Vorstadtkrokodile 2: Die coolste Bande ist zurück (German Edition)
um die Ecke. Er war kaum wiederzuerkennen. Mit zurückgegeltem Haar und angeklebtem dunklen Schnauzer. Dazu trug er ein weißes Hemd von Kais Vater mit braunem Kragen.
Jorgo stieg vom Rad, stellte es ab und drückte es einem der beiden Luxor -Angestellten in die Hand. Dann marschierte er wie selbstverständlich und mit herausgedrückter Brust in das Edelrestaurant.
Der Anzugträger sah Jorgo kopfschüttelnd nach, brachte sein Rad dann aber auf einen Stellplatz in die Tiefgarage.
Auf diesen Moment hatte Peter nur gewartet. Er sauste vor das Restaurant und bemühte sich um einen aristokratisch kühlen Blick. Die blaugraue Anzugjacke von Herrn Wolfermann war ihm um einiges zu groß und er hatte die Ärmel einmal umkrempeln müssen. Doch als er vom Rad stieg, stellte er lässig den Kragen seines roten Poloshirts auf und tat so, als wäre er DER Trendsetter schlechthin und der Schlabberlook der letzte Schrei. Er musterte den Mann vom Parkservice von oben herab, als würde er den Look des letzten Jahrzehnts tragen, und drückte ihm dann wortlos sein Bike in die Hand. Der Mann stutzte kurz, nahm es dann aber kommentarlos entgegen und folgte dann damit seinem Kollegen ins Parkhaus.
Jetzt hatte Jenny ihren großen Auftritt. Sie trug das dunkelblaue Kostüm von Kais Mutter und hatte ihre blonde Mähne zu einem strengen Zopf zusammengebunden. Ihr Gesicht war kunstvoll geschminkt und ließ sie locker einige Jahre älter aussehen. Sie steckte sich ein kleines Namensschild an und postierte sich vor dem Eingang des Luxor am gewohnten Platz der beiden Männer vom Parkservice. Gerade noch rechtzeitig.
Genau in dieser Sekunde kam Dieter Gottes gelber Porsche um die Ecke gebogen und bremste nur knapp vor Jenny ab. Dieter stieg aus und beeilte sich, Kristina die Tür aufzuhalten. Er trug eine frische Hose. Lässig warf er Jenny den Autoschlüssel mit dem USB-Stick zu, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.
Jenny nickte mit einem höflichen Lächeln und ging, so langsam sie konnte, ohne dass es Aufmerksamkeit erregte, zu dem Cabriolet und stieg ein. Als sie Dieter und Kristina durch die Eingangstür des Luxor verschwinden sah, traute sie sich, vorsichtig den Zündschlüssel umzudrehen. Der Porsche gab ein lautes Röhren von sich. Jenny legte den ersten Gang ein und ließ die Kupplung kommen. Der Porsche machte einen kleinen Hüpfer nach vorne, dann starb der Motor mit einem klagevollen Würgelaut ab.
Jenny sah sich ängstlich um, ob sie jemand beobachtet hatte, doch die Luft war rein. Sie atmete tief durch und startete einen zweiten Versuch. Diesmal ließ sie die Kupplung ganz vorsichtig kommen. Der Porsche rollte brav ein paar Meter vorwärts. »Gut, weiter so!«, flüsterte Jenny ihm heimlich zu. Ganz langsam fuhr sie im ersten Gang holpernd in Richtung Parkhaus, dessen Einfahrt sich gleich hinter dem Restaurant befand.
Die Garage stand voller edler Karossen, nur die Fahrräder von Jorgo und Peter wirkten etwas deplatziert. Hannes und Kai warteten, hinter einer Säule versteckt, auf Jenny. Als sie bemerkten, wie holprig sie um die Ecke bog, sahen sie sich erschrocken an. Hoffentlich war das keinem aufgefallen.
Sie lotsten Jenny zu sich heran. Jenny zuckelte zu dem Stellplatz und würgte den Motor ab. Sie stieg aus und deutete auf die viel zu großen Pumps von Kais Mutter. »Versucht mal, damit ein Autorennen zu fahren«, bemühte sie sich, ihre unbeholfene Fahrt zu entschuldigen.
Hannes winkte ungeduldig ab und deutete auf den Schlüssel in Jennys Hand. Jenny zog rasch den USB-Stick ab und überreichte ihn Kai.
Kai schob den Stick in den Schlitz seines Notebooks. Hannes und Jenny sahen ihm gespannt über die Schulter, während Kai mit flinken Fingern herumklickte.
»Scheiße, das Ding ist kopiergeschützt«, fluchte Kai wenige Minuten später.
»Dann bringen wir halt den Stick zur Polizei. Der ist doch Beweis genug!«, schlug Hannes vor.
»Die kann damit nix anfangen«, erklärte Kai. »Wir brauchen Experten. Was ist mit Ollis Vater?«, überlegte er laut.
»Der kommt morgen zur Demo!«, sagte Hannes.
»Bis dahin hat sich Gotte längst aus dem Staub gemacht, wenn er merkt, dass der Stick weg ist«, erklärte Kai missmutig.
»Dann darf er es eben nicht merken!«, stellte Jenny klar.
Jorgo und Peter saßen an einem Tisch in der Ecke des Restaurants und taten so, als würden sie noch immer die überdimensional große Menükarte studieren und könnten sich nicht entscheiden. Heimlich schielten sie zu Dieter und
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