Vorstadtkrokodile 2: Die coolste Bande ist zurück (German Edition)
Jorgo. Er nahm einen monströsen rosa Hummer hoch und roch an ihm. Dann packte er ihn mit beiden Händen und biss herzhaft hinein. Es knackte fürchterlich. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ Jorgo den Hummer fallen.
Peter konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Er beobachtete lieber erst mal, wie jemand am Nachbartisch fachmännisch eine Garnele zerlegte. Dann versuchte er, es nachzumachen. Doch er zog an der falschen Stelle. Der Panzer der Garnele bewegte sich kein Stück. Peter nahm seine Gabel zu Hilfe und setzte sie wie einen Hebel auf die Garnele an. Diesem Druck war die Garnele nicht gewachsen. Sie gab nach und wurde in zwei Teile zerfetzt. Ihr Kopf flog in hohem Bogen durch das Restaurant und landete schwungvoll – direkt in dem Weinglas am Nachbartisch.
Peter, der vor Scham am liebsten im Boden versunken wäre, versteckte sich schnell hinter seiner riesigen weißen Serviette – wodurch er natürlich nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Jorgo zog sie ihm weg. »Ich glaub, Hannes’ Mutter nimmt die Ausfahrt auf dem Highway of Love!«, sagte er verschwörerisch und deutete mit seinem Kinn in Richtung Dieter und Kristina.
Dieter langte gerade über den Tisch, um Kristinas Hand zu berühren. Sie zog sie rasch ein kleines Stück zurück. Er versuchte es erneut, diesmal mit ein wenig mehr Nachdruck. Kristina ließ ihre Hand unter dem Tisch verschwinden und schüttelte mit ernstem Gesichtsausdruck den Kopf. Dieter wirkte verärgert. Mit einer unwirschen Handbewegung winkte er den Kellner herbei.
»Die zahlen und kommen gleich raus!«, wisperte Jorgo in das kleine Mikro in seinem Ärmel und beobachtete, wie Dieter dem Kellner seine schwarze American Express Kreditkarte überreichte.
Im Parkhaus trafen sich zur gleichen Zeit Hannes, Kai, Frank und Jenny wieder.
»Keine Sorge, Kai hat einen Ersatz-Stick bekommen!«, berichtete Hannes Jorgo durch das Walkie-Talkie.
Kai zog stolz den USB-Stick aus seiner Tasche und zeigte ihn den anderen.
»Der ist ja GRÜN!«, rief Hannes geschockt.
Kai betrachtete den Stick. »Echt?«, fragte er ahnungslos.
»Querschnittgelähmt UND farbenblind. Krass!«, meinte Frank.
»Mach dir nichts draus, Kai«, fielen Jenny wie immer ein paar tröstende Worte ein. »Neun Prozent aller Männer haben eine Rot-Grün-Schwäche.«
»Hast du Wikipedia als Startseite?«, wunderte sich Hannes.
»Darum ziehen sich Männer ja auch immer so unvorteilhaft an«, fuhr Jenny unbeirrt mit ihrem Vortrag fort. »Frauen sind nur zu 0,8 Prozent farbenblind!«
Sie nahm Kai den Stick ab und kramte in ihrer Handtasche. »Aber wir können uns schlecht drauf verlassen, dass Dieter Gotte zu den neun Prozent gehört, oder?«, fragte sie in die Runde und zückte ein Fläschchen roten Nagellack.
Während die anderen sie noch vollkommen erstaunt ansahen, bepinselte Jenny hochkonzentriert den USB-Stick mit dem roten Lack.
Hannes wirkte schwer beeindruckt. »Gebt uns noch zwei Minuten!«, funkte er Jorgo.
Auf einem Silbertablett trug der Kellner Dieter Gottes Kreditkarte zurück.
»Peter, mach was!«, forderte Jorgo.
Peter zuckte verzweifelt mit den Schultern. Der Kellner kam am Tisch der beiden Krokodile vorbei, doch Peter war völlig überfordert mit der Situation. Auch Jorgo sah ihm nur hilflos hinterher.
»Entschuldigung!«, meldete sich da die Dame am Nebentisch etwas ungehalten. Der Kellner blieb bei ihr stehen.
»Was bitte macht die Garnele in meinem Chateauneuf du Pape?«, fragte ihn die Dame angewidert.
Der Kellner sah sie ungläubig an, dann das Glas und erschrak zutiefst, als er den Garnelenkopf darin schwimmen sah. »Oh, das ist mir aber sehr unangenehm, Frau Becker«, entschuldigte er sich dann bei ihr und bemühte sich, das Glas so schnell wie möglich zu entfernen.
Er stellte es auf das Silbertablett zu der Kreditkarte und verschwand wieder in Richtung Küche.
Jorgo und Peter atmeten erleichtert auf. »A… A… Alles nach Pl… Pl… Plan«, murmelte Peter ganz souverän in Richtung Jorgos Jackenärmel.
Jorgo sah sich nach Kristina und Dieter um. Dieter wartete mit säuerlichem Gesicht auf seine Karte und trommelte mit den Fingern ungeduldig auf der Tischplatte.
Draußen hielt Jenny die beiden USB-Sticks zufrieden nebeneinander. Sie sahen fast identisch aus. Mit ihren langen Fingernägeln begann sie vorsichtig, den Totenkopf-Aufkleber vom Originalstick zu popeln. Als sie es geschafft hatte, klebte sie ihn auf den lackierten Stick, fädelte die Fälschung in
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