Vorsicht, heiß!
Alyssa.
In seinem Gesicht spiegelten sich widerstreitende Gefühle, bis es schließlich widerstrebende Zustimmung ausdrückte. „Du hast ja recht.“ Als er einen Schritt näher kam, machte ihr Herz einen kleinen Sprung, obwohl sie immer noch gekränkt war. „Aber eins möchte ich klarstellen“, fuhr er stirnrunzelnd fort. „Du wirst keine Entscheidung treffen, ohne dich vorher mit mir abzusprechen. Ich will ständig auf dem Laufenden gehalten werden und erwarte jeden Tag einen detaillierten Bericht von dir.“
Schwer atmend blickte Alyssa ihm in die Augen. Jeden Tag einen Bericht, dachte sie. Den kannst du gern haben! Sie straffte sich und erwiderte: „Kein Problem.“ Sie wandte sich um und ging in ihr Büro, weil sie dringend auf Abstand gehen musste.
Ihre Anspannung hatte allerdings nicht nur mit der Diskussion über den potenziellen Auftrag zu tun, sondern vor allem mit Paulo. Sobald er den Raum betrat, fing ihre Haut an zu kribbeln, und ihr wurde am ganzen Körper heiß. Alyssa hatte sich unzählige Male ermahnt, doch als sie Paulo gesehen hatte, war sie von freudiger Erregung erfüllt worden. Wie, um alles in der Welt, konnte sie einen Mann scharf finden, der ihre Arbeit nicht anerkannte? Ihr ganzes Leben drehte sich schließlich darum!
Alyssa ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich ihre Fingernägel schmerzhaft in die Innenflächen bohrten. Er wird nie wieder an mir zweifeln, schwor sie sich.
Nachdem Alyssa die zukünftige Braut davon überzeugt hatte, ihren Hochzeitsempfang ins Samba Hotel zu verlegen, vergingen die beiden Wochen in hektischer Betriebsamkeit. Von außen sah es so aus, als wäre Paulos Umgang mit ihr rein geschäftlicher Natur. Ihre Berichte hatten fast den Umfang eines Telefonbuchs, doch die täglichen Besprechungen dauerten nicht lange. Denn sie arbeitete fast ununterbrochen und hielt immer nur kurz inne.
Vormittags war das Hotel voll von dem extra engagierten Personal gewesen, das ein kleines Wunder hatte vollbringen sollen. Und Alyssa, ruhig und gelassen, hatte das ganze Chaos mit ihrem Handy in der Hand mithilfe der kilometerlangen Aufgabenliste koordiniert, die ihr ganzes Leben vereinnahmte.
Offenbar hatte diese Liste aber ihren Zweck erfüllt, denn alles war glatt über die Bühne gegangen. Nun befürchtete Paulo nicht mehr, dass sie ihre Arbeit nicht gut genug erledigte, sondern dass sie sie vielleicht zu gut machte.
Erst hatte es ihm gefallen, dass sie so hart arbeitete. Doch als sie im Lauf der Zeit immer erschöpfter gewesen war, weil sie beim Organisieren des Empfangs einfach alles gegeben hatte, änderte er seine Meinung. So sollte niemand schuften. Besonders nicht, wenn jemand anders die Lorbeeren dafür einheimste – nämlich er selbst.
Stirnrunzelnd stieg Paulo in den Aufzug und fuhr ins oberste Stockwerk des Samba Hotel . Alyssa hatte es nicht genügt, den Hochzeitsempfang einfach ins Hotel zu verlegen, sondern sie hatte die Erwartungen der Braut noch übertreffen wollen. So hatte es im Foyer am künstlichen Wasserfall vor dem Dinner Cocktails für die Gäste gegeben. Der Clou war jedoch der Tanzbereich gewesen, den sie praktisch aus dem Nichts auf der Dachterrasse geschaffen hatte.
Paulo verließ den Aufzug, blickte sich um und betrachtete ihr Werk. Am Geländer standen vielarmige Leuchter mit Windlichtern, und im Pool schufen mit weißen Orchideen dekorierte Schwimmkerzen ein sanftes Licht, das einen schönen Kontrast zu dem Nachthimmel bildete. Niedrige Couches aus dunklem Mahagoni und mit hellen Polstern schufen die Atmosphäre eines exklusiven Clubs. Die Tanzfläche befand sich in einem filigran wirkenden Pavillon aus bauschigen weißen Stoffbahnen.
Nachdem nun auch der letzte Gast gegangen war, wollte Paulo mit der Frau sprechen, die sich nur mit absoluter Perfektion zufriedengab. Als er sie am anderen Ende der Terrasse entdeckte, verspürte er sofort ein erregendes Prickeln. Seit ihrer Auseinandersetzung hatte er jede Nacht von ihr geträumt und war morgens voller heißer Sehnsucht aufgewacht.
Wegen der unzähligen Erledigungen für den Hochzeitsempfang waren sie in ständigem Kontakt gewesen. Alyssa hatte dabei so getan, als gäbe es diese erotische Anziehung zwischen ihnen nicht. Doch diese war immer stärker geworden, bis er irgendwann fast den Verstand verloren hatte.
Paulo betrachtete Alyssa aufmerksam. In ihrem gewohnten Outfit aus Kostüm und Pumps wirkte sie sehr professionell und selbstsicher. Doch sie war weit mehr als das. Er
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