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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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mochten es etwa zweihundert Meter sein. Bei uns in der Lagune waren die Wellen nur klein, kleiner als am Strand.
    Es bereitete uns kaum Probleme, das Gummifloß über dem Wrack zu halten.
    Wir sahen keinen einzigen Hai, obwohl wir angestrengt ins klare Wasser starrten, und so beschlossen wir, mit dem Tauchen zu beginnen. Den Anfang machte Olsen. Er holte tief Luft und glitt dann in die Wellen. Olsen war anscheinend ein guter Schwimmer, denn er gelangte problemlos zum Wrack. Wir sahen, wie er versuchte, durchs kaputte Fenster ins Cockpit einzusteigen, dann änderte er seine Meinung und schwamm zur Rumpfmitte, wo der Riss klaffte, den der abgebrochene Flügel hinterlassen hatte. Bevor Olsen hineingelangen konnte, ging ihm jedoch die Luft aus, und so musste er wieder nach oben kommen.
    Während sich Olsen für den nächsten Tauchgang ausruhte, fasste ich Mut, zog meine wenigen Kleidungsstücke aus und tauchte.
    Das Wasser war herrlich warm und klar. Ich konnte mit offenen Augen tauchen, obwohl ich das zu Hause in Finnland normalerweise nicht tat. Komisch, obwohl das Meerwasser hier viel salziger war, brannten mir kaum die Augen.
    Beim Wrack angekommen, pumpte ich die Lungen voll Luft. Ich machte nicht denselben Fehler wie Olsen, sondern glitt sofort durch den Riss ins Mittelteil des Wracks.
    Es wurde dunkel um mich. Ich tastete im Raum herum, alles wirkte ganz anders als an dem Tag, da ich auf dem internationalen Flugplatz von Tokio die Maschine betreten hatte. Der Wasserdruck presste meine Brust stark zusammen, aber ich ging davon aus, dass Vanninen gewusst hatte, was er sagte, als er behauptet hatte, meine Rippen würden jede Belastung vertragen.
    Ich stieß mir an irgendeiner Kante das Knie und hätte beinah aufgeschrien, tat es aber nicht, denn ich wollte lebend zurückkehren. Unter Wasser sind Stöße viel schmerzhafter als an der Oberfläche – was immer das für Gründe haben mag.
    Allmählich gewöhnten sich meine Augen an das Dunkel im Inneren der Maschine. Die Tür zum Frachtraum im hinteren Teil schwankte leise in ihren Angeln, die Meeresströmung hielt sie in Bewegung. Ich schwamm in den Frachtraum hinein und bekam wie auf Bestellung einen Metallbehälter von der Größe einer Bierkiste in die Hände. Ich klemmte ihn unter den Arm und beschloss, sofort zurückzukehren, denn mir ging die Luft in der Lunge aus. Ich gelangte überraschend mühelos aus dem Wrack hinaus. Jetzt wurde mir die Luft wirklich knapp, und ich überlegte kurz, ob ich den schweren Behälter fallen lassen sollte. Ich beschloss jedoch, mich mit ihm nach oben zu kämpfen.
    Es war ein hartes Stück Arbeit. Die im hellen Sonnenlicht blinkende Wasseroberfläche schien unerreichbar fern. Schließlich hatte ich es geschafft, konnte das Wasser aus dem Mund prusten und an seiner Stelle Sauerstoff einsaugen.
    Die anderen halfen mir mit meiner Kiste aufs Floß. Wir alle freuten uns über die Beute.
    Als Nächster tauchte wieder Olsen. Als er hochkam, brachte er eine weitere Kiste mit. Lakkonen tauchte ebenfalls, aber Lämsä weigerte sich. Als wir ihn nach dem Grund fragten, sagte er:
    »Ich kann nicht schwimmen.«
    Wir wunderten uns, vor allem darüber, dass er das nicht gleich am Ufer gesagt hatte.
    »Ich wollte nicht vor allen anderen darüber reden.« Er bat uns, sein Geheimnis nicht preiszugeben, und versprach, sobald wie möglich schwimmen zu lernen. Wir sicherten ihm Stillschweigen zu.
    Lakkonen holte die beste Beute herauf: drei Äxte und eine zerbeulte Kiste, aus der Mechanikerwerkzeug herausschaute. Wir schrien vor Begeisterung Hurra.
    Nach getaner Arbeit ruderten wir ans Ufer. Die anderen eilten herbei, um das Floß auf den Sand zu ziehen. Sie staunten über unsere Ausbeute und lobten uns in den höchsten Tönen.
    Wir trugen die Äxte triumphierend unter das Schutzdach, ebenso das andere Werkzeug, und dann luden wir die beiden Blechkisten aus, die Olsen und ich aus dem Wrack geholt hatten.
    »Sie enthalten medizinisches Material«, sagte der Norweger und machte sich daran, eine Kiste zu öffnen. Die Schlösser sprangen fröhlich auf, der Deckel klappte hoch, und der Inhalt wurde sichtbar.
    Die Kiste war voller kleiner Metallgegenstände, sie waren spiralförmig, und jeder hatte eine Art kleinen Schwanz. Ich kapierte nicht, wozu diese unzähligen Dinger, die alle gleich aussahen, gut sein sollten. Die Leute um Olsen herum raunten überrascht. Irgendjemand begann zu kichern.
    Vanninen war hinzugekommen, um sich ebenfalls die Beute

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