Vorsicht, frisch verliebt
hier?«
»Sie glauben doch wohl nicht ernsthaft, dass ich dort oben bleibe, oder?«, fauchte er empört.
»Tja, hier können Sie nicht einziehen.«
»Warten Sie‘s nur ab.« Er verschwand wieder im Flur, doch sie sprang behände aus dem Bett und lief mit flatterndem Negligé aufgebracht hinter ihm her.
Er hatte seine Tasche auf das Bett im Nebenraum geworfen, der noch ein wenig kleiner und ebenso schlicht wie ihr eigenes Zimmer war. Die geselligen Italiener hielten nichts davon, ihr Geld für die Dekoration von Räumen wie Schlafzimmern zu vergeuden, wenn es sich doch viel besser in der Küche oder in dem Garten, wo sie sich üblicherweise trafen, investieren ließ. Als sie in sein Zimmer stürzte, hielt er lange genug im Auspacken seiner Tasche inne, um den an ihren Brüsten klebenden elfenbeinfarbenen Spitzenbody ihres zarten, knöchellangen Seidennachthemds zu bewundern. »Haben Sie zufällig Delfine oder Wale darunter versteckt?«
»Das geht Sie wohl kaum was an. Ren, die Villa ist riesig, und dieses Haus ist klein. Sie können ja wohl unmöglich -«
»Bei weitem nicht groß genug. Falls Sie sich einbilden, dass ich unter demselben Dach wie eine verrückte Schwangere samt ihren vier durchgeknallten Kindern bleibe, sind Sie noch verrückter als die gesamte Brut.«
»Dann suchen Sie sich etwas anderes, wo Sie bleiben können.«
»Genau das mache ich ja gerade.« Wieder blickte er an ihrem Negligé herab, und sie wartete auf irgendeine provozierende Bemerkung, doch er überraschte sie mit der Erklärung: »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie heute Abend so lange durchgehalten haben, auch wenn ich durchaus ohne all die Listen, die Sie angefertigt haben, zurechtgekommen wäre.«
»Sie haben damit gedroht, mir den Strom abdrehen zu lassen, wenn ich gehe.«
»Sie können mich nicht täuschen. Sie wären sowieso geblieben, denn es ist offenbar Ihr Hobby, dafür zu sorgen, dass im Leben anderer Menschen alles problemlos läuft.« Er zog einen unordentlichen Stapel T-Shirts aus der Tasche. »Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb Sie so gern mit mir zusammen sind, auch wenn Ihre Mühe in meinem Fall völlig vergeblich ist.«
»Ich bin nicht gerne mit Ihnen zusammen. Ich bin dazu gezwungen. Okay, möglicherweise gefällt es mir ein bisschen.« Es juckte ihr in den Fingern, die T-Shirts aufzuheben, die er einfach hatte auf den Boden fallen lassen, doch sie ließ es sein. »Heute Nacht können Sie hier schlafen, aber morgen ziehen Sie wieder in die Villa. Ich habe zu tun, und Sie wären mir bei meiner Arbeit nur im Weg.«
Er lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen, kreuzte lässig seine Beine, ließ seinen Blick von ihren Knöcheln bis zu ihren Brüsten wandern und fragte in herausforderndem Ton: »Ich lenke Sie also ab, ja?«
Ihre Haut begann zu prickeln. Er war wirklich die Personifizierung der Verruchtheit und lockte genau dadurch unschuldige Frauen vorsätzlich ins Verderben. »Sagen wir, ich muss mich zurzeit eher auf das Spirituelle konzentrieren.«
»Tun Sie das.« Er verzog den Mund zu einem unheilvollen Lächeln. »Und denken Sie am besten gar nicht erst an das, was Jennifer Lopez passiert ist, als sie in dem an mein Zimmer angrenzenden Raum geschlafen hat.«
Isabel bedachte ihn mit einem Blick, der besagte, für wie kindisch sie ihn hielt, und segelte hoheitsvoll an ihm vorbei. Als sie jedoch in den Flur trat, bemerkte sie die kleine Lampe, die direkt vor ihr auf der Kommode stand, und noch bevor sein lästerliches Lachen an ihr Ohr drang, wusste sie, dass durch ihr Negligé hindurchzusehen war.
»Eindeutig keine Delfine. Himmel, Fifi, du bist noch mal mein Tod.«
»Das ist durchaus möglich.«
Am nächsten Morgen presste Isabel Orangen für sich aus und trug das Glas hinaus zu einem der blauen Metallstühle, auf denen man so herrlich in der Sonne saß. Die Blätter der Olivenbäume glitzerten vor Tau, und ein paar dünne Nebelschwaden schwebten zu ihren Füßen durch das Tal. Sie sprach ein kurzes Dankgebet - weniger konnte sie nicht tun - und trank den ersten Schluck ihres Safts, als Ren in seiner zerzausten, maskulinen Attraktivität aus dem Haus geschlendert kam.
»Ich bin extra früh aufgestanden, um noch ein bisschen zu laufen, bevor es zu heiß ist.« Beim Gähnen entblößte er zwei Reihen strahlend weißer Zähne.
»Es ist beinahe neun.«
»Genau das habe ich damit gemeint.«
Sie stellte ihr Glas zur Seite und verfolgte, wie sich der Saum seines ärmellosen grauen
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