Vorsicht, Casanova!
einen Blick auf die Uhr. „Zwanzig Minuten. Keine Sorge, ich werde da sein.“
Ein leises Knacken der Holzdielen verriet ihm ihre Anwesenheit. Seine Hand zuckte – beinahe schuldbewusst, dachte sie –, dann beendete er das Gespräch und schob das Handy in seine Hosentasche. „Ich dachte, du würdest schlafen. Ich wollte dich nicht wecken.“
„Du hast mich nicht geweckt. Ich wollte reden.“
„Das möchte ich ja auch, aber im Moment ist leider kein guter Zeitpunkt. Es gibt da eine dringende Angelegenheit, um die ich mich kümmern muss.“
Plötzlich war ihr Mund staubtrocken, ihre Zunge klebte förmlich am Gaumen. „Jetzt?“, presste sie mühsam hervor. „Was ist wichtiger als unser Baby?“
Dane erstarrte. Irgendetwas flackerte in seinem Blick auf. „Wir werden reden. Ganz bestimmt. Aber es geht ums Geschäft. Ein Kunde.“
„Ein Kunde.“
„Hör auf, Mariel, bitte.“ Er wandte sich ab, um den Computer herunterzufahren, dann durchblätterte er einige Papiere. „Du musst mir in dieser Sache vertrauen.“
Ihm vertrauen? So wie sie Luc vertraut hatte? Auch er hatte sich um „geschäftliche Angelegenheiten“ kümmern müssen. Nur mit Mühe hielt sie die Tränen zurück.
Dane stand auf, faltete noch immer die Papiere zusammen, die er in den Händen hielt, und kam danach auf sie zu. Er hob ihr Kinn an, wobei sie die Anspannung in ihm bemerkte. „ Vertraust du mir?“
Sie dachte an seine Frauen, seinen Lebensstil als Playboy. Sie erinnerte sich an ihre Kindheit und die gemeinsamen Geheimnisse, ließ die vergangenen Wochen Revue passieren, die sie zusammen hier in seinem Haus verbracht hatten. Sie wollte ihm vertrauen. Oh, und wie. Er war der Vater ihres Kindes, daran konnte nichts und niemand etwas ändern. Für den Rest ihres Lebens würde dieser Umstand sie verbinden.
„Nun?“, fragte er. In seinen Augen zeichnete sich ein Gefühl ab, das sie nicht deuten konnte.
„Wenn wir kein Vertrauen zueinander haben, Dane, dann haben wir gar nichts.“ Sie konnte ihm nicht die Chance verwehren, sich zu beweisen. Tat sie es doch, gab es keinerlei Zukunft für sie drei.
Seine Schultern lockerten sich ein wenig, so als würde ein Teil der Anspannung von ihm abfallen. „Geh ins Bett. Schlaf dich aus. Du siehst so aus, als könntest du es gebrauchen.“ Der Kuss, den er ihr schenkte, war zärtlich, aber kurz.
Ob er nun geräuschlos hereinschlüpfte oder sie so fest schlief – obwohl sie sicher war, dass sie keine Minute geschlafen hatte – Mariel hörte nicht, wie er nach Hause zurückkehrte.
13. KAPITEL
Der folgende Tag begann wie ein Abgesang aus der Hölle und wurde mit jeder Stunde schlimmer. Mariel hörte, wie der Wind kurz nach dem Morgengrauen bereits an Stärke zunahm und über die Straße hinwegfegte. Von ihrem Schlafzimmerfenster aus konnte sie sehen, dass der Himmel in ein dunkles Braun getaucht war. Staubwolken verdüsterten die aufgehende Sonne.
Dane fuhr kurz danach zur Arbeit. Sie wartete, bis sie seinen Motor hörte, erst dann ging sie nach unten. Sie versuchte, etwas zu essen, doch allein bei dem Gedanken an Frühstück drehte sich ihr der Magen um. Die ersten Anzeichen von morgendlicher Übelkeit?
Die Wettervorhersage im Radio war deprimierend. Fünfundvierzig Grad Hitze und orkanartige Böen. Die Bewohner der Hügelgegend wurden aufgefordert, gemäß Notfallplan zu handeln: entweder die Häuser verlassen oder bleiben und sich auf einen harten Kampf einstellen, sollte Feuer ausbrechen.
Vormittags klingelte das Telefon. „Ah, Mariel“, erklang die erregte Stimme am anderen Ende der Leitung. „Daniel Huntington, hier. Ist Dane zuhause?“
„Nein, Daniel, er ist nicht hier. Haben Sie es in seinem Büro oder auf seinem Handy probiert?“
„Er geht bei beiden Nummern nicht ran.“
Der Klang seiner Stimme beunruhigte Mariel. Geistesabwesend strich sie mit einer Hand über ihren leeren Magen. „Ist alles in Ordnung? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
„Es stürmt wie verrückt hier draußen. Mir gefällt das nicht, Mariel. Hier sind verdammte Brandstifter unterwegs. Ein Funke und …“
Sie schloss die Augen und wünschte, sie müsste es nicht anbieten, aber … „Warum kommen Sie nicht runter zu uns und verbringen den Tag hier?“
Sein knappes „Ich verlasse das Haus nicht“ beunruhigte sie allerdings noch mehr.
„Es ist nur ein Haus, Daniel. Materielle Dinge können ersetzt werden. Sie sind derjenige, der wichtig ist.“
„Es ist Danes Haus, und ich werde nicht
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