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Vorsatz und Begierde

Vorsatz und Begierde

Titel: Vorsatz und Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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schlankes junges Mädchen mit gelbem, an den Spitzen orange gefärbtem Igelhaar geriet kurz ins Licht der Scheinwerfer. Dann fuhr der Golf auf der Küstenstraße nordwärts, bog beim Kraftwerk landeinwärts ab und nahm anschließend wieder Richtung Norden. Vierzig Minuten später stand ihr Ziel fest: der Kai von Wells-next-the-Sea.
    Er parkte den Fiesta neben dem Golf und folgte ihnen, ohne Carolines blau-weiße Mütze aus den Augen zu lassen. Sie schritten rasch aus, schienen sich nicht zu unterhalten, und keines der Mädchen warf einen Blick zurück. Am Kai verlor er sie vorübergehend aus den Augen, bis er entdeckte, daß sie auf ein Boot zugingen. Das war seine Chance; er mußte unbedingt mit Caroline sprechen. Fast im Laufschritt näherte er sich den beiden, die inzwischen bereits an Bord waren. Es war ein kleines Boot, höchstens fünfzehn Fuß lang, mit flacher Mittelkabine und Außenbordmotor. Beide Mädchen standen im Cockpit. Als er näherkam, drehte sich Caroline zu ihm um. »Was, zum Teufel, bildest du dir ein?«
    »Ich möchte mit dir reden. Ich bin dir gefolgt, seit du den Bungalow verlassen hast.«
    »Glaubst du, das weiß ich nicht, du Idiot? Du warst praktisch die ganze Strecke über in meinem Rückspiegel. Wenn ich dich hätte abschütteln wollen, hätte ich das mühelos tun können. Du solltest diese Sherlock-Holmes-Masche aufgeben. Das steht dir nicht, und dafür bist du nicht gut genug.« Aber es lag kein Ärger in ihrem Ton, nur eine Art zorniger Überdruß. »Caroline«, sagte er abermals, »ich muß mit dir reden.«
    »Dann warte bis morgen. Oder bleib, wo du bist, wenn’s unbedingt sein muß. Wir sind in einer Stunde wieder zurück.«
    »Aber wo wollt ihr hin? Was habt ihr vor?«
    »Mann Gottes, was glaubst du wohl, was wir vorhaben? Dies ist ein Boot, mein Boot. Das da draußen ist das Meer. Amy und ich, wir wollen eine Bootsfahrt machen.«
    Amy, dachte er. Amy wer? Aber Caroline stellte sie nicht vor. Ein wenig lahm wandte er ein: »Aber es ist schon spät. Es ist dunkel, und es wird neblig.«
    »Na und? Dann ist es eben dunkel und neblig. Wir haben Oktober. Hör mal, Jonathan, warum kümmerst du dich nicht um deine eigenen Angelegenheiten und fährst nach Hause zu deiner Mutter.«
    Sie machte sich im Cockpit zu schaffen. Er beugte sich hinüber und packte die Bootskante, spürte das sanfte Wiegen der Flut. »Caroline«, bettelte er, »bitte sprich mit mir! Fahr nicht! Ich liebe dich.«
    »Das möchte ich bezweifeln.«
    Beide schienen Amy vergessen zu haben. Verzweifelt fuhr er fort: »Ich weiß, daß du mich belogen hast. Deine Mutter ist gar nicht von Hilarys Vater in den Ruin getrieben worden. Kein Wort davon ist wahr. Hör zu, wenn du in der Klemme steckst, möchte ich dir helfen. Wir müssen reden. Ich kann so nicht weiter.«
    »Ich stecke nicht in der Klemme, und wenn, wärst du der letzte, an den ich mich wenden würde. Und jetzt nimm deine Pfoten von meinem Boot.«
    Als wäre es das Wichtigste, was jetzt zwischen ihnen geklärt werden müßte, fragte er: »Von deinem Boot? Du hast mir nicht erzählt, daß du ein Boot besitzt.«
    »Es gibt eine Menge Dinge, von denen ich dir nichts erzählt habe.«
    Und dann, ganz plötzlich, wußte er es. Nun gab es keinen Zweifel mehr. »Dann war es also nicht echt, oder? Überhaupt nichts war echt. Du liebst mich nicht und hast mich niemals geliebt.«
    »Liebe, Liebe, Liebe! Hör auf, dieses Wort rauszublöken, Jonathan. Fahr nach Hause. Stell dich vor den Spiegel, und sieh dich aufmerksam an. Wie konntest du jemals annehmen, daß es echt war? Dies hier ist echt, Amy und ich. Ihretwegen bleibe ich in Larksoken, und meinetwegen bleibt sie hier. So, jetzt weißt du’s.«
    »Du hast mich ausgenutzt.«
    Er wußte, daß er sich wie ein quengelndes Kind verhielt.
    »Jawohl, ich habe dich ausgenutzt. Wir haben uns gegenseitig ausgenutzt. Wenn wir ins Bett gingen, habe ich dich ausgenutzt, und du mich. So ist es nun mal mit dem Sex. Und falls du’s ganz genau wissen willst, es war eine verdammt schwere Arbeit und hat mich regelrecht krank gemacht!«
    Selbst in seinem Schmerz, seinem Elend und seiner Demütigung spürte er eine gewisse Dringlichkeit in ihr, die nichts mit ihm zu tun hatte. Ihre Grausamkeit war berechnet, aber es lag überhaupt keine Leidenschaft darin. Anders wäre es erträglicher für ihn gewesen. Seine Gegenwart war nur eine ärgerliche, doch unbedeutende Störung bei weit wichtigeren Unternehmungen für sie. Jetzt löste sich das

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