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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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versammelt hatten.
    »Keines von den beiden Mädchen ist vergewaltigt worden«, sagte Imke.
    »Doch er hat ihre Angst erlebt«, sagte der Mann, der versuchte, ihnen ein Bild von Sarahs und Hortensias Mörder zu vermitteln. »Das hat ihm ein Gefühl von Macht gegeben.«
    »Warum diese beiden?«, fragte Lüttich. »Was haben sie gemeinsam?«
    »Ihre Haarfarbe«, sagte ein Kollege.
    »Die eine spielte Gitarre und die andere traf keinen Ton«, sagte Lüttich.
    »Kann es sein, dass sie nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sind?«, fragte Imke Karle.
    »Das denke ich nicht«, sagte der Profiler. »Es sind mit großer Sicherheit keine Zufallsopfer.«
    »Dann doch die hellblonden Haare«, sagte der Kollege.
    »Rache?«, ein anderer.
    »Sie meinen, dass die Mädchen dem Täter etwas angetan haben?« Der Profiler zögerte. »Vielleicht eine Möglichkeit«, sagte er.
    »Im Leben von Sarah und Hortensia gibt es keinen Anhaltspunkt dafür«, sagte Lüttich. »Sie können uns glauben, dass wir danach zuerst gesucht haben. Die einzige Übereinstimmung sind tatsächlich die Haare und ihr Alter.«
    »Was können Sie uns sonst über den Täter sagen?«, fragte Imke Karle.
    »Er tötet, um seiner Ohnmacht Ausdruck zu geben. Er hat kein Selbstwertgefühl. Vielleicht ist er impotent.«
    »Wie alt schätzen Sie ihn?«
    »Da ist nichts Altersspezifisches erkennbar. Er kann jedes Alter haben.«
    »Und warum der Wald?«, fragte der Kommissar. »Das eine Opfer kam aus Harburg, das andere aus Blankenese. Weiter weg von diesem Wald geht es kaum. Harburg im Süden. Blankenese im Westen. Der Wald ist im Norden und gerade noch diesseits der Stadtgrenze.«
    Der Profiler stand auf und ging zum Fenster. Guckte eine Weile hinaus.
    Dann drehte er sich um. »Ich denke, dass Harburg und Blankenese die Zufälle sind«, sagte er. »Gemeint ist dieser Wald.«

    Lenis kleiner Wecker war schon lange nicht mehr gestellt worden, doch heute hatte er kurz vor acht geklingelt. Leni hatte lange geduscht und dann bedauert, das neue Kleid in den Koffer getan zu haben.
    Sie war in der richtigen Stimmung für Ringelstreifen und einen tiefen Ausschnitt. Maman wären die Augen aus dem Kopf gefallen, wenn sie ihre Tochter so durch die Sperre hätte kommen sehen.
    Leni trug Jeans und ein T-Shirt, auf dem »Don’t feed the models« stand, als die Haushälterin zur Tür hereinkam und ihr den ersten ärgerlichen Blick schenkte. »Bist du aus dem Bett gefallen?«, fragte sie.
    Leni guckte hoheitsvoll und schwieg. Sie aß stehend geschätzte zehn Cornflakes aus einer kleinen Schüssel und dachte darüber nach, wie sie die Koffer aus dem Haus kriegte, ohne dass die Hansen an ihr zerrte.
    Doch sie hatte Glück. Die Hansen verschwand in der Waschküche.
    Leni lief in den Flur und nahm das Telefon. 211 211. Hansa Taxi. Da konnte sie mit Kreditkarte bezahlen. Sie legte das Telefon zurück auf die Empire Kommode und sah Paps’ Zettel dort liegen. Einen ganz kleinen Stich gab es ihr. Armer Paps. Doch er hatte es sich selbst eingebrockt mit dieser blöden Internatsidee.
    Leni holte die gepackten Koffer aus dem Schrank in ihrem Zimmer und legte ihren Zettel auf den Zettel von Paps. Leise öffnete sie die Haustür. Das Telefon klingelte. Sollte die Hansen abnehmen. Im Souterrain gab es auch ein Telefon.
    Leni trug die Koffer ein Stück weit vom Haus und stellte sich an den Straßenrand. Sie hätte gerne laut losgelacht, als sie in das Taxi stieg und »Zum Flughafen« sagte. Und das, ohne auch nur eine einzige Tablette eingeworfen zu haben. Saint Trop, dachte sie, ich komme.

    Lenis Vater hatte ein kurzes Gespräch mit der Haushälterin geführt und zu seinem Staunen gehört, dass Leni schon wach war und angezogen.
    Vielleicht wendete sich alles zum Guten.
    »Dann geben Sie mir bitte mal meine Tochter.«
    Frau Hansen lief mit dem Telefon durch das ganze Haus.
    »Ich finde Ihre Tochter nicht«, sagte die Hansen. »Ich bin doch gekränkt, dass Leni glaubt, sie könne ohne einen Gruß aus dem Haus gehen.«
    »Seien Sie nicht so streng mit ihr«, sagte Lenis Vater.
    Ein Kollege sprach ihn an. Die Kaffeepause war zu Ende. Er musste in die Konferenz zurück. »Darüber sprechen wir noch, Frau Hansen«, sagte Lenis Vater, »morgen Vormittag habe ich Zeit.«
    Er war zuversichtlich, als er in den Saal zurückging.

    »Soll ich dein neues Handy auch noch in die Elbe werfen?«, fragte der Doktor. »Du scheinst vor allem damit beschäftigt zu sein, Spuren zu hinterlassen. Was denkst du dir

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