Vortex: Roman (German Edition)
stimmt so nicht«, sagte ich. Aber es war nicht das Konzept der kortikalen Demokratie, das ihm zu schaffen machte. »Was ist passiert, Turk? Ich meine, als ich auf dich gewartet habe, oben auf dem Flugdeck?«
»Nichts … nichts Wichtiges.«
Ich brauchte nicht vernetzt zu sein, um zu merken, dass er log. »Willst du darüber reden?«
»Nicht jetzt«, sagte er. »Vielleicht wenn wir ankommen, wo wir hinwollen.«
Wir waren noch einige Stunden vom Indischen Ozean entfernt, als der Transporter Alarm schlug.
Ich hatte schon geschlafen. Turk hatte darauf bestanden im Bugabteil Wache zu halten – er misstraute der Maschine –, aber ich war zu erschöpft gewesen, um ihm Gesellschaft zu leisten. Also hatte ich mich auf eine Pritsche gelegt und die Augen zugemacht – und als ich sie wieder aufmachte, bimmelte der Alarm.
Ich stürzte nach vorne. Turk hatte sich mit dem Interface kurzgeschlossen, und seine frustrierte Miene sagte mir, dass er ein Problem hatte. Das virtuelle Bugfenster war noch da; der Mond war untergegangen; der Himmel war finster bis auf den Gipfel des Torbogens, der jetzt beinahe im Zenit stand und ein rötliches Glühen reflektierte, das in wenigen Stunden unser Sonnenaufgang sein würde.
Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. Er blickte auf und sagte: »Ich habe ein Warndisplay, das ich nicht verstehe.«
»Okay. Kannst du es auf die Wand werfen, damit ich es auch sehe?«
Er konnte. Das Display sprang in den virtuellen Nachthimmel. Eine Radarsignatur mit Kursverfolgung. »Die Maschine sieht etwas, aber ich kann Entfernung und Bahn nicht lesen«, sagte Turk.
Machte man Jagd auf uns? Nein: Das vom Radar entdeckte Objekt befand sich in großer Höhe und im Nordosten. »Die Maschine hat sich bemerkbar gemacht, weil dieser Luftraum eigentlich leer sein müsste«, sagte ich. »Was es auch ist, es scheint nicht auf einem gesteuerten Kurs zu sein. Die Bahn ist ballistisch.«
Mit anderen Worten: Das Objekt fiel . Wahrscheinlich ein natürliches Phänomen, Weltraumschrott aus dem Orbit. Doch dann schlug die Maschine erneut Alarm, und zwei weitere Objekte sprangen ins Display.
Nach einer Stunde hatten wir fünf dieser fallenden Objekte entdeckt; alle fünf bewegten sich von Osten nach Westen und mehr oder weniger parallel zum Äquator. Sie kamen unserem geplanten Kurs so nahe, dass Turk den Transporter kreisen ließ, um uns Zeit zu geben, der Sache auf den Grund zu gehen. Nach etwa zwanzig Minuten schlug die Maschine erneut Alarm. Dem Display nach zu urteilen, hatte das Radar ein noch größeres Objekt entdeckt, vielleicht groß genug, um es mit bloßem Auge sehen zu können. Turk wies die Maschine an, das Fenster auf den entsprechenden Himmelsquadranten zu richten.
Wir spähten in die Finsternis hinaus. Einige Sterne ertranken bereits im ersten Schimmer der Morgendämmerung.
»Da«, sagte Turk.
Eine Handbreit über der Wolkendecke näherte sich das Objekt dem Horizont, sein Widerschein huschte durch das Wolkengebirge; es war so hell wie brennender Phosphor und hinterließ eine rasch verglühende Leuchtspur. Als es verschwand, kehrte schlagartig die Dunkelheit zurück – dann ein kurzer, greller Lichtblitz hinter dem Horizont: der Aufschlag.
»Die Maschine soll die Flugbahn berechnen«, sagte ich. »Mal sehen, wo das Ding herkommt.«
Leicht gesagt – Größe und Masse des Objekts konnte man nur grob schätzen. Aber unsere Flugmaschine berechnete einen Kegel möglicher Bahnen, ordnete ihn den Objekten zu und schob die wahrscheinlichen Flugbahnen übereinander. Das Resultat war nicht wirklich überzeugend, doch Turk fiel dasselbe auf wie mir: Die wahrscheinlichsten Flugbahnen schnitten sich am Torbogen der Hypothetischen.
»Verstehst du das?«, fragte Turk.
Ich verstand es nicht. Aber die Sonne stieg, und »unser« Bein des Torbogens würde bald zu sehen sein. Turk richtete das Bugfenster aus.
Der Torbogen der Hypothetischen war das größte Artefakt, das jemals den Erdboden berührt hatte. Sein Gipfel überragte die Atmosphäre, und seine Basis steckte tief im Erdmantel. Er thronte über dem Indischen Ozean, und was wir von ihm zu sehen bekamen, sah aus wie ein eingewebter Silberfaden im gelben Tuch der Morgendämmerung.
»Scharfstellen auf den Gipfel des Bogens und vergrößern«, wies ich Turk an.
Er kämpfte mit dem Interface, schaffte es dann aber. Da er das Display als Fenster angelegt hatte, sah es aus, als würden wir uns mit irrwitziger Geschwindigkeit dem oberen Teil des Bogens
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