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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Unterwassergeräusche war, und er wußte, daß sie wahrscheinlich in Frequenzen sprachen, die seinen Ohren verschlossen waren. Er wußte nicht, was sie sagten, er konnte die Bedeutung ihrer Bewegungen nicht verstehen, aber das Gefühl, daß sie versuchten, ihm eine Information zu geben, verstärkte sich mit jedem Moment.
    Er fühlte Atemnot. Er hielt so lange aus, wie er konnte, dann ließ er sich an die Oberfläche tragen und schnappte Luft, und die zwei Delphinköpfe kamen nahe bei ihm hoch und beobachteten ihn. Er tauchte wieder unter. Ich bin ein Delphin, sagte er sich, beinahe verzweifelt. Ich bin kein Mensch, ich bin ein Delphin, und dies alles bedeutet – was?
    Mehrere Male tauchte er so, und jedesmal überzeugten ihn die beharrlichen und disziplinierten Bewegungen der Delphine mehr davon, daß er auf der richtigen Fährte sei. Schließlich kam er schnaufend hoch. Er trieb seinen Versuch, ihnen gleich zu sein, nicht weit genug, dachte er. Er wendete und schwamm zurück zu den Stufen am seichten Ende des Beckens, kletterte hinaus.
    »Komm, Mal – laß uns fort!« quakte eine Delphinstimme hinter ihm, und er wandte sich um und sah die Köpfe von Kastor und Pollux aus dem Wasser ragen. Sie hatten die schnabelartigen Mäuler leicht geöffnet, was ihnen einen unverkennbaren Ausdruck von Dringlichkeit verlieh.
    »Kommt, Kinder – hinunter und fort!« wiederholte er, so aufmunternd er konnte.
    Er eilte zum Geräteschuppen hinauf und öffnete die Tür zum Lagerraum der Taucherausrüstungen. Es war nötig, daß er sich mehr wie ein Delphin machte. Er betrachtete die Sauerstoffmasken und Druckluftflaschen der Tauchgeräte, entschied sich jedoch gegen ihre Verwendung. Die Delphine konnten unter Wasser genausowenig atmen wie er. Er begann seine nassen Kleider auszuziehen.
    Eine Minute später kehrte er zum Becken zurück. Er trug eine Badehose und eine Taucherbrille mit einem Schnorchel. Seine Füße steckten in Schwimmflossen, und in seiner Rechten hatte er ein Stück Nylonseil. Er setzte sich auf die Stufen und band seine Beine von den Knien bis an die Knöchel zusammen. Dann hüpfte und planschte er unbeholfen ins Wasser.
    Mit dem Gesicht nach unten im Wasser liegend, versuchte er seine gebundenen Beine wie die Schwanzflossen eines Delphins zu bewegen.
    Nach kurzer Zeit gelang es ihm. Die Delphine waren überall um ihn, als er wie sie unter Wasser schwamm. Nach einer Weile mußte er zum Luftholen auftauchen, aber er machte es wie ein Delphin, lag an der Oberfläche und füllte seine Lungen, bevor er sich mit kräftigen Schlägen seiner Schwimmflossen von neuem schräg abwärts gleiten ließ. Denk wie ein Delphin, wiederholte er immer wieder zu sich selbst. Ich bin ein Delphin. Dies ist meine Welt. So muß es sein.
    ... Und Kastor und Pollux waren überall um ihn.
     
    Die Sonne sank fern über dem Festland, als Mal sich endlich erschöpft die Stufen hinauf schleppte und auf den Beckenrand setzte. Sein nasser Körper empfand die milde Abendbrise als eisig. Er befreite seine Beine vom Seil, nahm Schwimmflossen und Maske ab und ging müde zum Geräteschuppen. Er trocknete sich ab und zog einen alten Bademantel über, den er dort hängen hatte. Dann ließ er sich in einen Liegestuhl fallen und seufzte.
    Er sah die Sonne blutrot hinter den schwarzen Konturen der Küste versinken. Ein Gefühl tiefer Befriedigung erfüllte ihn. Im dunklen Becken schwammen die beiden Delphine noch immer auf und ab. Er sah die Sonne untertauchen ...
    »Mr. Sinclair!«
    Corwin Brayts Stimme riß Mal aus seinen Gedanken. Als er sah, daß Jane Wilsons schlanke Gestalt an der Seite des Direktors auf ihn zukam, stand Mal hastig auf und ging ihnen entgegen.
    »Warum sind Sie nicht zu mir ins Büro gekommen?« sagte Brayt schroff. »Pete Adant sollte es Ihnen ausrichten. Ich wußte nicht mal, daß Sie vom Festland zurück waren, bis Miß Wilson eben mit dem Wassertaxi kam und es mir sagte.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Mal. »Ich glaube, ich bin hier auf etwas sehr Interessantes gestoßen.«
    »Das brauchen Sie mir jetzt nicht zu erzählen«, unterbrach ihn Brayt ärgerlich. »Ich hatte viel mit Ihnen zu besprechen, aber jetzt ist keine Zeit mehr, wenn ich vom Festland noch die Maschine nach St. Louis erwischen will. Ich bedaure, daß ich mich kürzer fassen muß, als mir selbst lieb ist.« Er brach ab und wandte sich an Jane Wilson. »Entschuldigen Sie, Miß Wilson, aber könnten Sie uns ein paar Minuten allein lassen? Es handelt sich um

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