Vorsicht - süß und sinnlich!
Schreibtisch, während Elizabeth zum Fenster ging und hinaussah.
„Daniel war über Nacht hier.“
„Hab ich mir gedacht.“
Elizabeth verschränkte die Arme vor der Brust. „So wie für ihn habe ich noch nie für einen Mann empfunden.“
„Hast du dich in ihn verliebt?“
„Natürlich nicht!“, bestritt sie lebhaft. Nach kurzem Nachdenken fügte sie hinzu: „Aber ich fühle mich wohl in seiner Nähe.“
„Wenn er den Auftrag bekommt, bleibt er länger hier in Royal.“
„Ja, vermutlich.“ Elizabeth sah die Haushälterin und Freundin an. „Er hat mich gefragt, ob ich ein paar Tage mit ihm wegfahre.“
Nita nickte zustimmend. „Wann soll’s losgehen?“
„Weiß ich noch nicht. Als er heute Morgen gegangen ist, hatte er eine Idee für den Club.“
„Siehst du?“, fragte Nita und lächelte triumphierend. „Was mein Käsekuchen so alles bewirkt!“
Elizabeth erwiderte ihr Lächeln und setzte sich an den Schreibtisch. Auf der einen Seite stand eine Fotografie ihrer Großeltern, auf der anderen die ihrer Eltern an ihrem Hochzeitstag. Beide in silbernen Rahmen und beide vor dem Ranchhaus aufgenommen.
Elizabeth nahm das Hochzeitsbild in die Hand und spürte einen Kloß im Hals. Immer wenn ihre Sehnsucht nach ihren Eltern zu groß wurde, sah sie sich die alten Bilder an. Nur konnte sie nicht sagen, ob sie das tröstete oder noch trauriger machte.
„Daniel versteht sich nicht mit seinen Eltern“, sagte sie leise und strich mit dem Finger über das Brautkleid ihrer Mutter. „Und an den Süden erinnert er sich auch nicht gern.“
„Die Vergangenheit ist wichtig, um die Gegenwart zu verstehen. Aber gestalten können wir nur die Zukunft.“
„Glaubst du wirklich, dass wir das können?“ Elizabeth stellte das Foto wieder an seinen Platz. Im Geiste sah sie sich selbst auf einem Bild mit einem stolzen texanischen Bräutigam. „Oder ist sie uns vorbestimmt?“ Mit ein paar Wendungen und Verwicklungen vor dem Unvermeidlichen?
„Ich habe mir vorgenommen, meine Mutter öfter zu besuchen“, unterbrach Nita Beths Gedanken. „Und auch länger bei ihr zu bleiben.“
„Aber nicht, damit Daniel und ich hier ungestört sind, oder?“
„Selbstverständlich nicht!“ Sie zwinkerte Elizabeth zu. „Er ist wirklich ein netter Junge.“
„Er ist ein viel beschäftigter Mann und Millionär auf der Durchreise. Und ich bin eine rastlose Erbin mit zu viel Zeit.“
„Ihr seid ein Mann und eine Frau.“
„Sicher ist es falsch, etwas zu wollen, was man nie bekommen kann. Aber es fühlt sich trotzdem richtig an, wenn ich mit ihm zusammen bin.“
„Fahr mit ihm fort. Genieß eure gemeinsame Zeit.“ Nita ging zur Tür. „Die Ranch ist noch da, wenn du wiederkommst.“
Elizabeth blieb am Schreibtisch sitzen, betrachtete die Papiere auf dem Boden und dachte an Chads unerträgliches Verhalten – und an die Frauen, denen sie geholfen hatte. Dann an Daniel, an sein Lächeln, an die Umarmungen, an sein Angebot, mit ihr wegzufahren.
Sie ließ den Kopf auf die Arme sinken.
Was, wenn sie nicht wiederkommen wollte?
9. KAPITEL
Den ganzen Tag über musste Elizabeth immer wieder an Daniel denken, aber er ließ nichts von sich hören.
Als sie am nächsten Morgen einen wunderschönen Blumenstrauß vor der Tür fand, machte ihr Herz einen Hüpfer. Sicher hatte er die wild wachsenden Blumen selbst gepflückt, um ihr eine Freude zu machen.
Sie riss den Umschlag auf und begriff sofort, dass sie sich geirrt hatte. Auf der Karte standen Dankesworte.
Auch wenn die Blumen nicht von Daniel stammten, fühlte sie sich glücklich und lächelte. Sie waren von der Schwester der Frau, der sie geholfen hatte. Hoffentlich ging es mit der kleinen Familie weiterhin bergauf.
Aus dem Hintergrund verfolgte Elizabeth die Entwicklung der Familien oft monate-, manchmal sogar jahrelang und freute sich immer, wenn sie von Fortschritten hörte.
Am Vormittag ritt sie auf Ame zu den Viehherden und überprüfte die Zäune. Um die Mittagszeit sah sie ihre Unterlagen für ein mögliches Studium durch. Als Daniel um zwei immer noch nicht angerufen hatte, zog sie sich an und fuhr in die Stadt.
Eine halbe Stunde später bog sie mit ihrem metallicfarbenen Sportwagen, einem Shelby Cobra, in die Main Street ein. Direkt vor dem Hotel parkte sie, blieb dann aber unschlüssig sitzen. Sie wollte nicht aufdringlich wirken und Daniel womöglich zum zweiten Mal unaufgefordert besuchen.
Andererseits konnte sie hier nicht ewig sitzen bleiben.
Warum
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