lucas drehte sich um Frauen. Er umgab sich mit ihnen, amüsierte sich mit ihnen, brach ihnen das Herz.
    Und sie wäre
beinahe
in diesen Wahnsinn hineingezogen worden. War kurz davor gewesen, sich ihm hinzugeben, ein Teil seines Harems zu werden, sich total zum Narren zu machen. Jack war darauf programmiert, die Frauen zu verletzen, die durch sein Leben wanderten. Das war bei ihm so selbstverständlich wie Atmen. Während sie sich der Phantasie hingegeben hatte, dass dieses Mal alles anders sein würde, hatte er bildlich gesprochen ihren Namen bereits von seiner To-do-Liste gestrichen.
    Denn er war nicht an einer richtigen, sinnvollen Beziehung interessiert. Rose war seine große Liebe gewesen, und er hatte sie verloren. Seit ihrem Tod hatte er sich gegen das Risiko, so etwas jemals wieder geschehen zu lassen, immunisiert. Je mehr Frauen, desto sicherer fühlte

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