Vorsaison
fragte Donna nach dem Namen der Bank, bei
der sie ihr Konto hatte und nahm mir vor, noch am selben Abend mit Corinna
darüber zu sprechen. Auch für sie wäre ein eigenes Konto die ideale Lösung.
>>Hast du eigentlich keine
Angst, dass diese Bullen nun regelmäßig auftauchen, um abzukassieren?<<,
fragte ich Donna dann und sprach damit meine größte Befürchtung aus. Donna
seufzte.
>>Ehrlich gesagt schon. Aber unser
Chef ist heute Mittag hier gewesen, um mir zu sagen, dass die Bar heute
Abend wieder öffnet und er hat mir auch gesagt, dass ich mir keine Sorgen
machen müsste und diese Polizisten uns nun in Ruhe ließen.<<
>>Und hast du ihm das
geglaubt?<<
Donna zuckte mit den Schultern.
>>Keine Ahnung. Meine Mutter
hat mir früher immer erzählt, wie korrupt die Polizei in Mexiko sei — dagegen
ist das hier echt harmlos. Jedenfalls habe ich mir geschworen, dass ich, wenn
diese Typen nochmals zum Abkassieren vorbei kommen, meine Zelte hier ganz
abbreche und nach Marbella gehe.<<
Ramon hatte bekanntlich lange Ohren,
doch statt zu flüstern, was sein Interesse nur noch mehr erregt hätte,
unterhielten wir uns in normaler Lautstärke. Allerdings auf Englisch und wir
vermieden bewusst Wörter, wie Paco oder Mau-Mau .
Donna hatte eine Pause gemacht und
den letzten Rest ihrer Makkaroni gegessen. Ich hatte mir nur einen café solo bestellt und Ramon gesagt, dass ich später noch mal mit Corinna zum Essen käme.
Natürlich war die Razzia immer noch das Gesprächsthema und es hatte eine Weile
gedauert, bis Donna und ich Ramon abgewimmelt hatten und uns in Ruhe
unterhalten konnten.
>>Was glaubst du denn, hat unser
Chef getan, damit diese Bullen uns in Zukunft nicht mehr
belästigen?<< Ich hatte mit der Frage gewartet, bis Donna ihren Teller
geleert hatte.
>>Ich denke, dass er eine
beachtliche Summe dafür hat hinblättern müssen!<<, antwortete Donna
unverzüglich.
>>Und du glaubst, damit hat
sich die Sache erledigt?<<
>>Ich kann dir sagen, was mein
Bauch dazu sagt. Wenn du einmal angefangen hast Schutzgeld zu bezahlen, und das
ist es meiner Meinung nach, was Paco getan hat, dann kommen die immer wieder —
solange bei dir noch was zu holen ist… .<< Donna holte tief Luft und fuhr
sich mit einer Hand fahrig über die Stirn. >>…und solange werden sie auch
versuchen, uns abzukassieren!<<
>>Aber das sind doch
Polizisten! Wie können die uns oder du weißt schon wen erpressen?<<
Donna lachte bloß.
>>Mein Gott Schätzchen, bist du
wirklich so naiv? Was glaubst du? Nur weil die eine Uniform tragen und einen
Eid geschworen haben, sind alle Polizisten gleich über jegliche Straftaten
erhaben? Es sind Menschen, genau wie wir! Weißt du, was so ein Polizist hier
verdient?<<
Ich schüttelte den Kopf.
>>Eben!<< Donna seufzte.
>>Glaube mir, da ist die Versuchung groß!<<
>>Aber kann man denn nichts
gegen diese korrupten Polizisten machen? Es muss doch auch gute Polizisten
geben!<<
Ich machte eine Pause und überlegte.
>>Was ist denn beispielsweise
mit dem Chef der Municipal?<<, fügte ich aufgebracht hinzu.
Donna warf einen Blick auf ihre Uhr.
Es wurde Zeit, wollten wir pünktlich im „Mau-Mau“ sein.
>>Keine Ahnung<<, sagte
sie dann. >>Entweder der Chef weiß es nicht oder er sieht weg. Vielleicht
kassiert er ja auch seinen Anteil. In Mexiko ist das wohl so. Und bestimmt sind
hier auch nicht prinzipiell alle Bullen korrupt, aber die, die es nicht sind,
wollen sich bestimmt nicht mit denen, die es sind, anlegen!<<
Donna rief nach Ramon, damit er die
Rechnung brachte. Wir bezahlten und machten uns auf den Weg zum „Mau-Mau“.
Unterwegs fragte ich Donna, ob sie glaube, dass auch die anderen Bars von
diesen Polizisten erpresst würden und sie zuckte wieder mit den Schultern.
Donna hatte vorher im „Japόn“ gearbeitet und ich wollte wissen, ob sie da
etwas von Schutzgeldzahlungen — oder wie immer man das, was da ablief, nennen
wollte — mitbekommen hätte. Donna schüttelte den Kopf und antwortete, dass man Eduardo
Senior aber auch nachsagen würde, er hätte einen sehr guten Draht zum
Bürgermeister und auch zur Polícia Municipal. Angeblich
waren der Bürgermeister und Eduardo Senior alte Schulfreunde und deshalb hätte
er wohl auch nichts zu befürchten! Genauso wenig, wie die Mädchen, die für ihn
arbeiteten.
>>Dafür müssen sie aber Eduardo
Junior gefällig sein und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was schlimmer ist!<<,
fügte Donna hinzu.
Mittlerweile war ich richtig wütend
und
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