Vorstoß ins Niemandsland
dass ich eine Extra-Schicht übernommen habe und augenblicklich in den Maschinenraum gehen muss.«
»Sie vertreten den L.I., nicht wahr?«, fragte Bruder Patrick.
Catherine Black war völlig perplex. Sie sah den Christophorer-Mönch erstaunt an. »Woher wissen Sie das?«
»Ich beobachte vieles. Unter anderem meine Gesprächspartner.«
»Und das können Sie dadurch sehen ?«
»Ich bin kein Hellseher oder dergleichen, sondern ziehe nur meine Schlüsse aus dem, was mein Bewusstsein an Informationen intuitiv aufnimmt. Das ist alles. Bei Ihnen ist mir aufgefallen, dass Sie ein weiches Herz haben. Sie können Gorescu nichts abschlagen – und das hängt mit seiner familiären Situation zusammen.«
»Wie auch immer, Bruder Patrick. Wir können unsere Unterhaltung gerne in Kürze fortsetzen, aber ich habe mich nun mal in den Dienstplan eingetragen, und das bedeutet für einen Raumsoldaten des Star Corps auch, dass er pünktlich ist und man sich auf ihn verlassen kann.«
»Sicher. Aber gestatten Sie mir dennoch eine Frage.«
»Ganz bestimmt nicht jetzt, Bruder Patrick.« Black bemerkte den Captain und nahm Haltung an.
»Rühren und wegtreten, Fähnrich«, sagte Richard Leslie.
Innerhalb weniger Augenblicke hatte sie den Raum verlassen.
Leslie wandte sich an Bruder Patrick. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
»Natürlich.«
»Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, die mich im Moment tief bewegt.«
»Nur zu! Ich bin Ihr Berater und damit Ihr erster Ansprechpartner.«
»Trotzdem ist es nicht ganz einfach für mich, diese Sache anzusprechen.«
»Dann handelt es sich um ein privates Problem?«
Leslie nickte.
»Sofern ich helfen kann, tue ich das gern.«
Der Commander nippte an seinem Syntho-Drink und beugte sich etwas vor, um nicht so laut sprechen zu müssen. »Stimmt es, dass der Orden seine Mitglieder nach bestimmten Kriterien aussucht und sie bereits lange zuvor daraufhin beobachtet, inwiefern sie für den Orden geeignet sind?«
»Würden Sie nicht auch jeden Gast erst eingehend prüfen, bevor Sie ihn in Ihre Wohnung lassen?«
»Das ist keine Antwort auf meine Frage!«
»Entschuldigen Sie. Es war nicht meine Absicht, Ihnen auszuweichen, Captain!«
Was denn sonst? Diese Kunst habt ihr Christophorer doch perfektioniert. Ihr nennt das dann Diplomatie. »Meine Frage ist nun, nach welchen Kriterien Ihre Ordensmitglieder den Nachwuchs auswählen?«
»Das ist nicht wirklich die Frage, die Sie mir stellen wollen. Sie dient nur dazu, eine andere Frage zu verdecken«, erwiderte Bruder Patrick.
»Was meinen Sie damit?«
»Ihr Bruder ist Mitglied unseres Ordens, nicht wahr? Sie haben Schwierigkeiten damit, dass nicht Sie es waren, den unsere Scouts beobachtet und erwählt haben. Sie können nicht akzeptieren, dass an Ihrem Bruder etwas sein soll, das Ihnen zu fehlen scheint.«
»Sie missverstehen mich.«
Bruder Patrick lächelte nachsichtig.
»Sie wollen wissen, was es ist, das Ihren Bruder zu einem Christophorer macht. Ich hingegen versuche, Ihnen klar zu machen, dass es darauf nicht ankommt. Jeder Mensch hat seinen Wert aus sich selbst heraus, und nur ein Narr sucht seinen Maßstab bei einem anderen Individuum.«
»Sie wollen mir die Kriterien nicht nennen, nach denen Christophorer erwählt werden«, stellte Commander Leslie fest. »Es scheint sich also um eine Art Ordensgeheimnis zu handeln, habe ich Recht?«
»Es spielt für Sie keine Rolle, Captain. Schließlich sind Sie ja kein Christophorer, und obgleich Sie viel Zeit damit vergeudet haben mögen, darüber zu rätseln, was Ihr Bruder Ihnen voraushaben mag, so hatten Sie doch im Inneren Ihrer Seele niemals vor, einer zu werden.«
»Das mag sein«, gab Leslie zu.
»Sie haben Ihren Platz gefunden, Commander Leslie. Sie genauso wie Ihr Bruder. Und damit sollten Sie es bewenden lassen.«
Vielleicht hat er Recht. Wahrscheinlich ist es sehr viel einfacher, einen Pudding an die Wand zu nageln, als einem Christophorer eine Information zu entlocken, die dieser nicht preisgeben will!
Kapitel 4 – Ein Eissegler namens STURMTROTZER
Magoon stand zusammen mit den anderen Männern am Ruder des gewaltigen Eisseglers. Die Aufbauten bestanden aus mehreren Gebäuden. Aus den Schloten quoll dunkler Rauch, den der unbarmherzige Wind zerstob, der eisig über die endlosen Ebenen pfiff.
Nur mit vereinten Kräften konnten die Männer das Ruder herumreißen. Es knarrte. Die aus sehr harten Karbonfasern bestehenden, halmartigen und innen hohlen Stämme, die den
Weitere Kostenlose Bücher