Vorsaison
erklärte, dass ich mich auf keinen Fall erpressen ließe, aber auch nicht
vorhätte, Lloret zu verlassen, nur weil ein paar Bullen meinten, dass sie ihre
Position missbrauchen könnten! Auch in Spanien gab es Richter! Ich mochte
illegal im Land sein und für meine Arbeit keine Steuern zahlen, aber das lag
ebenfalls nicht an mir, sondern an dem bescheuerten System, das es Ausländern
fast unmöglich machte, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Dennoch hatte ich
Rechte! Ich fand, dass wir Mädchen in diesem Punkt zusammenhalten sollten und
uns auch nicht erpressen lassen sollten! Dies sagte ich auch zu Donna.
Daraufhin blieb Donna stehen und gab mir den eindringlichen Rat, die Sache
einfach auf sich beruhen zu lassen und falls diese Bullen wiederkämen, einfach meine
Koffer zu packen. Ich schüttelte den Kopf. Mittlerweile standen wir in der
Straße vom „Mau-Mau“ und ich sah, wie Corinna gerade von der anderen Seite um
die Ecke bog. So, als ob sie uns nicht gesehen hätte, ging sie schnurstracks in
die Bar.
>>Hör zu<<, sagte Donna,
>>ich weiß, du hast einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Ich
erinnere mich noch, wie du eines Abends vorgeschlagen hast, dass jedes Mädchen
pro Abend 500 Peseten von ihrem Umsatz an Rosi abgibt, weil die so oft leer
ausgeht.<<
Ich wusste nicht, was das eine mit
dem anderen zu tun hatte und Donna fragte mich, ob ich mich noch an die
Reaktion der anderen Mädchen, allen voran der von Corinna, erinnern könnte. Ich
nickte. Mir war die totale Ablehnung entgegen geschlagen und selbst Rosi war
wegen des Vorschlages sauer mit mir gewesen.
>>Genau das wird dann wieder
passieren, nur noch viel heftiger!<<, sagte Donna.
***
>>Was hattest du denn mit der
zu bequatschen?<<, fragte Corinna, gleich nach meinem Eintreffen.
>>Ach nichts<<,
antwortete ich. >>Ich habe Sonja nicht erreicht und da bin ich noch
schnell zu Ramon auf einen café und hab‘ Donna dort getroffen.<<
Ich hatte Corinna noch von dem
Bankkonto erzählen wollen, doch im gleichen Augenblick kamen auch die beiden
Schottinnen. Die Spanierinnen waren schon vor uns eingetroffen und Paco wollte
uns noch etwas mitteilen, bevor die ersten Gäste kamen. Er bat uns darum, nach
Möglichkeit nichts über die Razzia zu erzählen. Denjenigen, die davon gehört
hätten, sollten wir einfach sagen, es sei bloß eine Routineinspektion gewesen
und das „Mau-Mau“ sei auch nur aus dem Grund ein paar Tage geschlossen gewesen,
weil man ein paar Renovierungs-arbeiten durchgeführt habe. Und es sei halt bloß
ein Zufall gewesen, dass die Razzia mit den Renovierungsarbeiten
zusammengefallen wäre. Ich sah mich um und mein Blick viel auf die blinden
Spiegelkacheln und die aufgeplatzten Polster der Barhocker. Dachte Paco
eigentlich allen Ernstes, dass seine Gäste so blöd waren, dies zu glauben? Zum ersten Mal ging mir dabei jedoch auch ein anderer Gedanke durch den Kopf!
Ich wusste, was ich und was Corinna verdiente und ich wusste auch so ungefähr,
was die beiden Schottinnen und Donna verdienen mussten. Somit war es für mich einfach,
auszurechnen, was Paco verdiente — und zwar nur an uns Mädchen! Den normalen
Getränkeverkauf, denn unsere Gäste tranken ja auch, hatte ich bei meiner
Kalkulation noch nicht einmal mitgerechnet. Jedenfalls machte Paco einen
beachtlichen Umsatz und somit war es auch kein Wunder, dass er dem Besitzer des
„Japόn“ ein Dorn im Auge war. Aber wo blieb das ganze Geld, das Paco
verdiente? Entweder er zahlte für diese Baracke einen horrenden Mietpreis oder
er frönte irgendeinem Laster! Noch nicht einmal ein anständiges piso konnte sich Paco offenbar leisten, denn ansonsten hätte er ja wohl nicht in dem
Verschlag über der Bar gehaust und wäre zum Duschen zu Ramon gegangen! Auch
Pacos Auto war alles andere als neu und er gab auch nicht sonderlich viel Geld
für Klamotten aus. Wenigstens die Bar hätte er ja mal ein wenig renovieren
können, aber auch dies tat er nicht und ich fragte mich nun — warum.
Kurz darauf ging ich mit Corinna
erneut zu Ramon. Heute war immerhin Dienstag und ich wollte zurück sein, bevor
Adelio kommen würde. Auf dem Weg zu Ramon fragte ich Corinna, ob sie wüsste,
was Paco mit all dem Geld machte, dass er verdiente. Doch Corinna konnte mir
nicht ganz folgen und deshalb erklärte ich ihr meine Gedanken.
>>Ich glaube du hast überhaupt keine
Vorstellung davon, wie viele Kosten so eine Bar verursacht und was Paco an
Miete und Strom bezahlen muss! Dann kommt noch die
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