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Vorstadtkrokodile

Vorstadtkrokodile

Titel: Vorstadtkrokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M von der Grün
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vorstellen … ganz anders vielleicht.«
    »Nein, das meine ich nicht, Hannes, ich glaube, wir sind auf der richtigen Spur.«
    Hannes hätte mit zu Mittag essen dürfen, aber er lief doch nach Hause, weil er Krach befürchtete, und seine Eltern wollten am späten Nachmittag in den Westfalenpark spazieren gehen, vielleicht auch auf den Fernsehturm hinauffahren, um im Café Kuchen zu essen.
    »Also bis morgen«, sagte Hannes, »und sieh mal, vielleicht bemerkst du doch noch was, du hast ja ein gutes Fernglas und nichts anderes zu tun.«
    Als sie beim Abendessen saßen, fragte plötzlich Kurts Vater. »Sag mal, mein Sohn, ist was? Es geht in letzter Zeit immer so geheimnisvoll zu in deinem Zimmer.«
    Seine Mutter kam ihm mit der Antwort zuvor: »Was soll sein, es geht halt ein bisschen lauter zu als vorher, weil Kurt jetzt Spielkameraden hat … oder hast du was dagegen?«
    »Ich? Was sollte ich dagegen haben, ich bin doch froh darüber«, antwortete der Vater.
    »Na, dann ist ja alles gut«, sagte seine Frau und nickte Kurt unmerklich zu.

     
    Dann ereignete sich am Morgen Folgendes.
    Frank und Hannes hatten Kurt abgeholt und später mit Marias Hilfe zur alten Ziegelei gefahren. Sie schwitzten gehörig, es war schon am Vormittag über dreißig Grad Hitze. Sie hatten sich belegte Brote mitgenommen und Peter und Otto brachten eine große Thermosflasche mit Tee, denn sie wollten den ganzen Tag in ihrem Haus bleiben und mittags nicht nach Hause fahren. Olaf hatte wieder seinen Kassettenrecorder mitgebracht.
    Sie spielten Ball, sie machten Kunststücke mit ihren Rädern, besonders Otto und Theo vollführten die tollsten Tricks, wie Kopfstand auf dem Sattel oder freihändiges Fahren und verkehrt auf dem Rad sitzen, nur einen Spiegel vor ihren Gesichtern, um zu sehen, wohin der Weg führte.
    Alle Krokodiler hatten von ihren Eltern für die Zeit der Ferien etwas mehr Taschengeld als sonst bekommen, weil es ihren Eltern dieses Jahr nicht möglich war in den Urlaub zu fahren, viele Väter machten Kurzarbeit und konnten sich den Urlaub nicht leisten. Kurts Eltern konnten mit ihm sowieso nur in die Ferien fahren, wenn sie einen Platz in einem Ferienheim der Arbeiterwohlfahrt erhielten, denn Hotels und Pensionen waren ihnen zu teuer und besaßen nicht die Einrichtungen, um einen Jungen im Rollstuhl in Zimmer, Badezimmer und Toilette zu schieben.
    Theos und Willis Väter waren sogar seit Wochen arbeitslos. Da musste gespart werden und Hannes’ Vater sagte immer: Man weiß nicht, was noch alles kommt.
    Während die Krokodiler in der Mittagszeit in ihre Hütte
gegangen waren, um ihre belegten Brote zu essen, fuhr Kurt allein in seinem Rollstuhl auf dem Hof herum, er war nicht hungrig.
    Das Herumfahren war jetzt für Kurt besser möglich, weil Otto, Willi und Theo den großen Hof von Ziegelsteinen, Dachpfannen und anderen Hindernissen, die Kurt hätten gefährlich werden können, geräumt hatten. Über die Betonkante an der Trockenhalle hatten sie zwei Bretter gelegt, über die Kurt den Rollstuhl alleine fahren konnte.
    Gerade als Kurt zur südlichen Seite des Geländes fuhr, wo der hohe Kamin stand, der wegen Einsturzgefahr noch einmal extra eingezäunt war, bemerkte er plötzlich zwei Mopedfahrer, die durch die Lücke im Zaun, die er vorher nie gesehen hatte, auf den Hof kamen.
    Sie schoben ihre Mopeds durch den Zaun.
    Kurt erkannte sofort Franks Bruder, den anderen hatte er zwar schon gesehen, wusste aber seinen Namen nicht. Kurt blieb keine Zeit mehr, sich zu verstecken, er saß in seinem Rollstuhl mitten auf dem Platz wie ein Denkmal. Die beiden stutzten, als sie Kurt vor sich sahen, einen Moment lang waren sie ratlos, auch sie konnten nicht mehr ungesehen abhauen, schließlich hatte Kurt sie erkannt.
    Sie gingen mit ihren Mopeds auf Kurt zu, und als sie vor ihm standen, fragte Egon barsch: »Sag mal, was machst du denn hier? Wie kommst du denn hierher?«
    Kurt wollte erst nicht antworten, die Krokodiler in ihrem Versteck nicht verraten, aber die beiden hätten ihm ja doch nicht geglaubt, wenn er gesagt hätte, dass er allein auf das Gelände gefahren sei.

    Deshalb sagte Kurt: »Mit den anderen«, und er deutete auf die Trockenhalle.
    »Mit welchen anderen?«, fragte Egon argwöhnisch.
    Kurt deutete wieder auf die Trockenhalle, aus der nun Olaf, Frank und Maria gelaufen kamen.
    Frank war nicht wenig überrascht, seinen Bruder auf dem Hof zu begegnen.
    »Haut ab hier«, sagte Egon drohend, »sonst müssen wir euch Beine machen.

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