Vorsicht - süß und sinnlich!
Elizabeth Milton adressiert.
„Da will anscheinend jemand ganz verzweifelt mit dir in Kontakt treten.“ Er gab ihn ihr, und Elizabeth schaltete das Licht ein, riss den Umschlag auf und las.
Dabei nickte sie einige Male.
„Von wem ist er denn?“ Daniel war beunruhigt.
„Ach, von einer Freundin“, antwortete sie beiläufig und steckte den Brief in die Tasche ihres Morgenmantels aus schwarzer Seide.
„Von welcher Freundin denn?“, fragte Daniel verdutzt, während er ihr durch die Halle folgte.
„Hm, weiß ich selbst noch nicht so genau.“
Daniel sträubten sich die Nackenhaare. Wenn Elizabeth in Schwierigkeiten steckte, wollte er es wissen. Und zwar auf der Stelle.
In der Küche fragte er: „Meinst du nicht, du solltest es mir erzählen?“
Sie stand vor der Arbeitsplatte aus Granit und sah ihn mit einem Mal abschätzend an – als fragte sie sich, ob sie ihm vertrauen konnte. Und das nach den wundervollen Stunden, die sie zusammen erlebt hatten.
Zum Glück ging dieser Moment schnell vorüber. Sie atmete tief aus und entspannte sich.
„Jemand braucht Hilfe“, erklärte sie, während sie die Kaffeekanne aus der Maschine nahm und mit Wasser füllte.
„Wer denn? Welche Art von Hilfe?“
„Eine Frau und ihre Kinder.“ Sie füllte das Wasser in die Maschine und stellte die Kanne an ihren Platz. „Aus dem Mittelwesten. So wie es aussieht, hat ihre Familie bei einem Tornado alles verloren. Ihr Mann ist damit nicht klargekommen und gewalttätig geworden.“
„Und was hat das alles mit dir zu tun?“
„Sie und das Kind haben hier bei ihrer Schwester Zuflucht gefunden, die aber selbst momentan Probleme hat. Außerdem weiß man nicht, ob der Ehemann vielleicht auftaucht. Insgesamt eine sehr unsichere Situation.“ Sie füllte das Kaffeepulver ein.
Daniel kämpfte gegen ein plötzliches Kältegefühl. Er hatte sich angewöhnt, über zerbrochene Familien nicht weiter nachzudenken. Und weiß Gott, von denen gab es viele.
Ein Blick in Elizabeths besorgtes Gesicht lehrte ihn, dass er sich dieses Mal mit dem Thema auseinandersetzen musste, ob er wollte oder nicht.
Er ging um die Kücheninsel herum zu ihr und fragte sanft: „Aber warum bekommst du den Brief mitten in der Nacht?“
„Davon wissen erst wenige.“ Ernst sah sie ihn an. „Versprich mir, niemandem etwas davon zu erzählen.“
Als er nickte, fuhr sie fort: „Das Frauenhaus informiert zunächst immer nur einige Personen, auf deren Hilfe man bauen kann.“
„Und zu denen gehörst du?“
Selbstbewusst, fast trotzig hob sie den Kopf. „Ja. Ich helfe, wo ich kann. Mit Geld. Manchmal mit einem Auto. Manchmal bei der Jobsuche.“ Sie schaltete die Kaffeemaschine ein. „Aber ohne es an die große Glocke zu hängen.“
Daniel ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken und dachte nach. In dieser Stadt gab es viele Geheimnisse und Überraschungen. „Deine Großzügigkeit hat doch bestimmt auch Grenzen. Wonach entscheidest du, ob du hilfst? Und was sagt Tremain dazu?“
„Im Grunde ist er damit nicht einverstanden. Aber er weiß, dass mein Engagement zu den Dingen gehört, die mich hierhalten.“ Sie stellte zwei Tassen auf die Arbeitsplatte und sah ihn an. „Versteh mich bitte nicht falsch. Ich hänge an der Ranch. Aber meine soziale Arbeit entschädigt mich dafür …“
„… dass du fünf Sechstel des Jahres hier festsitzt“, vollendete er den Satz.
Zum ersten Mal verstand er Elizabeths Situation wirklich.
„Wenn ich fortgehen würde, würde ich nicht alles verlieren. Auch dann wäre ich noch vermögend, aber ich könnte nicht mehr in dem Maße helfen wie jetzt.“
Tief bewegt berührte er sie am Kinn und sah ihr in die Augen. „Elizabeth, du bist eine außergewöhnliche Frau. Weißt du das?“
Dankbar lächelte sie ihn an. „Ich habe das Glück, aus einer intakten Familie zu kommen. Das trifft leider nicht auf alle Menschen zu. Und wenn man Verluste ausgleichen, Wunden heilen kann … Ich denke vor allem an die Kinder.“ Ihre Stimme klang klar und deutlich, aber dennoch teilnahmsvoll. „Sie brauchen ein Zuhause, in dem sie sich geborgen fühlen. Natürlich wäre es einfacher für mich, von hier wegzulaufen.“
Je länger er sie anschaute, desto mehr lächelte er. Plötzlich kam er sich gegenüber dieser zierlichen Frau ganz klein und unbedeutend vor. „Ich glaube, du hast eine ganz besondere Begabung.“
„Welche denn?“, wollte sie wissen.
„Du hilfst Menschen, hinter die Fassade zu schauen.“ Gerührt küsste
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