Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
fanden und wo sie dann saßen wie Hühner auf der Stange. Saßen sie nicht darauf, lagen da ein Haufen Kissen, die mit Glitzersteinchen bestickt waren. Mamas Vorstellung von Glanz.
    Lucky ließ das gerade jetzt an Lenis BH denken.
    Sie blieben beide vor dem hellen Eichenbuffet stehen, eines der besseren Stücke in dieser Wohnung. Gerahmte Kinderfotos standen darauf. Von Max und Mia und ihm.
    »Sie sind schon achtzehn?«, fragte Lüttich.
    Lucky sah gekränkt aus. »Klar«, sagte er, »ich heiße übrigens Lukas.«
    »Kannten Sie das Mädchen aus dem Wald?«
    »Ich weiß von ihr nur das, was in den Zeitungen stand.«
    »Sie war in Ihrem Alter. Könnte doch sein, dass Sie ihr bei einer Party begegnet sind, bei einem Jugendtreff. Vielleicht irgendwo hier in der Gegend.«
    »Ich hole mir schnell ein Hemd. Kommt mir komisch vor, halb nackt vor Ihnen zu stehen«, sagte Lucky und ging nach nebenan ins Schlafzimmer seiner Mutter, wo der Korb mit der gewaschenen Wäsche stand und aufs Bügeln wartete. Er nahm ein T-Shirt vom Stapel und ging zu Lüttich zurück. Eigentlich nett, dieser Bulle.
    »Sie haben das Bild von ihr in den Zeitungen gesehen?«
    Lucky nickte. Er hatte es gesehen und gedacht, dass die Tote helle lange Haare hatte wie Leni, doch das würde er hier nicht kundtun.
    »Ich kenne sie nicht«, sagte er.
    Lüttich kramte die Karte aus seinem Jackett und gab sie Lucky.
    »Ihr Bruder soll sich bei mir melden«, sagte er.
    »Ich werde es ihm klarmachen«, sagte Lucky.
    Er brachte Lüttich zur Tür und wartete, bis der Kommissar die erste der vier Treppen hinuntergegangen war. Als er die Tür schließen wollte, nahm er ein Geräusch aus dem dritten Stock wahr. Ein kleines Zischen, als ob es jemandem misslänge, zu pfeifen. Lucky blickte hoch und sah Max dort oben hocken und durch die Stäbe des Geländers gucken.
    Max legte einen Finger auf die Lippen und stand erst auf, als unten die Haustür ins Schloss fiel.
    »Bullenbesuch?«, fragte er.
    »Und warum hockst du da oben?«, gab Lucky zurück.
    »Ich hatte eure Stimmen gehört und keine Lust auf eine Begegnung.«
    »Legst du dein Ohr an die Tür, ehe du aufschließt?«
    »Das Auto vorm Haus kam mir schon verdächtig vor.«
    Lucky holte die Karte, die er auf das Buffet gelegt hatte. »Er ist nett«, sagte er, »drück dich nicht davor, ihn anzurufen.«
    »Geht es um diese blöde Anzeige?«
    »Auch um das tote Mädchen im Wald«, sagte Lucky und sah seinen großen Bruder zusammenzucken. Es erschreckte ihn. »Du hast doch nichts damit zu tun?«
    »Bist du bescheuert?« Max zog das Shirt über den Kopf, wie es Lucky vor einer kleinen Weile getan hatte. »Willst du auch ein Bier?«, fragte er.
    Max riss die Laschen zweier Büchsen Astra auf. Seine Büchse setzte er gleich an den Hals. Lucky erinnerte sich noch gut an die Zeit, in der Max nicht davon getrieben worden war, den Starken zu markieren. Er war einmal ein liebevoller großer Bruder gewesen.
    »Ich muss gleich wieder weg«, sagte Max. »Will mich nur umziehen.«
    »Lass uns mal reden«, sagte Lucky.
    »Gern. Darüber, dass du losgebrettert bist, als ich um die Ecke bog? Hab kaum einen Blick auf die Blondine werfen können.«
    Darüber, dass du ein Kotzbrocken geworden bist, dachte Lucky.
    »Guck nicht so traurig, Brüderchen«, sagte Max, »keine Bange. Aus mir wird was Großes.« Er stellte die Büchse auf den Tisch und verschwand in sein Zimmer, um kurze Zeit später zurückzukommen. Er trug nun ein Hemd, doch sonst sah er aus wie vorher. Gehetzt.
    »Koch doch mal für unsere Kleine«, sagte Max. »Trautes Heim. Mia vermisst sicher das Abendessen im frohen Familienkreis.«
    Lucky ging ins Badezimmer, drehte den Hahn auf und ließ sich das kalte Wasser übers Gesicht laufen. Immer noch besser als Heulen.
    Als er aus dem Bad kam, war Max weg. Lucky schrieb einen Zettel für Mia und legte ihn auf den Fußboden im Flur. Dann nahm er seine Autoschlüssel und verließ die Wohnung. Ein bisschen in der Gegend herumfahren. Vielleicht Theo zu einer Fahrt einladen.
    Von Leni hatte er den ganzen Tag nichts gehört.

    »Ihr sitzt gar nicht im Garten«, sagte Lucky. Er stand vor der Tür und Theo lehnte im Türrahmen und hörte seinen Vater von oben rufen. »Wer ist denn das um diese Zeit?«, rief sein Vater.
    Es war Viertel nach neun und der Abend noch taghell. Theo hatte in der Küche gesessen und Shakespeare gelesen und an Leni gedacht. Ein Glück, dass er nur ein paar Schritte zur Haustür gehabt hatte, sein Vater hätte

Weitere Kostenlose Bücher