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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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will übrigens auch im Kirchenchor singen. Laut genug ist sie.«
    Eine Autotür wurde jenseits der Weißdornhecke zugeschlagen.
    »Und dahinten sitzt ein Verflossener meiner Mutter«, sagte Lucky, »sie hat ihn vor die Tür gesetzt, nachdem er Mia den Po getätschelt hat.«
    Theo kam nicht dazu, den verflossenen Liebhaber von Luckys Mutter näher in Augenschein zu nehmen. Er wurde abgelenkt von einer Gestalt, die in der Tür zum Garten stand. Theo kniff die Augen zusammen, obwohl es doch eher dunkel war und die Farben weich. Er tat es, weil die Erinnerung an das allzu helle Haar ihn überfiel.
    »Da steht Leni«, sagte er.
    Das Herz fing an, ihm wieder aus dem Takt zu geraten.

    Leni hatte sich ganz selbstverständlich nach vorne gesetzt, Theo konnte nur noch auf den hinteren Sitzen von Luckys altem Ford Platz nehmen.
    »Ihr könnt mitkommen«, sagte Leni und klickte die Nachricht auf ihrem Handy weg, »mein Vater schreibt, er schafft es nicht vor ein Uhr.«
    »Geht klar«, sagte Lucky. Er hatte zu seiner alten Lässigkeit gefunden.
    Theo stellte sich vor, dass seine Eltern schon eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgegeben hatten. Doch er schwieg. Er konnte jetzt nicht das Kleinkind geben, sonst war er aus dem Spiel.
    Lucky warf ihm im Rückspiegel einen Blick zu. »Ruf doch an«, sagte er.
    »Ich hab gar kein Handy dabei«, sagte Theo.
    »Nimm meines«, sagte Leni und hielt ihm das iPhone hin.
    Theo schüttelte den Kopf. Er wollte gar nicht wissen, was sein Vater ihm zu sagen hatte. Und irgendwann musste auch Ma verstehen, dass er nicht länger zu bevormunden war.
    Lucky und Theo wurden still, als sie das große Haus betraten. Leni nahm Diana Krall aus dem CD-Fach und legte Taio Cruz ein.
    »Break your heart«, sang Taio Cruz.
    »Ihr habt einen Haufen Geld«, sagte Lucky.
    Leni hob die Schultern. »Ist doch egal«, sagte sie.
    Theo dachte, dass er sich das hätte denken können. Ein Haus am Geldhügel, wie dieser Hang genannt wurde, der erst vor ein paar Jahren bebaut worden war. Keine Spießerhütte, wie seine Eltern sie besaßen.
    Leni war eine Prinzessin und Lucky und er das Volk.
    »Warum seid ihr hierhergezogen?«, fragte Theo.
    »Hast du was dagegen?« Lucky klang auf einmal gereizt.
    »Paps wollte was Neues. Nachdem meine Mutter abgehauen war.«
    Theo dachte, dass er nicht an den Stadtrand zöge, wenn er was Neues wollte. Doch vielleicht hatte Lenis Vater die Langeweile gesucht.
    »Deine Mutter ist abgehauen?«, fragte Lucky. »Mein Vater auch.«
    Leni lächelte. »Dann haben wir was gemeinsam«, sagte sie.
    Lucky schien das glücklich zu machen.
    Theo stellte sich an die Terrassentür und sah auf den beleuchteten Garten, die weißen Rosen, den Oleander und Lavendel. Er kam nicht auf die Idee, Leni zu bitten, die Tür aufzuschließen, damit er den Garten erkunden und das Geschmuse ignorieren könnte, zu dem Leni und Lucky nahtlos übergegangen waren.
    Kurz vor Mitternacht brach er auf, um zu Fuß nach Hause zu gehen.
    Weder Leni noch Lucky hielten ihn zurück.

Eiszeit
    T heo hatte vieles versucht, um seine Mutter zu versöhnen. Seinem Vater ging er aus dem Wege. Um Viertel nach zwölf war er zu Hause gewesen in jener Nacht, alle Lichter waren gelöscht im Haus, er hatte gehofft, sich nach oben schleichen zu können.
    Doch seine Eltern hatten im Dunkeln gesessen und auf ihn gewartet.
    Theo entschuldigte sich nicht. Er hatte nur ein bisschen gelebt, wie alle es taten. Obendrein Leni an Lucky verloren.
    »Hast du mir nichts zu sagen?«, fragte sein Vater.
    Nein. Theo hatte nichts zu sagen. Dass ihm das Herz in Lenis Nähe klopfte, hätte er nie preisgegeben. Das war seine ganz persönliche Qual.
    Am Morgen danach war sein Vater schon weg gewesen. Ma hatte ihm das Frühstück hingestellt und geschwiegen, Theo das Müsli gelöffelt.
    »Tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast«, hatte er schließlich gesagt, »doch ich will nicht länger bevormundet werden.«
    »Nenn es behütet«, hatte Ma gesagt, »nicht bevormundet.«
    »Ich komme einmal spät nach Hause und ihr veranstaltet das Jüngste Gericht. Andere kommen dauernd spät, ohne dass ihnen die Eltern mit finsteren Gesichtern auflauern.«
    »Andere interessieren mich nicht, Theo. Du bist noch keine achtzehn.«
    Sie hatte geklungen, als schlucke sie schwer an Tränen.
    Geburtstag hatte er erst im Dezember. Noch sechs Monate. Doch er zweifelte kaum daran, dass ihm auch dann nicht die große Freiheit winkte. Nicht solange er mit Ma und Pa lebte.
    Am

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