Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
Irrwische oder bewegte Gardinen?«, fragte Theo.
    »Wieso bewegte Gardinen?«
    »Die glaubt meine Mutter gesehen zu haben.«
    »Vielleicht ist Jan Ellerbek längst zurück und will nur mit keinem von uns zu tun haben. Wäre doch denkbar nach der Geschichte damals.«
    »Und tappt jeden Abend im Dunkeln herum?«
    »Er muss ja nicht ganze Tage da verbringen«, sagte Lucky.
    »Wir könnten einfach mal nachgucken«, sagte Theo.
    Lucky tat, als überfiele ihn ein Schauder. »Nicht heute«, sagte er, »für heute habe ich genug Aufregung gehabt.«
    »Dann morgen«, sagte Theo. Die Idee fing an, ihm zu gefallen.
    Morgen war Freitag. Da kam er früh aus der Schule, und wenn sie Glück hatten, dann wurde die Werkstatt schon um vier Uhr geschlossen.
    »Und nicht im Dunkeln«, sagte Lucky.
    »Wann kommst du morgen aus der Werkstatt?«
    »Spätestens halb fünf, denke ich. Kann aber sein, dass meine Mutter mit mir zu Max fahren will. Weiß nicht, wie das so abläuft.«
    »Einfach hingehen könnt ihr nicht. Frag doch den Kommissar.«
    Lucky nickte. Er trank den letzten Schluck aus der Büchse.
    »Ich werde auf dem Schulhof ein Auge drauf haben, dass keiner Mia anmacht«, sagte Theo. »Aber ich halte das fast für ein Happyend.«

    Ma kam erst kurz vor Mitternacht. Theo hörte ein Auto, das nicht vor dem Haus gehalten hatte. Er saß am Küchentisch und las Schillers »Räuber«. Der »Abschied von der Vaterwelt« war angesagt in diesem Schuljahr im Leistungskursus Deutsch.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte Ma. Sie schenkte sich Wein ein.
    Theo nickte und betrachtete seine Mutter. Er hatte mal gelesen, es wäre einer Frau anzusehen, wenn sie Sex gehabt hätte. Er sah Ma nichts an.
    »Du fragst mich in solchen Momenten, wo ich gewesen bin«, sagte er.
    »Ich bin ja auch deine Mutter.«
    »Krieg ich trotzdem eine Antwort?«
    »Ich war essen. In einem französischen Restaurant in der Stadt. Es heißt Café de Paris. In der Nähe vom Rathaus.«
    Nebensächliche Informationen, mit denen sie ihn da fütterte. Theo hatte das Gefühl, dass sie etwas anderes zu verbergen versuchte.
    Theo legte das Reclamheft zur Seite. »Mit wem warst du da?«, fragte er.
    »Mit ein paar Leuten aus dem Chor.«
    »Oder mit einem einzelnen Chormitglied«, sagte Theo.
    »Das geht dich nichts an.« Ma nahm einen hastigen Schluck.
    »Doch. Das geht mich was an. Luckys Vater hat seine Familie einer anderen Frau wegen verlassen und Max ist darum kriminell geworden. Heute hat er einen Mann getötet.«
    Seine Mutter verschluckte sich. »Was ist das denn für eine Geschichte?«, fragte sie hustend. Sie stand auf und riss ein Stück Krepp von der Küchenrolle. »Deine Schlussfolgerung ist auf jeden Fall falsch.«
    »Ich erzähle sie dir, wenn du sagst, ob du mit diesem Hardy unterwegs warst.« Theo stand auf, um sich auch Wein einzugießen.
    »Sei nicht unverschämt«, sagte Ma. »Müsstest du nicht längst im Bett sein? Morgen ist Schule.« Doch sie setzte sich wieder. »Hardy wollte mir die französische Küche vorführen. Er hat lange in Frankreich gelebt«, sagte sie. »Was ist mit Max?«
    »Alle leben in Frankreich«, sagte Theo. Er dachte an Leni. »Wohnt er eigentlich immer schon hier? Er ist mir nie aufgefallen.«
    »Er ist letzten Winter hergezogen. Vorher war er in Paris.«
    »Und dann zieht er freiwillig an den Hamburger Stadtrand?«
    »Er wollte in der Nähe seiner alten Eltern sein«, sagte Ma. »Da ist nichts Bedrohliches in meinem Verhältnis zu Hardy. Gönne mir die kleine Abwechslung. Ich schlafe nicht mit ihm.«
    Theo wurde nun doch verlegen. Vielleicht war er zu weit gegangen.
    »Ich will nicht von Hardy reden. Erzähl mir endlich von Max.«
    Als Theo fertig war mit dem Erzählen, schwieg seine Mutter.
    »Lass uns ins Bett gehen«, sagte sie dann. »Es ist nach eins.«
    Sie standen auf und Ma löschte das Licht in der Küche.
    Schwarze Nacht draußen vor der Tür.
    Eine der Straßenlampen schien kaputt zu sein.
    Ma ging vor ihm die Treppe hoch und sagte Gute Nacht. Theo stieg weiter zum Giebelzimmer hinauf. Er stellte sich im Dunkeln an das geschlossene Fenster und dachte an Frankreich und an Leni.
    Er war wirklich ein Mann der Schmerzen. Auch die Liebe tat ihm weh. Lucky ging leichter mit dem Leben um. Bei allem, was ihm widerfuhr.
    Wie es Max wohl ging? Lag er einsam in einer Zelle und wälzte sich auf einer harten Matratze hin und her? Oder fühlte er Erleichterung, dass die Qual vorüber war?
    Theo fing an, sich auszuziehen. Er zog das

Weitere Kostenlose Bücher