Vorstoß ins Niemandsland
wenige markante Fakten bekannt waren.
Bruder Patricks Gesicht erschien auf einem der Nebenbildschirme.
Tan-Balo fuhr unterdessen fort: »Es ergeht die Aufforderung, sich zu ergeben und das Schiff den tapferen Glaubenskriegern des Imperiums ohne Widerstand zu übergeben. Andernfalls ist euch die Vernichtung gewiss!«
»Schalten Sie den Kanal frei, Fähnrich Majevsky«, wies Leslie die Funkerin an. »Ich möchte Kommandant Tan-Balo gerne meine Antwort geben.«
»Kanal ist frei, Captain.«
»Hier spricht Commander Richard Leslie, Captain des Leichten Kreuzers STERNENFAUST im Dienst des Space Corps of Space Defence der Solaren Welten. Wir sind nicht in kriegerischer Absicht hier, sondern in einer reinen Forschungsmission!«
»Ihr betreibt Aufklärung«, erwiderte Tan-Balo. »Und das in einem Gebiet, das vom durch Gott inspirierten Raisa für sich und das Heilige Imperium beansprucht wird! Das ist eine aggressive militärische Aktion und hat mit einer Forschungsmission nicht das Geringste zu tun.«
Er ist der Wahrheit gefährlich nahe. »Wie gesagt, ich würde ein Gefecht gerne vermeiden!«
»Weil du weißt, dass du dich auf Grund der Geschwindigkeitsunterschiede in einem taktischen Nachteil befindest, Captain Leslie!« Diesmal musste man nicht viel in die krächzenden Laute hineininterpretieren, die der Kridan-Kommandant über den Schnabel brachte, um zu begreifen, welchen Triumph er empfand.
Leider hat er weitgehend Recht! Aber wenn er glaubt, dass ihm die STERNENFAUST als leichte Beute in den Schlund fällt, dann hat er sich getäuscht!
Den Beweggrund des Kridan-Kommandanten, auf ein Gefecht möglichst zu verzichten und den Menschen die Aufgabe anzubieten, konnte Leslie durchaus nachvollziehen. Wahrscheinlich war es jedoch weniger der Wunsch, ein Gefecht vermeiden zu wollen, als vielmehr die Erkenntnis, wie wertvoll es sein konnte, ein Schiff des – zukünftigen – Gegners in die Hände zu bekommen. Umgekehrt würde auch das Oberkommando des Star Corps viel darum geben, die Waffensysteme eines Kridan-Schiffs endlich mal aus der Nähe und bis ins kleinste Detail untersuchen zu können!
»Ihr habt keine Chance zu entkommen«, erklärte Tan-Balo. »Mein Schiff, die KRALLE DER GLÄUBIGEN, wird ihrem Namen alle Ehre machen und euer Schiff zumindest manövrierunfähig schießen. Darüber hinaus wurde die Tanjaj-Flotte alarmiert. Es sind Dutzende Einheiten hierher unterwegs. Die meisten setzen sich von einem der umliegenden Systeme aus in Bewegung, die wir derzeit besuchen, um ihre Integration in das Imperium sicherzustellen, bevor …«
»Bevor der Heilige Krieg in eine weitere Etappe geht«, schloss Commander Leslie. »Das ist es doch, nicht wahr?«
Tan-Balo zögerte. »Ich höre in dieser Äußerung so etwas wie moralische Geringschätzung für das Handwerk des Kriegerischen, was mich persönlich sehr erstaunt, denn wie du selbst gesagt hast, gehört dein Schiff einem Verbund an, der für die militärische Verteidigung zusammengestellt wurde! Wie kann ein Angehöriger einer militärischen Organisation den Krieg, für den er geboren wurde, moralisch in Frage stellen? Ich bitte um Verzeihung, aber dieses Paradox ist in meinen Augen nicht aufzulösen.«
»Wie auch immer, ich werde das Schiff nicht aufgeben!«
»Wir würden das Leben deiner Besatzung schonen und euch auf einem Planeten eurer Wahl im Umkreis von zehn Lichtjahren absetzen«, schlug Tan-Balo vor. »Wir wissen, dass dein Volk feige ist und im Gegensatz zu den ehrenhaften Tanjaj den Tod fürchtet wie das Schlupf-Ei den plötzlichen Frost!«
Commander Leslie atmete tief durch. Welch profunde Kenntnis unserer menschlichen Mentalität schimmert doch in diesen Worten auf , überlegte er voller Sarkasmus. Andererseits konnte man auf Seiten des Star Corps wohl kaum behaupten, im Hinblick auf das Wissen über die Kridan besser dazustehen. Abgesehen davon, dass man wusste, wie gefährlich sie waren und wie kompromisslos sie gegen ihre Feinde vorgingen, war nicht vieles bekannt. Bruchstücke nur.
Der Kridan ballte die großen Krallenpranken zum kridanischen Äquivalent zweier Fäuste. Er musste sich sichtlich beherrschen, um nicht irgendwelche wüsten Drohungen oder Flüche von sich zu geben.
»Wir würden deiner Mannschaft sogar einen kleinen Überlichtsender zur Verfügung stellen, sodass eine Rettung möglich wäre«, gab er zu bedenken. Sein Gemütszustand schien angegriffen zu sein.
»Wir brauchen Bedenkzeit!«, mischte sich jetzt Bruder Patrick
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