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Vorsatz und Begierde

Vorsatz und Begierde

Titel: Vorsatz und Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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mir gerade selbst einen machen.«
    Pascoe folgte ihm in die Küche und lehnte sich, während Dalgliesh den Kaffee mahlte und das Wasser aufsetzte, in einer wenig überzeugenden Pose der Gelassenheit stehend an den Türrahmen. Dalgliesh fiel auf, daß er seit seinem Eintreffen in der Mühle eine beträchtliche Zeit mit dem Zubereiten von Speisen und Getränken für Besucher verbracht hatte. Als er mit dem Mahlen fertig war, erklärte Pascoe beinah trotzig: »Ich muß mit Ihnen reden.«
    »Wenn’s um den Mord geht, sollten Sie mit Chief Inspector Rikkards sprechen, nicht mit mir. Dies ist nicht mein Fall.«
    »Aber Sie haben die Leiche gefunden.«
    »Das könnte mich unter gewissen Umständen verdächtig machen. Aber es gibt mir nicht das Recht, außerhalb meines eigenen Dienstbereichs in die Kompetenzen eines anderen Beamten einzugreifen. Ich bin kein Ermittlungsbeamter. Aber das wissen Sie natürlich; Sie sind ja nicht dumm.«
    Pascoe hielt den Blick auf die sprudelnde Flüssigkeit gerichtet. »Ich habe nicht erwartet, daß Sie besonders erfreut sind über meinen Besuch«, erklärte er. »Ich wäre auch nicht gekommen, wenn ich einen anderen Menschen hätte, mit dem ich sprechen könnte. Aber es gibt Dinge, die ich mit Amy nicht diskutieren kann.«
    »Hauptsache, Sie vergessen nicht, mit wem Sie sprechen.«
    »Mit einem Polizisten. Das ist wie bei den Priestern, nicht wahr? Niemals außer Dienst. Einmal ein Priester, immer ein Priester.«
    »Ganz und gar nicht wie bei den Priestern. Keine Vertraulichkeitsgarantie bei der Beichte, und keine Absolution. Das versuche ich Ihnen gerade klarzumachen.«
    Beide schwiegen, bis Dalgliesh zwei Becher mit Kaffee gefüllt und ins Wohnzimmer hinübergetragen hatte. Sie saßen zu beiden Seiten des Kamins. Pascoe nahm zwar seinen Becher, schien aber nicht recht zu wissen, was er damit anfangen sollte. Er drehte ihn in beiden Händen, starrte auf den Kaffee hinab und machte keine Anstalten, ihn zu trinken. Nach einer Weile sagte er: »Es geht um Toby Gledhill, den Jungen – na ja, er war tatsächlich noch ein Junge –, der sich im Kraftwerk drüben umgebracht hat.«
    »Ich habe von Toby Gledhill gehört«, bemerkte Dalgliesh.
    »Dann wissen Sie vermutlich auch, wie er gestorben ist. Er hat sich vom Reaktor gestürzt und sich den Hals gebrochen. Das war am Freitag, dem 12. August. Zwei Tage zuvor, am Mittwoch, kam er abends um 8 Uhr zu mir. Ich war allein im Caravan, weil Amy mit dem Lieferwagen zum Einkaufen nach Norwich gefahren war und gesagt hatte, sie wollte noch ins Kino, es würde spät werden. Ich kümmerte mich inzwischen um Timmy. Dann klopfte es, und er stand da. Ich kannte ihn natürlich. Das heißt, ich wußte, wer er war. Ich hatte ihn ein- oder zweimal an diesen Tagen der offenen Tür im Kraftwerk gesehen. Da geh ich fast immer hin. Sie können mich nicht daran hindern, und ich hab dabei Gelegenheit, ein oder zwei unbequeme Fragen zu stellen, die ihrer Propaganda widersprechen. Und ich glaube, er war auch bei einigen Sitzungen für die Untersuchung hinsichtlich des neuen Druckwasserreaktors. Richtig kennengelernt hab ich ihn natürlich nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, was er von mir wollte, aber ich bat ihn herein und bot ihm ein Bier an. Ich hatte den Herd angemacht, weil ich eine Menge von Timmys Sachen trocknen mußte, deswegen war’s im Caravan furchtbar heiß und ziemlich feucht. Wenn ich an jenen Abend denke, sehe ich ihn immer noch durch eine Dampfwolke. Nach dem Bier fragte er mich, ob wir nicht rausgehen könnten. Er wirkte ruhelos, als leide er im Caravan an Klaustrophobie, und fragte mich mehr als einmal, wann Amy nach Hause kommen würde. Also hob ich Timmy aus seinem Bettchen, setzte ihn in sein Tragegestell, und wir zogen los, nordwärts an der Küste lang. Erst als wir schon bei den Abteiruinen waren, erklärte er mir, weshalb er gekommen sei. Er rückte ziemlich direkt damit heraus, ohne jede Vorrede. Er sei zu der Schlußfolgerung gelangt, daß die Nutzung von Kernkraft gefährlich sei und daß wir, bis wir das Problem des radioaktiven Abfalls gelöst hätten, nicht noch weitere Kernkraftwerke bauen dürften. Er benutzte da einen recht merkwürdigen Ausdruck. ›Sie ist nicht nur gefährlich, sie ist verderblich.‹«
    »Hat er gesagt, wieso er zu dieser Schlußfolgerung gekommen war?«
    »Ich glaube, das hatte sich im Laufe von ein paar Monaten in ihm aufgestaut, und Tschernobyl hatte das Faß zum Überlaufen gebracht. Er sagte, vor

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