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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sie über dem Feuer und verzehrten sie im Nu. Leider hatten wir kein Salz. Jeder bekam einen guten Batzen von dem Fleisch ab. Die letzte Gruppe hingegen blieb aus. Wir fürchteten, dass sie in Schwierigkeiten geraten war. Die Furcht war nicht ganz unbegründet, denn es stellte sich heraus, dass der Gruppe ziemlich tief im Dschungel eine Giftschlange begegnet war, die den finnischen Mechaniker in die Brust gebissen hatte. Das Ergebnis war schrecklich gewesen: Der Mann hatte eine schlimme Vergiftung bekommen, und die ganze Gruppe hatte ihn länger als einen Tag lang beleben und betreuen müssen, bis er wenigstens so weit gekräftigt war, dass er mit den anderen den Rückweg antreten konnte. Die junge schwedische Krankenschwester, die zur Gruppe gehört hatte, hatte sämtliche Tricks angewandt, sogar die Wunde besprochen, und ihr war es anscheinend zu verdanken, dass er überlebt hatte. Ansonsten brachte die Gruppe kaum andere Erkenntnisse mit als die, dass im Dschungel anscheinend keine Menschenseele zu finden war.
    So ist es in den Tropen.
    Ich erkundigte mich bei den Gruppen, ob sie unterwegs Steine gesehen hatten.
    Die Dschungelgruppen erzählten, dass der Untergrund ganz unterschiedlich sei, hier das blanke Wasser, dort harter Boden, und alles bedeckt von einer dicken, schwarzen und wässerigen Schicht abgestorbener Pflanzen. Steine gebe es dort also vermutlich auch, man müsse nur danach suchen.
    Ich sagte, dass beim nächsten Mal jemand aus dem Dschungel oder vom Strand einen größeren, glatten Stein mitbringen solle. Damit könnten wir das Beil und den Dolch schärfen, die mittlerweile ihren Sommerschliff hatten, also stumpf geworden waren. Aber schließlich herrschte ja auch Sommer.

8
    Vanninen untersuchte meine Brust und erklärte, dass ich wiederhergestellt sei. Ich protestierte schwach und sagte, dass ich noch Schmerzen habe, wenn ich tief atmete. Der Arzt erwiderte leichthin, dass das dazugehöre und nicht gefährlich sei.
    Das Ergebnis der Untersuchung bedeutete, dass ich als gesund galt, und so wurde ich in die Besatzung des Gummifloßes gewählt. Wir beschlossen nämlich, erneut einen Ausflug zum Wrack zu machen. Zwei Waldarbeiter, Lämsä und Lakkonen, sowie der norwegische Arzt Olsen kamen außerdem noch mit.
    Nach dem Absturz des Flugzeugs war bereits gut eine Woche vergangen, und der Proviant wurde wieder knapp. Wir schoben das Floß ins Wasser und ruderten zum Wrack.
    Das Wasser war wunderbar klar, man konnte deutlich den Grund sehen, obwohl es stellenweise bis zu zwanzig Meter tief war. Wenn die Wellen nicht die Oberfläche aufgewühlt hätten, hätte man ausgezeichnet das Leben unter Wasser beobachten können. Unmittelbar unter den Wellen wimmelte es von Scharen bunter kleiner Fische, und ab und zu erkannte ich auf dem Grund auch größere Schatten. Haie sahen wir nicht. Der Meeresgrund war farbig, und wir vermuteten, dass dies die in den Erdkundebüchern erwähnten Korallen waren.
    Weiter draußen schäumte der Ozean, dessen riesige Wellen sich an den Korallenketten brachen. Das Tosen klang Furcht erregend. Wassersäulen stiegen hoch auf, weißer Schaum spritzte in die Luft. In den Pausen ließen sich Meeresvögel auf den Riffen nieder und flogen würdevoll wieder auf, wenn eine neue Welle über ihren Sitzplatz hinwegspülte.
    Nach langem Geschaukel erreichten wir das Gebiet, wo die Maschine liegen musste. Wir ruderten einen weiten Kreis, um sie zu orten. Lange mussten wir nicht suchen, denn sie war schon von weitem zu erkennen. Das Sonnenlicht spiegelte sich in ihren Metallflanken, bei den Wellenbewegungen auf der Wasseroberfläche verzerrten sich ihre Formen jedes Mal eigenartig.
    Wir paddelten hin, brachten unser Floß genau über der Stelle in Position und betrachteten eine Weile das Ungetüm. Es lag in etwa fünfzehn Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Wenn das Seitenruder aufgerichtet gewesen wäre, hätte es fast aus dem Wasser geragt, so flach war die Stelle.
    Die Maschine war schwer beschädigt. Das Seitenruder war abgebrochen, wahrscheinlich vom Wellengang oder von den Meeresströmungen. Der Rumpf war größtenteils unversehrt, in der Mitte schien er allerdings verbogen oder gebrochen zu sein. Eine Tragfläche fehlte, die andere war ebenfalls fast völlig abgerissen und lag jetzt am Rumpf an wie der Flügel eines schlafenden Vogels. Das Cockpit war zusammengedrückt. Das Wrack lag leicht auf der Seite, und das Cockpit zeigte zum offenen Meer, zu den wellenumtosten Riffen. Bis dorthin

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