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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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war.
    Gorescu schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, ich möchte es Ihnen gerne sagen. Sie waren taktvoll und haben nie eine Frage gestellt, wenn es darum ging, Aufgaben zu übernehmen, die eigentlich ich zu erledigen gehabt hätte. Wie auch immer. Meine Tochter ist schwer erkrankt. Die Ärzte haben eine sehr seltene Stoffwechselerkrankung diagnostiziert, deren lateinische Bezeichnung ich Ihnen ersparen möchte. Jedenfalls ist dieses Syndrom sehr selten, weswegen in der Vergangenheit kaum Medikamente oder Therapien dagegen entwickelt worden sind.« Er seufzte hörbar. »Die Krankheit gilt als unheilbar. Unsere letzte Hoffnung sind die Ärzte auf Genet …«
    »Der medizinische Standard dort steht in dem Ruf, der beste innerhalb der gesamten Solaren Welten zu sein.«
    »Weil sie dort Methoden anwenden, die die Bundesgesetze eigentlich verbieten. Nur deswegen ist man auf Genet so weit gekommen wie sonst nirgends innerhalb der Solaren Welten. Allerdings sind die Behandlungen dort sehr teuer.«
    »Dann verstehe ich nicht, weshalb Sie beabsichtigen, den Dienst zu quittieren.«
    Gorescu lächelte matt. »Erstens ist es nicht sicher, dass die Therapie auf Genet auch wirklich anschlägt. Und da möchte ich nicht irgendwo im fernen Weltall sein, wenn meine Tochter stirbt. Das würde ich mir niemals verzeihen.«
    »Und zweitens?«
    »Zweitens habe ich ein sehr gutes Angebot von einem Triebwerkshersteller in Luna North. Liegt in der Nähe des lunaren Nordpols.«
    »Klingt nicht nach einem sehr gemütlichen Ort.«
    »Seit die Immobilienpreise auf dem Mars explodiert sind und der Hohe Rat die Leichten Kreuzer der Scout-Klasse im Dutzend bestellt, gilt Luna North als Boomtown der Raumfahrtindustrie. Jemand, der was von Triebwerken versteht, kommt da gut unter.«
    Catherine Black schluckte. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte und hatte angesichts des Schicksalsschlages, von dem Morton Gorescu heimgesucht worden war, über ein paar passende Worte nachgedacht. Aber sie hatte das Gefühl, in diesem Moment nur in irgendein Fettnäpfen treten zu können und schwieg.
    »Wie auch immer, Fähnrich. Demnächst wird auf der STERNENFAUST eine Position als Leitender Ingenieur im Rang eines Lieutenant frei.«
     
     
    Commander Richard Leslie lag wach in seiner Kabine, obwohl er besser geschlafen hätte, wenn er nicht die nächste Wachperiode vollkommen übermüdet beginnen wollte.
    Aber etwas raubte ihm den Schlaf und verhinderte, dass er zur Ruhe kam. Er betrachtete das Metallrelief, das auf seine Veranlassung hin angebracht worden war.
    Es stellte ein Wikingerschiff dar.
    Was hätte einer dieser Nordmänner seinerzeit gesagt, wenn sein Vater von ihm verlangt hätte, immer dieselbe Linie zu fahren – von einem Ende des Heimatfjords zum anderen? Wahrscheinlich hätte sich das keiner dieser kühnen Seefahrer jemals gefallen lassen.
    Commander Leslie erhob sich schließlich von seinem Bett und verließ die Einzelkabine, die ihm als Captain der STERNENFAUST zustand. Angesichts der räumlichen Enge, die an Bord des zylinderförmigen Raumschiffs bestand, war dieses Privileg nicht hoch genug zu schätzen.
    Der Captain der STERNENFAUST suchte einen der Aufenthaltsräume auf und zog sich einen Syntho-Drink.
    Bruder Patrick saß an einem der Tische und aß einen Salat.
    Daneben lag ein Handheld-Computer auf dem Tisch, dessen Display aktiviert war.
    Ihm gegenüber hatte Fähnrich Black Platz genommen. Die junge Technikerin aus Morton Gorescus Maschinenraum-Crew hatte ein beinahe entrückt wirkendes Gesicht, während sie den Ausführungen des Christophorers lauschte.
    Patrick sprach ausführlich über einige Spekulationen, die ihm in Bezug auf das Volk der Xabong durch den Kopf gingen. Er bezog sich dabei allerdings vor allem auf die Veränderungen in Weltanschauung und Religion. Seiner Ansicht nach musste sich ein traumatisches Fluchterlebnis, wie es die Xabong in Bezug auf die Kridan zweifellos hinter sich hatten, auf die gesellschaftliche Ordnung ihrer neuen Heimat auswirken.
    »Was Sie alles wissen, Bruder Patrick«, hauchte Catherine Black. »Beeindruckend.«
    »Das meiste sind nur Vermutungen, bei denen ich mir im Übrigen noch nicht einmal wirklich wünschen kann, dass ich damit Recht behalte.«
    Catherine Black blickte auf das Chronometer an ihrem Handgelenk, das Teil des persönlichen Armbandkommunikators war, den jedes Besatzungsmitglied der STERNENFAUST während seines Dienstes an Bord tragen musste. »Ich hatte ganz vergessen,

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