Vorsicht, frisch verliebt
fing an zu weinen. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Sie hatte ihn endgültig verscheucht.
»Sag es mir, Tracy. Was kann ich tun, um dich glücklich zu machen?«
Einen Moment lang argwöhnte Tracy, ob Isabel wohl auch mit ihm gesprochen hatte. Aber, nein, dann hätte seine Stimme bei der Frage keinen derart zynischen Unterton gehabt. Trotzdem wünschte sie sich, sie hätte ihm eine ehrliche Antwort darauf gegeben.
Lieh mich, Harry. Lieb mich wieder so wie früher.
Harry fand seinen ältesten Sohn und seine jüngste Tochter vor der Villa. Als er Brittany von einer der Statuen pflückte, auf die sie geklettert war, um Jeremy zu zeigen, dass sie den Mut dazu besaß, wurde ihm bewusst, dass ihm unter seinem Hemd der kalte Schweiß ausgebrochen war. Doch er durfte die Kinder nicht sehen lassen, welche Verzweiflung er empfand, und so zwang er sich zu einem Lächeln, als er fragte:
»Wo ist Steffie?«
»Keine Ahnung«, antwortete sein Sohn.
»Setzt euch, Kinder. Ich muss mit euch reden.«
»Du fährst wieder weg, nicht wahr?« Jeremy, der dieselben strahlend blauen Augen wie seine Mutter hatte, bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Du fährst zurück nach Zürich, und du und Mama lasst euch scheiden.«
»Wir lassen uns nicht scheiden.« Allerdings wäre das der logische nächste Schritt, und Harrys Brust zog sich bei dem Gedanken derart schmerzlich zusammen, dass er nur noch mit größter Mühe Luft bekam. »Ich muss zurück zu meiner Arbeit, das ist alles.«
Jeremy schaute ihn an, als hätte er für alle Zeit die Sonne ausgelöscht.
»Das ist wirklich keine große Sache.« Harry nahm die beiden Kinder in den Arm und zog sie auf eine der Bänke, wo er all die richtigen Dinge sagte, außer, wann und wo sie einander wiedersehen würden. Er konnte nichts mehr planen, konnte kaum noch denken. Er hatte schon seit Monaten nicht mehr gut geschlafen. In den letzten beiden Nächten, zusammen mit seinen Kindern, hatte er die Augen endlich wieder einmal schließen können. Doch es war nicht der tiefe, friedvolle Schlaf, wenn Tracy an ihn geschmiegt ihre Arme über seine Brust gelegt hatte und er selbst in seinen Träumen eingehüllt war in den süßen, exotischen Geruch ihres wilden, schwarzen Haars.
»Wartet‘s ab, ehe ihr euch verseht, bin ich schon wieder da.«
»Wann?« Jeremy kam ganz nach seiner Mutter. Er hatte eine raue Schale, darunter jedoch war er ein höchst emotionales, sehr sensibles Kind. Was für Folgen hätte die Trennung der Eltern wohl für ihn?
»Ich rufe euch täglich an«, gab Harry die beste Antwort, die er geben konnte.
Brittany steckte den Daumen in den Mund und streifte sich die Schuhe von den Füßen. »Ich will nicht, dass du gehst.«
Gott sei Dank hielt Connor noch sein Schläfchen. Harry hätte es nicht ertragen, die kurzen, dicken Ärmchen vertrauensvoll um seinen Hals geschlungen und das Gesicht mit klebrigen Küssen zugepflastert zu bekommen. All die bedingungslose Liebe eines Sohnes zu erleben, den er nicht gewollt hatte. Wie konnte er erwarten, dass Tracy ihm verzieh, wenn er sich selbst nicht verzeihen konnte? Vor allem, nachdem durch die erneute Schwangerschaft die alte Wunde wieder aufgerissen worden war.
Er wusste, er würde dieses Baby lieben, wäre es erst einmal da. Verdammt, Tracy kannte ihn gut genug, um das ebenfalls zu wissen. Aber er hasste es, dass offensichtlich nur weitere Kinder ihr Erfüllung bringen konnten. Niemals er allein.
Er musste noch Steffie finden, doch hatte er Angst davor, ihr zu beichten, dass er wieder fuhr. Sie war eine Grüblerin und Kämpferin, genau wie er. Während die anderen Kinder um seine Aufmerksamkeit buhlten, hielt sie sich bewusst zurück, als wäre sie nicht sicher, dass sie für ihn denselben Stellenwert besaß wie ihre Geschwister. Manchmal brach ihm der Anblick ihrer gerunzelten Stirn schier das Herz. Er wünschte, er wüsste, wie er sie etwas härter machen könnte.
Jeremy fing an, gegen die Bank zu treten, und Brittany zupfte nervös an ihrem Kleid. Er wusste einfach nicht, was er für sie tun könnte in dieser Situation. »Sucht ihr mal eben eure Schwester? Ich bin in ein paar Minuten wieder da.«
Mit einem beruhigenden Lächeln wandte er sich ab und marschierte in Richtung des kleinen Bauernhauses, wo er hoffte, Tracys Exmann zu finden. Er hätte sich längst mit diesem Mistkerl auseinander setzen sollen, doch der verdammte Hurensohn wich ihm seit seiner Ankunft systematisch aus.
Ren stand neben der Haustür und
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