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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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abhauen. Was du vorhast, funktioniert nicht. Nicht heute Nacht.«
    Das Wasser lief dem Jungen aus dem triefnassen schwarzen Haar in den Kragen des Ponchos. Durch den Regen sah er Bose an. Dann sagte er mit flacher Stimme: »Hinter Ihnen.«
    »Was?«
    »Die sind hinter Ihnen.«
    Der Junge kauerte sich hastig hin, und Bose tat es ihm nach. Dann riskierte er einen Blick über die Schulter. Zwei Männer kamen die schmale Gasse herauf. Der Regen ließ sie wie Zombies aussehen. Bis jetzt hatten sie weder Bose noch Turk gesehen, was hauptsächlich der leichten Krümmung der Gasse zu verdanken war. Aber wenn sie nicht umdrehten oder auf der Stelle erblindeten …
    »Hier lang«, sagte Turk.
    Bose hatte keine Wahl – er folgte dem Jungen um die Ecke und auf die Straße hinter dem Lagerhaus, wo man sie mit tödlicher Sicherheit erwischen würde … aber da war eine Lücke zwischen einem grünen Müllcontainer und dem Sims einer Rampe, gerade so groß, dass sie sich beide hineinzwängen konnten. Während er Turk nachlief, versuchte Bose sich einen Überblick zu verschaffen. Die Laderampen des Findley-Lagerhauses lagen einen halben Block links von ihm. Drei Autos parkten auf der Straße, und an der einen Rampe stand ein weißer Van. Die Rolltür über der Rampe war geöffnet und schickte ein Rechteck aus Licht in den Regen. Bose prägte sich die Szene ein, überschlug relative Entfernungen und mögliche Fluchtwege, dann kauerte er sich neben Turk. Der Junge zitterte wie ein nasser Hund.
    Die zwei Security-Leute traten aus der Gasse hinaus. Als sie am Müllcontainer vorbeikamen, sah Bose aus dem Augenwinkel ihre gelben Regenjacken. Die Männer gingen zur Laderampe. Der weiße Van erklärte, was im Lagerhaus passierte, schoss es Bose durch den Kopf: Findley war nervös geworden und schaffte die verbotene Ware weg. Hinten im Van stapelten sich vom Boden bis zur Decke die Kartons – wahrscheinlich libanesische oder syrische Chemikalien, die für Schwarzmarkt-Bioreaktoren bestimmt waren.
    Um besser sehen zu können, legte sich Bose auf den Bauch. Der Asphalt roch wie ein ölverseuchtes Tier, er war nass, aber noch warm von der Hitze des Tages. Bose robbte aus dem Versteck und spähte am Container vorbei.
    Der Mann, der das Einladen beaufsichtigte, war mittleren Alters, sah besorgt drein und leuchtete mit einer Taschenlampe. Bose erkannte ihn; es war Turks Vater.
    »Dein Vater ist hier«, flüsterte er.
    Schweigen. Dann sagte der Junge: »Sie kennen meinen Vater?«
    »Ich weiß, wie er aussieht.«
    »Wollen Sie ihn verhaften?«
    »Das würde ich gerne. Ich bin aber nicht mehr bei der Polizei. Wie soll ich ihn da verhaften?«
    »Warum sind Sie dann hier?«
    »Ich helfe einem Freund. Und du?«
    Keine Antwort.
    Bose wollte schon vorschlagen, denselben Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren – so gefährlich das auch war –, als ein viertes Auto neben dem Van hielt. Der Fahrer stieg aus, kletterte auf die Betonrampe und ging auf Findley zu, der ihn fragend ansah. Der Fahrer sagte etwas, wobei er die Straße hinunterzeigte. Plötzlich klatschte Findley in die Hände und wurde so laut, dass seine Worte den Regen übertönten – die Arbeiter sollten schneller machen und die Absperrung wegräumen.
    Bose sah auf die Uhr. Der nächste Bus war schon vor Minuten angekommen. Orrin. Ja, wahrscheinlich hatte einer von den Gorillas Orrin Mather erkannt und vorsorglich den Boss informiert.
    Findley stieg mit einem Security-Mann in den Wagen. Dann fuhren sie die Straße hinunter. Bose sah, wie Turk in das rasch vergehende Muster blinzelte, das die Reifen auf dem nassen Asphalt hinterließen – er schien zu wissen, dass gerade sein Vater vorbeifuhr. Der Zorn, der ihn hierhergetrieben hatte, war zum großen Teil in Verwirrung umgeschlagen.
    Dann Schritte auf dem Pflaster hinter ihnen. Die Aufpasser wurden ins Lagerhaus beordert.
    »Wir müssen hier weg«, sagte Bose. »Am besten wäre irgendeine Art Ablenkungsmanöver.«
    Der Junge hob den Kopf. »Ein Ablenkungsmanöver? Wie meinen Sie das?«
    »Du hast nicht zufällig etwas Brennbares dabei?«

28
    ALLISON
    Wir hätten noch Tage so weiterfliegen können, ohne dass der Treibstoff knapp geworden wäre, aber einfach nur Kreise zu ziehen, war sinnlos. Turk entdeckte ein kleines, schroffes Eiland abseits der Südflanke des einstigen indonesischen Archipels und landete dort. Es lag weit genug weg, um außer Reichweite der abstürzenden Fragmente des Torbogens zu sein, und war hoch genug, um uns vor

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