Vorstadtkrokodile 2: Die coolste Bande ist zurück (German Edition)
bekommst du doch auch immer alles, was du willst«, versuchte Hannes, seinen Freund ein wenig zu besänftigen.
»Das ist was anderes. Ich bin behindert!«
»Was macht die überhaupt hier?«
»Sie ›vertritt‹ Mama!«, erklärte Kai mürrisch. »Und passt auf mich auf, solange meine Eltern in den Urlaub fahren.«
Hannes konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Du wirst von’ner Tussi beaufsichtigt?«
»Die hat mir gar nichts zu sagen!«
»Ist klar. So wie deine Mutter. Die hält sich ja auch immer total raus.«
Kai funkelte Hannes an. Doch so ein richtig finsterer Gesichtsausdruck wollte ihm heute einfach nicht gelingen. Hannes grinste. Gemeinsam bogen sie um die Ecke in die Straße von Olli und Maria ein und mussten abrupt ihr Tempo drosseln. Alles war voller Menschen. Die Anwohner standen mitten auf der Straße und diskutierten wild mit ihren Nachbarn. Fast alle trugen Arbeitskleidung der Firma Brandberg.
»Findet hier ein Straßenfest statt?«, fragte Kai erstaunt, bereute seine Frage aber sofort.
Keiner der Menschen sah fröhlich oder ausgelassen aus. Die meisten hatten einen verzweifelten Gesichtsausdruck. Einige schwenkten wütend Briefe mit dem Brandberg-Logo. Auf einer Mauer saß ein weinender Mann. Seine Frau versuchte, ihn zu trösten.
»Sieht nicht so aus, als ob es hier etwas zu feiern gibt«, meinte Hannes.
Vor dem Haus von Olli und Maria stand Frau Weißmann und versuchte, eine Brandberg-Plakette von der Hauswand zu lösen, die sich nur schwer abschrauben ließ. Hektisch drehte sie den Schraubenschlüssel hin und her. »Mist! Mist! Mist!!!«, fluchte sie vor sich hin.
»Nun komm schon, das bringt doch alles nix!« Bernd Weißmann versuchte, seine Frau von der Eingangstür wegzuziehen.
»Ich – will – dass – dieses – Scheißding – hier rausgeht!!!« Völlig außer sich hackte Ollis Mutter nun mit dem Schraubenschlüssel auf die Plakette ein.
Endlich gelang es Bernd Weißmann, den Schraubenschlüssel behutsam aus ihren Händen zu lösen und sie in den Arm zu ziehen. An der Schulter ihres Mannes begann Eva Weißmann, hemmungslos zu schluchzen.
Hannes und Kai gingen zu Olli und Maria, die ihre Eltern betreten beobachteten.
»Was ist denn hier los?«, erkundigte sich Kai leise.
»Papas Firma schließt«, erklärte Olli mit trauriger Miene. »Sie verkaufen alle Häuser.«
»Was?« Hannes war entsetzt. »Aber die können euch doch nicht einfach rausschmeißen!«
»Doch, können sie«, antwortete Olli resigniert und deutete auf die Nachbarn, die vor ihren Häusern standen. »›Außerordentlicher Kündigungsgrund‹ oder so heißt das. Sie wollen die firmeneigenen Häuser so schnell wie möglich versteigern, um ihre Schulden bezahlen zu können, und wir müssen dann ausziehen.«
Jetzt war Hannes völlig schockiert. Er nahm Marias Hand.
»Ich hab Mama noch nie so verzweifelt gesehen«, sagte Maria mit belegter Stimme. Eine Träne kullerte ihr aus den großen braunen Augen. Sie drehte sich um, sodass nur Hannes es sehen konnte.
Hannes schluckte. »Wie kann denn diese Riesenfirma einfach so pleitegehen?«
»Die Maschinen gehen ständig kaputt, sie haben alle ausgetauscht und jetzt sind die schon wieder kaputt«, erklärte Maria, während sie leise weiterweinte. »Jeden Tag, den die Firma stillsteht, verliert sie Geld. Und seit heute läuft gar nichts mehr. Keine einzige Maschine. Und das Geld ist alle. Das war’s.«
Hannes gab sich zuversichtlich: »Wir können da bestimmt noch irgendwas machen! Hey, wir könnten eine Demo organisieren, oder so!«
»Das hat Papa schon gemacht. Aber davon laufen die Maschinen ja auch nicht wieder.«
»Maria, Olli?«, rief in diesem Moment Marias Vater.
Maria wischte sich schnell die Augen trocken. »Ich komme!« Bevor sie zu ihrem Vater ging, drehte sie sich noch einmal kurz zu Hannes um und drohte ihm flüsternd: »Wehe, du erzählst irgendwem, dass ich geheult habe!«
»Ich bin ja nicht lebensmüde«, antwortete Hannes und schenkte Maria ein mattes Lächeln.
»Bis morgen!«, lächelte Maria zurück, dann folgte sie ihrer Familie ins Haus.
Niedergeschlagen starrte Hannes ihr nach. Kai rollte zu ihm und legte ihm den Arm um die Schulter. »Hey, Kopf hoch. Noch sind sie hier. Und morgen sehen wir weiter.«
5. Kapitel
Als Kai am nächsten Morgen die Augen aufschlug, krochen gerade die ersten Sonnenstrahlen über sein Kopfkissen. Er schob den Vorhang noch ein Stück beiseite und blickte aus dem Fenster direkt neben seinem Bett. Es sah
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