Vorstadtkrokodile 2: Die coolste Bande ist zurück (German Edition)
Stimme.
Doch auf diese Spielchen hatte Hannes heute echt keinen Bock. »Ich bin kein Kleinkind mehr, Sie können ganz normal mit mir reden«, wandte er sich also genervt an Dieter. »Die Bande gibt’s nicht mehr. Das Hauptquartier war im Bergwerk. Sonst noch Fragen?«
Von draußen hörte man ein Donnergrollen. Ein Blitz folgte. Dann setzte lautes Regenprasseln ein.
»Oh, mein Verdeck!« Dieter sprang hektisch auf und rannte nach draußen, um das Dach seines Porsches zu schließen.
Hannes schnappte sich eine kleine Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank, ließ sich wortlos auf das Sofa fallen und nahm einen tiefen Schluck.
»Habt ihr wieder Zoff oder was ist?«, erkundigte sich Kristina, die sich über die Laune ihres normalerweise eigentlich meist gut gelaunten Sohnes wunderte.
»Ist’ne lange Geschichte«, wich Hannes aus und wechselte schnell das Thema: »Sieht so aus, als ob das Date gar nicht SO schlecht war, oder?«
»Es ist auf jeden Fall mal ganz schön, mit jemandem zu reden, der genauso gut klugscheißen kann wie ich«, berichtete seine Mutter. »Und der Nachtisch in dem Laden neulich war super, deswegen geh ich heute noch mal mit ihm hin.«
»Und sonst? Findest du ihn gut?«, bohrte Hannes weiter.
»Der ist schon ganz nett, aber …«, Kristina zögerte kurz, »… irgendwie auch ZU nett, weißt du, was ich meine? Ich brauche jemanden, der mir auch mal widerspricht.«
»Dafür hast du ja auch noch mich«, stellte Hannes klar und schenkte seiner Mutter ein mattes Lächeln.
Kristina blickte ihren Sohn dankbar an und wuschelte ihm liebevoll durch die Haare.
Die Wohnungstür klappte auf und Dieter kam wieder zurück in die Küche. »Puh, ganz schön nass!«, brachte er es mal wieder auf den Punkt und schüttelte sich. Er legte seinen Autoschlüssel auf den kleinen Tisch neben dem Sofa.
Hannes durchzuckte es. An dem Autoschlüssel hing ein roter USB-Stick mit Totenkopf-Aufkleber. Geschockt starrte er Dieter an.
»Wollen wir?«, fragte Dieter in Richtung Kristina.
Hannes machte eine schnelle Handbewegung in Richtung Tisch und stieß dabei ganz aus Versehen seinen Saft um – genau auf Dieters Hose.
»Na super!«, schimpfte Dieter missmutig und funkelte Hannes finster an.
»Ups, tut mir leid«, entschuldigte sich Hannes sofort und setzte sein unschuldigstes Lächeln auf.
»Na, kann ja mal passieren«, meinte Dieter jetzt wieder in einem freundlicheren Tonfall und mit Blick auf Kristina. »Wo kann man sich denn hier frisch machen?«
Kristina sprang auf. »Warte, ich komme mit!« Sie ging mit Dieter zur schmalen Treppe ihres winzigen Häuschens. Kurz bevor sie hinaufstieg, drehte sie sich jedoch noch einmal um und warf Hannes hinter Dieters Rücken einen bösen Das-war-doch-Absicht-Blick zu. Dann stapfte sie Dieter hinterher die Stufen hoch.
Hannes sprang zur Umhängetasche seiner Mutter, zog ihren Laptop daraus hervor und stellte ihn vor sich aufs Sofa. Während er ihn mit der einen Hand einschaltete, griff er mit der anderen schon nach dem Telefon. Er tippte Kais Nummer ein und wartete.
Jenny meldete sich: »Bei Wolfermann hier?«
»Jenny, hier ist Hannes! Ich muss Kai sprechen«, flüsterte Hannes hektisch.
»Hey Hannes, na? Bist du okay? Oder isses arg schlimm, dass Maria und Olli jetzt weg sind?«, erkundigte sich Jenny erst einmal nach seinem Befinden.
»Jenny! Gib! Mir! Kai! Bitte!«, verlangte Hannes mit Nachdruck.
In der Zwischenzeit schnappte er sich den Schlüssel von Dieter und zog den USB-Stick ab. Aufgeregt fummelte er ihn in den seitlichen Schlitz des Laptops.
»Hannes, du musst dich auch negativen Gefühlen stellen. Das gehört einfach zum Erwachsenwerden dazu!« Und damit tat Jenny mal wieder das, was sie ganz offensichtlich auch am besten konnte – reden, auch wenn ihr niemand zuhörte.
Kristina stand neben Dieter Gotte am Waschbecken und fummelte mit einem Waschlappen an seiner Hose rum. Sie wirkte ziemlich nervös.
»Ähm, der Fleck ist weiter links«, machte sie Dieter vorsichtig aufmerksam.
»Oh,’tschuldigung, das war jetzt … ähm … keine Absicht, dass ich da … äh … Willst du vielleicht?«, stammelte Kristina, der die Situation verdammt peinlich war. Sie reichte ihm mit hochrotem Kopf den Waschlappen.
Dieter nahm ihn und begann nun selbst, damit an seiner Hose zu reiben.
Als Kristina das Regal über dem Waschbecken öffnete, um nach dem Föhn zu suchen, fiel ihr erst mal der halbe Kosmetikschrank entgegen. Schnell warf sie einen Blick über die
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