Vorsicht, heiß!
dafür gewesen, dem Hotel ein ganz neues Image zu verschaffen. Schließlich hatte Marcos sich durchgesetzt.
Doch nach seinem Abschied vom Familienkonzern hatte Paulo das Samba gekauft und daraus ein lukratives Unternehmen gemacht. Jeder damit verdiente Dollar bewies ihm, dass Marcos falsch gelegen hatte. Nun, da er so kurz davor stand, diesen Erfolg bekannt zu geben, wollte Alyssa eine Katastrophe riskieren?
„Ja, es ist eine etwas ungewöhnliche Idee“, gab sie zu. „Aber der Empfang ist auch eine tolle Gelegenheit, dem Samba Publicity zu verschaffen.“
„Das Ganze könnte aber auch zu einem Desaster werden – über das dann die gesamte Presse berichtet!“
„Das kann gar nicht passieren, wenn ich für die Organisation zuständig bin“, entgegnete sie völlig ungerührt.
„Aber es sind nur noch zwei Wochen!“
Als sie gerade protestieren wollte, näherte sich der Hotelmanager. Paulo wandte den Blick nicht von seiner übereifrigen Veranstaltungsplanerin ab, als er die beiden einander vorstellte. „Charles, das ist Ms Hunt. Alyssa, das ist Charles Belvidere, meine rechte Hand.“
Als der Manager sich ihr zuwandte, hatte Alyssa das Gefühl, mit einer Lupe betrachtet zu werden. Charles war ein großer, schlanker Mann mittleren Alters mit dunklem, grau meliertem Haar. Seine seriöse Ausstrahlung und der schwarze Anzug verliehen ihm die Aura eines Bestattungsunternehmers.
„Ah, ja“, sagte er mit ernster Miene. „Ich habe Ihre Mutter kennengelernt.“
Plötzlich war ihr Mund ganz trocken.
„Sie ist …“ Er schien nach dem richtigen Wort zu suchen.
Alyssa seufzte. Sie war sich ziemlich sicher, dass es kein Wort gab, mit dem sich ihre exzentrische Mutter auch nur annähernd zutreffend beschreiben ließ.
„Sie ist sehr apart “, sagte Charles schließlich.
Alyssa stimmte ihm zu und fand, dass der Hotelmanager außerordentlich diplomatisch war.
„Alyssa ist der Meinung, dass wir den Hochzeitsempfang für Rachel Meyer hier im Samba Hotel ausrichten sollten“, berichtete Paulo.
Charles schob sich die Brille zurecht. Ihm war sichtlich unbehaglich zumute. „Dann will ich bei der weiteren Erörterung nicht stören“, sagte er und ging weg.
Alyssa sah ihm nach, bevor sie sich wieder an Paulo wandte. „Ich bin durchaus in der Lage, diese Aufgabe zu bewältigen.“
„Du hast doch mit Veranstaltungen dieser Größenordnung überhaupt keine Erfahrung! Außerdem ist viel zu wenig Zeit.“
„Für den Hochzeitsempfang ist doch schon alles vorbereitet. Und ausreichend Personal ist auch da!“, sagte sie selbstsicherer, als sie sich fühlte. Denn Paulo wirkte wesentlich aufgebrachter als bei dem Gespräch über seine Exfrau. Sein T-Shirt betonte seinen muskulösen Oberkörper und ließ ihn mit den abgetragenen Jeans ein wenig wie James Dean aussehen. „Es fehlt lediglich der Veranstaltungsort“, fügte sie hinzu.
„Wenn dir nicht aus irgendeinem Grund pro Tag deutlich mehr als vierundzwanzig Stunden zur Verfügung stehen, wie willst du so etwas innerhalb von zwei Tagen auf die Beine stellen – und dich zusätzlich um die Details unserer Eröffnungsfeier kümmern?“
„Das schaffe ich schon.“ Natürlich war das Ganze nicht so einfach, wie sie es darstellte. Aber sie schreckte nicht davor zurück, viel und hart zu arbeiten. Als Paulo sie schweigend ansah, seufzte sie frustriert. „Ich versuche doch nur, die Aufgaben zu erfüllen, für die du mich engagiert hast!“
Er stellte seine Flasche ab und betrachtete Alyssa grimmig und zweifelnd zugleich. „Ich bin aber nicht überzeugt, dass du dazu in der Lage bist.“
Paulo traute ihr die Sache also nicht zu. Als sie zu dieser Erkenntnis kam, verspürte sie ein Engegefühl in der Brust. Weil er sie trotz ihrer Vergangenheit nicht gefeuert hatte, war sie davon ausgegangen, dass er an sie glaubte und all die von ihr organisierten Veranstaltungen in ihrem Lebenslauf – für die sie so viel geopfert hatte – doch etwas zählten. Seine Zweifel taten ihr sehr weh. Denn wenn es eins in ihrem Leben gab, von dem sie fest überzeugt war, dann war es ihr Talent als Veranstaltungsplanerin.
„Du hast kein Vertrauen zu mir“, stellte sie fest.
Nach kurzem Schweigen erwiderte Paulo: „Nimm es nicht persönlich. Hier geht es um etwas rein Geschäftliches.“
Doch, dachte sie. Denn das hier war etwas Persönliches. Schließlich war ihre Arbeit ihr ganzes Leben.
„Es wäre dumm, wenn wir uns diese Gelegenheit entgehen lassen“, beharrte
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