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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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dabei, mich anzurufen?«
    Max saß auf der Matratze in seinem Loch in Altona und rollte die Augen. Irgendwie wurde der Doktor paranoid. Als ob die Bullen dieses Handy anzapften, um dann direkt zum Doktor durchzumarschieren.
    »Wo du schon dran bist«, sagte der Doktor, »deine Umsätze stinken wieder ab. Was ist aus deinem Goldeselchen geworden?«
    »Sie hat doch vor einigen Tagen gut eingekauft«, sagte Max.
    »Das genügt nicht, Max. Was soll ich mit dir machen?«
    Der Ton des Doktors war alles andere als fürsorglich.
    Max’ rotblonde Nackenhaare stellten sich auf.
    »Du könntest dich bewähren.«
    »Mach ich«, sagte Max. Was war es nun wieder? Die Schulferien waren noch nicht zu Ende. Das mit den Ferienlagern war ein Flop gewesen. Und um die Türsteher rissen sich die kleinen Dealer, wie er einer war. Sein Türsteher schien Urlaub genommen zu haben. Er stand schon seit Tagen nicht mehr vor dem Laden in der Großen Freiheit.
    »Fahr in die Schanze«, sagte der Doktor, »und suche Kringel auf.«
    Max war überrascht. Was sollte er mit dem vollgedröhnten Kringel?
    »Kringel ist ein Sicherheitsrisiko. Er geht auf die Straße und labert die Leute an und erzählt ihnen die Hucke voll.«
    »Kringel kennt nicht mal Ihren Namen«, sagte Max. Ein Fehler, das zu sagen, dachte er, kaum dass es ausgesprochen war. Denn er kannte den Namen.
    Der Doktor kicherte. Er klang fast wie Leni. »Du kennst meinen Namen, Max. Das habe ich im Kopf.«
    »Und was soll ich bei Kringel?«
    »Du gibst ihm den goldenen Schuss. Das Zeug dafür lasse ich dir noch heute überbringen.«

    Lucky fuhr allein ins Lichtgrün. Theo zickte fast schon wie Leni. Was war denn bloß passiert zwischen ihm und der Wirtin? Hatte Gila den armen Theo angebaggert, als sie sich über die Haarfarben beugten?
    Die Wolken waren aufgerissen, sogar die Sonne schien ein bisschen, doch es war kalt. Egal. Er musste einfach mal raus. Die Chefin hatte eine Laune gehabt. Da wollte er noch ein bisschen warten, bis er sich dem Jammer seiner Mutter aussetzte.
    Der Schriftzug »Lichtgrün« leuchtete. Aus dem Garten kam Gesang. Mist. Lucky hatte vergessen, dass der Montag dem Männerchor gehörte. Den schreckten wohl auch die Temperaturen nicht. Wahrscheinlich hatten sie alle Strickjacken mit Zopfmuster an, wie sein Opa sie trug.
    Er überlegte, ob er gar nicht erst aussteigen sollte. Vielleicht zu Theo fahren und mit ihm Trübsal blasen. Sie könnten ein Leni-Gedenkbier trinken, denn die war jetzt wohl im heißen Saint Tropez. Lucky stieg aus. Der Durst auf ein Astra war zu groß.
    Acht Sänger saßen um den langen Tisch im Garten und Gila saß mittendrin. Immer noch feuerrot. Hatte wohl keine Zeit gehabt fürs Färben.
    Sie tätschelte an diesem Hardy herum und kriegte gar nicht mit, dass Lucky hereinkam. Doch der Chorleiter hob natürlich sofort wieder sein Glas. »Können wir Sie doch noch bekehren?«, rief er.
    Die Wirtin sah auf. »Dann hol ich mal das Herz mit Anker«, sagte sie.
    Hardy schüttelte sich leicht, als sie ins Lokal ging. War wohl nicht so wild auf die Tätscheleien. Theo hatte diesen Hardy seit dem Abend im Wald nicht mehr erwähnt. Er spielte wohl keine Rolle mehr im Leben seiner Mutter.
    Der Gärtner von Adolphs war auch wieder da. Die anderen kannte Lucky vom Sehen. Nur den kleinen Trauerkloß nicht, der am Rande saß.
    »Ich ging im Walde so für mich hin«, stimmte der Chorleiter an, »und nichts zu suchen und nichts zu suchen, das war mein Sinn.«
    Der kleine Trauerkloß war zusammengezuckt.
    »Nicht dieses Lied, Dankwart«, sagte einer der Männer, »denk an Nils.«
    »Er hat die Leiche von der Russin gefunden«, sagte der Gärtner von Adolphs zu Lucky.
    »Georgierin«, sagte ein anderer, »ist längst ein eigener Staat.«
    »Seid doch rücksichtsvoller«, sagte Hardy und lächelte angestrengt.
    Die Wirtin stellte die Flasche Astra und ein Glas vor Lucky hin.
    »Aus grauer Städte Mauern«, sang der Chorleiter vor. Die anderen fielen ein, »ziehn wir durch Wald und Feld«. Der Kleine schwieg.
    Der Wald wird doch viel besungen, dachte Lucky.
    »Die Loreley«, sagte der Gärtner, »singst du das mit, Nils?«
    »Dann von mir aus die Loreley«, sagte der Chorleiter.
    Lucky trank sein Bier schnell und gab der Wirtin ein Zeichen, dass er bezahlen wollte. »Was ist mit euch allen los heute?«, sagte diese.
    Nils sang mit. Doch wahre Stimmung kam nicht auf.
    »Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar«, hörte Lucky, als er durch das Lokal nach

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