Vorsicht, frisch verliebt
dass es ihm egal gewesen war.
Die Tür des Bads ging auf, und beinahe hätte er den Kaffee über der Bettdecke verschüttet. Mit nichts als ihrem schwarzen Fransentuch und dem roten Tanga, den er am Vortag aus einem Impuls heraus für sie erstanden hatte, lehnte sie im Türrahmen und sah ihn lächelnd an.
»Und, habe ich deine Vorstellung getroffen?«
»Übertroffen wäre das passendere Wort.« Lächelnd zog sie das Tuch von ihren Schultern. Und bis sie ihren Kaffee endlich tranken, war er kalt.
»Ich liebe San Gimignano«, sagte sie, als sie durch den Regen zurück in Richtung ihres Häuschens fuhren. »Ich hätte ewig dort bleiben können.«
Er verbarg sein Lächeln und schaltete die Scheibenwischer eine Stufe herauf. »Aber du wirst mich nicht noch mal dafür bezahlen, oder?«
»He, falls irgendjemand dafür bezahlen müsste, dann ja wohl eindeutig du, denn ich war wirklich gut. Gib es zu.« Sie sah so selbstzufrieden aus, dass ihm gar nicht in den Sinn kam, ihr zu widersprechen.
»Du warst sogar Weltklassse.«
»Das finde ich auch.«
Lachend wollte er sie küssen, doch als er die Hände vom Lenkrad löste, hielt sie ihm dafür eine Strafpredigt.
Lässig kreuzte sie die Beine und ließ eine ihrer Sandalen baumeln. »Wenn du mir eine Note geben müsstest, welche wäre das?«
»Eine Note?«
»Eine Bewertung.«
»Ich soll dich bewerten?« Gerade als er gedacht hatte, sie könne ihn kaum mehr überraschen, hatte sie es wieder mal geschafft.
»Ja.«
»Kommt dir das nicht ein bisschen entwürdigend vor?«
»Nicht, wenn ich dich darum bitte.« Er war kein Narr, und er erkannte eine Falle, wenn er eine sah. »Warum willst du, dass ich dich bewerte?«
»Nicht, weil ich in Konkurrenz zu irgendwelchen anderen Frauen treten möchte - mach dir da nichts vor. Ich hätte einfach gern, dass mir eine Autorität auf diesem Gebiet erklärt, auf welchem Level ich mich kompetenzmäßig befinde. Wie weit ich inzwischen gekommen bin. Und was ich noch alles verbessern muss.«
»Was das ›Kommen‹ angeht...«
»Beantworte mir meine Frage.«
»Okay« Er lehnte sich entspannt zurück. »Du erwartest Ehrlichkeit. Du warst nicht die Nummer eins. Bist du damit zufrieden?«
»Weiter.«
Er lenkte den Wagen um eine scharfe Kurve. »Nummer eins war eine hochrangige französische Kurtisane.«
»Ah, eine Französin.«
»Nummer zwei hatte ihre Ausbildung in einem mittelöstlichen Harem absolviert, und du kannst wohl kaum erwarten, mit so jemandem Schritt halten zu können, oder?«
»Ich schätze, nein. Obwohl ich glaube -«
»Was die Nummer drei betrifft, da wird es etwas schwierig. Entweder der bisexuelle Schlangenmensch aus dem Cirque du Soleil oder die rothaarigen Zwillinge mit dem interessanten Fetisch. Nummer vier -«
»Kürz ruhig ein bisschen ab.«
»Fünfundachtzig.«
»Mach nur so weiter. Amüsier dich.«
»Das tue ich auf jeden Fall.«
Sie grinste ihn von der Seite an und lehnte sich behaglich an den Sitz. »Ich habe die Frage sowieso nicht ernst gemeint, Ich habe viel zu großes Selbstvertrauen, um mich dafür zu interessieren, wie du mich bewertest. Ich wollte dich nur ein bisschen zappeln sehen.«
»Ich scheine nicht der Einzige zu sein, der zappelt. Vieleicht bist du ja doch nicht ganz so sicher, wie du tust.«
»Das liegt nur an dem Tanga.« Sie zupfte durch den Stoff des Kleides an dem winzigen Stoffstreifen herum. »Eindeutig ein Kleidungsstück für verzweifelte Frauen.«
»Mir hat es gefallen.«
»Das habe ich bemerkt. Aber dir ist klar, dass du jetzt wieder in die Villa ziehen musst?«
Ohne Vorankündigung hatte sie ihm mit diesem Satz bereits den zweiten Schlag verpasst. »Was willst du damit sagen?«
»Ich bin bereit, eine Affäre mit dir zu haben, nicht aber, mit dir zu leben.«
»Gestern haben wir doch auch zusammengelebt.«
»Das war vor der letzten Nacht.«
»Ich stolpere garantiert nicht um fünf Uhr morgens todmüde zurück in meine Villa.« Er trat stärker aufs Gaspedal als nötig. »Und wenn du denkst, dass wir nicht wieder miteinander schlafen, dann hast du offenbar ein sehr kurzes Gedächtnis.«
»Ich habe nicht gesagt, dass du nicht ab und zu auch in meinem Häuschen übernachten, sondern nur, dass du nicht auf Dauer weiter dort wohnen bleiben kannst.«
»Ein minimaler Unterschied.«
»Aber ein wichtiger.« Isabel war sich sicher, dass auch er den Unterschied verstand. Sie berührte ihr Armband. Sie könnte ihr inneres Gleichgewicht nicht behalten, wenn sie nicht jede
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