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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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selben Abend. In der Nacht begruben wir beide Toten. Frau Sigurd beugte sich diesmal dem Beschluss der Mehrheit, nur einen einzigen Psalm zu singen und auf alle übrigen religiösen Handlungen zu verzichten.
    Nach dem Besuch des Helikopters unterhielten wir nachts keine Feuer mehr am Strand. Womöglich befanden wir uns auf einer Insel, auf der ein Krieg im Gange war.
    Es schien uns, als hätten wir keine Hoffnung mehr, von einer Rettungsexpedition gefunden zu werden.

15
    Der Besuch des Helikopters bedeutete, dass wir jedenfalls nicht durch bloßes Herumliegen Kontakt zu der uns freundlich gesonnenen Welt bekommen würden.
    Aber was konnten wir für unsere Rettung tun? Es blieb nur eine Möglichkeit: Wir mussten versuchen, in die inneren Teile der Insel vorzudringen, dort würden wir Menschen treffen. Zwei Personen aus unserer Gruppe waren am Strand getötet worden, also war klar, dass auf der Insel Kämpfe im Gang waren. Wir mussten versuchen, Kontakt zur Bevölkerung oder zu den Krieg führenden Parteien herzustellen, vielleicht würde man nicht auf uns schießen, wenn wir uns zu Fuß näherten.
    Wir beschlossen, eine fünfköpfige Expedition auszusenden, die durch den Dschungel ins Innere der Insel vordringen und den Leuten dort von unserem Flugzeugunglück berichten sollte. Zu Teilnehmern wurden die schwarze Hebamme, Doktor Vanninen, Forstmeister Laakkio, die schwedische Krankenschwester Maj-Len und ich gewählt. Als ich Ingrid fragte, ob sie nicht mitkommen wolle, rümpfte sie die Nase und sagte, dass ich mich wohl für sehr unwiderstehlich halten musste, wenn ich annahm, sie würde meinetwegen ihr Leben aufs Spiel setzen und an einem gefährlichen Dschungelausflug teilnehmen. In der Nacht verpasste ich ihr im Dunkeln am Strand eine Tracht Prügel, so wütend war ich.
    Wir rüsteten uns mit Proviant aus und begaben uns in die dunklen Tiefen des Dschungels. Forstmeister Laakkio ging voran und bahnte den Weg, mit gebühren dem Sicherheitsabstand folgten die schwarze Hebamme, dann Vanninen und Maj-Len, ich bildete den Schluss.
    In Abständen von einer Stunde wechselten wir die Marschordnung, damit niemand zu stark ermüdete. Auch die Frauen übernahmen immer mal die Führung, allerdings nur für jeweils eine halbe Stunde.
    Wir marschierten durch den dunklen Dschungel, bahnten uns mit der Axt den Weg durch die wild wuchernde Vegetation und verscheuchten die Schlangen. Ungeziefer peinigte uns, es war erstickend heiß, aber wir konnten keine Kleidungsstücke ablegen, denn die Zweige hätten uns die Haut zerfetzt. Die heißesten Stunden des Tages verbrachten wir auf Bäumen, und nachts schliefen wir nebeneinander im Dickicht. So ging es Tag für Tag. Am vierten Tag erbeutete Vanninen einen Affen. Dieser bewegte sich ziemlich langsam, und Vanninen rannte hinterher und fing ihn. Er wog mindestens zwanzig Kilo, so schätzten wir. Wir schlachteten ihn, rösteten das Fleisch und aßen es gierig, denn unser mitgebrachter Proviant ging zur Neige. Mitten in der Mahlzeit schrie Laakkio vor Schmerz auf und hielt sich den Mund, aus dem Blut floss.
    Es zeigte sich, dass sich in seinem Mund, außer dem Affenfleisch, ein etwa anderthalb Zentimeter langer glänzender, gebogener Gegenstand befand. Es war ein an allen Ecken messerscharfes Metallstück, das sich Laakkio da in den Gaumen gebissen hatte.
    Als wir die Affenkeule näher untersuchten, wurde uns klar, dass sich das arme Tier irgendwann in seinem Leben schlimm verletzt haben musste. Es schien, als wäre es auf eine Mine getreten. In seinem Hintern steckten zahllose weitere Splitter ähnlich dem, den Laakkio im Mund gehabt hatte.
    All das bewies, dass es auf der Insel irgendwann einmal einen Krieg gegeben hatte und dass der Affe die Folgen des Hasses der Menschen in seinem Körper hatte tragen müssen.
    Nach Vanninens Affenjagd bewegten wir uns vorsichtiger durch das Gelände. Wir fürchteten, dass im Dickicht womöglich noch weitere Minen verborgen lagen. Der Anführer, der jeweils den Weg bahnte, musste des halb allein gehen, und die anderen folgten erst im Abstand von hundert Metern. Er war also eine Art Minensuchhund.
    Am sechsten Tag begann sich der Dschungel zu lichten, und wir kamen schneller voran. Das Gelände wurde hügelig, die Vegetation angenehmer, sogar der Himmel war zu sehen. Wir waren etwa vierzig Kilometer ins Innere der Insel vorgedrungen. Unsere Kleidung war zerfetzt, aber sonst waren wir noch in leidlichem Zu stand. Die Entzündungen, die wir auf der Haut

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