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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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jemanden, der sie nach Monroe fährt?“ fragte Jason.
    Bill war überrascht. „Ja. Würden Sie mir den Gefallen tun? Ich muß mit Ihrer Schwester reden.“
    „Klar“, sagte Jason ganz fröhlich und zuvorkommend, was mich sofort mißtrauisch stimmte.
    „Ich kann einfach nicht glauben, daß du mich zurückweist!“ nörgelte Desiree und blickte schmollend zu Bill empor. „Mich hat noch nie jemand zurückgewiesen.“
    „Ich bin Eric natürlich sehr dankbar und glaube gern, daß Sie - wie sagten Sie doch gleich? - ein besonderer Jahrgang sind“, erwiderte Bill höflich. „Ich habe jedoch meinen eigenen Weinkeller.“
    Klein-Desiree sah ihn ein paar Sekunden lang verständnislos an, ehe in ihren braunen Augen ganz langsam die Erkenntnis aufflackerte. „Ist das da Ihre Frau?“ fragte sie und deutete mit einer Kopfbewegung auf mich. „Ja.“
    Jason scharrte nervös mit den Füßen, als Bill das so unumwunden kundtat.
    Desiree betrachtete mich prüfend und abschätzend von oben bis unten. „Sie hat komische Augen“, erklärte sie dann.
    „Sie ist meine Schwester“, sagte Jason.
    „Oh. Das tut mir leid. Du bist viel ... normaler.“ Nun musterte die junge Frau meinen Bruder von Kopf bis Fuß, und was sie sah, schien sie weit mehr zu erfreuen als mein Anblick. „Hey, wie heißt du denn mit Nachnamen?“
    Jason nahm ihre Hand, um sie zum Pick-up zu führen. „Stackhouse“, beantwortete er im Forteilen ihre Frage, wobei er sie von der Seite her mit seinem Charme bombardierte. „Ich fahre dich nach Hause, und du erzählst mir ein wenig darüber, was du so machst. Was hältst du davon?“
    Ich wandte mich wieder an Bill, wobei ich mich immer noch fragte, was Jason wohl zu seinem großzügigen Angebot veranlaßt haben mochte. Ich begegnete Bills Blick, und mir war, als würde ich gegen eine Ziegelmauer prallen.
    „Du willst also mit mir reden“, sagte ich mit belegter Stimme.
    „Nicht hier. Komm mit zu mir.“
    Ich scharrte mit dem Fuß im Kies. „Nicht zu dir nach Hause!“
    „Dann zu dir.“
    „Nein.“
    Er hob seine schön geschwungenen Brauen. „Wohin dann?“
    Das war eine gute Frage.
    „Zum Teich meiner Eltern.“ Da Jason ja gerade Fräulein Dunkel und Winzig nach Hause fuhr, würden wir dort allein sein.
    „Ich fahre hinter dir her“, sagte Bill kurz angebunden, woraufhin wir uns trennten, um zu unseren Autos zu gehen.
    Das Grundstück, auf dem ich meine ersten Lebensjahre verbracht hatte, lag im Westen von Bon Temps. Ich bog in die vertraute Kieseinfahrt ein und parkte beim Haus, einem bescheidenen Holzhaus im Landhausstil, das Jason ziemlich gut in Schuß hielt. Bill kletterte im selben Moment wie ich aus seinem Wagen, und ich forderte ihn mit einer Handbewegung auf, mir zu folgen. Wir gingen ums Haus herum, eine kleine Böschung hinab und folgten dann einem Pfad, der mit großen Steinen bepflastert war. Schon bald, nach etwa einer Minute, standen wir an dem kleinen Teich, den mein Vater im Garten hinter dem Haus angelegt, bepflanzt und mit Fischen bevölkert hatte, in der Hoffnung, dort noch jahrelang mit seinem Sohn zusammen angeln zu können.
    Neben dem Teich gab es eine Art Holzveranda, von der aus man auf das Wasser schauen konnte, und dort lag auf einem der Klappstühle aus Metall eine zusammengefaltete Wolldecke. Bill nahm die Decke, schüttelte sie aus und breitete sie auf dem Gras vor der Veranda aus. Widerstrebend nahm ich Platz, denn die Decke kam mir aus demselben Grund nicht sicher vor, aus dem heraus auch ein Treffen in Bills Haus oder in meinem nicht in Frage gekommen war: Wenn ich Bill zu nahe kam, dann konnte ich nur noch an eins denken, nämlich daran, ihm möglichst schnell noch näher zu kommen.
    Ich zog die Knie an die Brust, schlang beide Arme darum und starrte auf das Wasser hinaus. Auf der anderen Seite des Teichs hing eine kleine Außenleuchte, deren Licht sich in der ruhigen Wasseroberfläche spiegelte. Bill lag neben mir auf dem Rücken. Ich spürte seinen Blick auf meinem Gesicht. Er hatte seine Finger ineinander verschlungen, und seine Hände ruhten auf seinem Brustkorb. Er war sorgsam darum bemüht, mir nur nicht mit den Händen zu nahe zu kommen.
    „Letzte Nacht hat dir Angst gemacht“, begann er in neutralem Ton unser Gespräch.
    „Dir nicht? Nicht wenigstens ein kleines bißchen?“ fragte ich ruhiger, als ich eigentlich für möglich gehalten hätte.
    „Ich hatte Angst um dich. Gut: ein wenig wohl auch um mich.“
    Ich hätte mich am liebsten auf den

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