Vorstadtkrokodile
nicht gut für mich, ich bin mehr der Sonne ausgesetzt als ihr, weil ich nicht rumlaufen kann.«
Am frühen Abend verließen sie das Gebäude und fuhren in ihre Siedlung, ohne dass sie sich für den nächsten Tag verabredet hätten. Kurt war bedrückt.
Nach dem Abendessen las Kurts Vater die Zeitung. Plötzlich sagte er: »Das alte Ziegeleigebäude wird nun endlich abgerissen. Wird auch höchste Zeit.«
Kurt blieb der Bissen im Hals stecken, er fragte seinen Vater: »Wann? Gleich?«
»Im Herbst, steht hier. Wird ein Großmarkt errichtet. Den alten Kamin wollen sie aber sofort sprengen, er ist zu gefährlich geworden, die anderen Abbrucharbeiten kommen im Herbst dran.«
»Schöne Bescherung«, sagte Kurt.
»Was ist? Hast du was gesagt?«, fragte sein Vater. Aber Kurt gab keine Antwort, er zog sich vom Tisch in seinen Rollstuhl und rollte sich aus der Küche in sein Zimmer. »Was hat er denn?«, fragte Kurts Vater seine Frau, aber die hob nur die Schultern und machte sich am Herd zu schaffen.
Verdammt, dachte Kurt, als er in seinem Zimmer war, so eine Scheiße. Wenn ich jetzt bloß weg könnte wie die anderen, die wissen es bestimmt noch nicht. Als er noch nicht mit den Krokodilern unterwegs war, da kannte er das nicht anders, aber seitdem war ihm manchmal die Wohnung wie ein Gefängnis, dauernd wartete er, bis ihn einer abholen kam. Wenn seine Eltern wenigstens Telefon gehabt hätten, dann hätte er mit anderen telefonieren und sich verständigen können. Wenn es regnete und kein Krokodiler ihn abholen konnte, spürte er seine Hilflosigkeit besonders stark, nur Hannes kam dann manchmal vorbei, um mit ihm zu spielen.
Seine Mutter, die ins Zimmer getreten war, fragte: »Ist was los?«
»Ach, so ein Mist, jetzt haben wir endlich einen Platz gefunden, wo uns keiner stört, wo wir sicher sind, und jetzt soll das alles abgerissen werden … und dann, wenn sie den Kamin sprengen, dann wird doch bestimmt unser Lager entdeckt und wir sind wieder so schlau wie vorher.«
Dann erzählte Kurt seiner Mutter von der Begegnung mit Egon und dessen Freund auf dem Hof des Ziegeleigeländes.
»Ja und?«, sagte sie. »Das muss doch noch lange nicht bedeuten, dass die beiden auch zu den Einbrechern gehören. Sei vorsichtig mit Verdächtigungen. Was man nicht beweisen kann, das soll man auch nicht aussprechen.«
Der nächste Tag brachte wieder einen strahlend blauen Himmel, keine Wolke war am Himmel zu sehen.
Als Hannes und Frank, später folgte auch noch Maria, Kurt abholen kamen, wollte er ihnen gleich vom geplanten Abriss der Ziegelei erzählen, aber auch sie wussten es bereits schon, denn Hannes’ Vater hatte es ebenfalls aus der Zeitung vorgelesen und hinzugefügt, es wäre auch an der Zeit, dass dieser Schandfleck in der Landschaft nun endlich verschwinde. Hannes war anschließend zu Olaf gefahren und Olaf hatte es schließlich weitererzählt.
Als sie am Kirchvorplatz angelangt waren, sagte Hannes: »Das ist vielleicht Kacke, ausgerechnet jetzt, wo wir einen idealen Platz gefunden haben und die Einbrecher entdecken könnten.«
»Das ist es ja«, sagte Frank, der wieder in langen Hosen gekommen war. »Wenn die jetzt den Kamin sprengen, dann entdecken sie vielleicht das Lager im Keller … was meinst du dazu, Kurt?«
Kurt wiegte den Kopf hin und her, schließlich sagte er: »Ich weiß nicht recht, vielleicht ist es auch ein Glücksfall. Guckt mal, einer von den Einbrechern hat das vielleicht auch in der Zeitung gelesen … na, was wird sein? Denkt mal nach. Die müssen sich schließlich auf schnellstem
Weg ein neues Lager suchen und so erfahren wir jetzt vielleicht schneller, wem das Lager wirklich gehört.«
»Da könntest du Recht haben«, sagte Olaf, der, ohne dass die anderen es gemerkt hatten, mit seinem Fahrrad an die Gruppe herangefahren war. »Das könnte stimmen, was Kurt da gesagt hat.«
»Sicher, das nützt uns viel, wenn der Kamin gesprengt wird«, antwortete Kurt. »Jetzt sind Ferien, da haben wir doch den ganzen Tag Zeit uns auf die Lauer zu legen. Einer von uns kann doch immer auf der Ziegelei sein und das Warten ist auch nicht mehr so langweilig, weil wir doch unsere Hütte fertig haben … ich stelle euch gerne mein Fernglas zur Verfügung.«
»Und wie willst du das in der Nacht machen?«, fragte Olaf. »Die kommen doch nie und nimmer tagsüber, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die am helllichten Tag ihr Lager ausräumen.«
»Olaf hat schon Recht«, warf Maria ein, »wir sind
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