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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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den Kopf gesetzt hat, diese Bürgerwehrsache. Ich glaube, es war der Mörder, der von einer Gruppe zur anderen gegangen ist und die Jungs angestachelt hat. Ich wohne hier schon mein Leben lang und habe noch nie erlebt, daß die Leute sich so aufgeführt haben. Es muß einen Grund dafür geben, daß sie es diesmal getan haben.“
    „Er hat sie aufgehetzt? Er hat den Brand geschürt?“ „Ja.“
    „Dein Lauschen hat nichts zutage gefördert?“
    „Nein“, mußte ich mit finsterer Miene eingestehen. „Aber das heißt nicht, daß es morgen genauso ereignislos verlaufen muß.“
    „Du bist Optimistin, Sookie.“
    „Ja, das bin ich. Ich muß Optimistin sein.“ Ich tätschelte Bills Wange und dachte daran, wie gerechtfertigt mein Optimismus gewesen war, denn schließlich war ja mein Vampir in mein Leben getreten.
    „Dann lauschst du also weiter und hoffst, daß das irgendwann einmal Früchte tragen wird“, sagte Bill. „Ich widme mich zunächst einer anderen Sache. Ich sehe dich morgen, ja? Bei dir daheim? Ich werde vielleicht ... nein, laß mich dir das dann erklären.“
    „Gut.“ Ich war sehr neugierig, aber offenbar war Bill ja nicht bereit, mir jetzt schon mehr zu sagen.
    Auf dem Heimweg folgte ich bis zu meiner eigenen Auffahrt den Rücklichtern von Bills Wagen und dachte darüber nach, wie froh ich sein konnte, daß seine Anwesenheit mich schützt und wie viel mehr ich mich sonst in den letzten Wochen gefürchtet hätte. Dann lenkte ich mein Auto vorsichtig den Kiesweg hinauf, wobei ich wünschte, Bill hätte nicht nach Hause fahren müssen, um von dort aus ein paar dringende Telefonate zu erledigen. In den wenigen Nächten, die wir in letzter Zeit getrennt voneinander verbracht hatten, hatte ich zwar nicht gerade ununterbrochen vor Angst geschlottert, aber ich war sehr schreckhaft und angespannt gewesen. War ich allein im Haus, dann verbrachte ich viel Zeit damit, immer wieder nachzuprüfen, ob alle Fenster und Türen verschlossen waren. Ich war es nicht gewohnt, so zu leben. Beim Gedanken an die Nacht, die vor mir lag, wurde mir das Herz ganz schwer.
    Ehe ich aus dem Auto stieg, ließ ich den Blick wachsam durch meinen Garten schweifen, wobei ich froh darüber war, daß ich daran gedacht hatte, die Außenbeleuchtung einzuschalten, ehe ich zum Merlottes fuhr. Normalerweise kommt Tina angelaufen, wenn ich nach längerer Abwesenheit zurückkehre, denn sie will dann ganz schnell ins Haus, um ein wenig Katzenfutter zu knabbern, aber in dieser Nacht war sie wohl irgendwo in den Wäldern auf Jagd.
    Noch im Auto suchte ich mir den Haustürschlüssel aus dem Schlüsselbund heraus, der an meinem Schlüsselring hing. Dann hastete ich mit großen Schritten zur Vordertür, steckte den Schlüssel ins Schloß, drehte ihn um, sprang ins Haus, knallte die Tür hinter mir zu und verriegelte sie gleich wieder, alles in absoluter Rekordzeit. So kann man nicht leben, dachte ich und schüttelte verzweifelt den Kopf. Ich hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da schlug etwas mit einem dumpfen Aufprall gegen meine Vordertür, und ich konnte einfach nicht anders, ich kreischte laut auf.
    Ich rannte zum schnurlosen Telefon beim Sofa und tippte mit zitternden Fingern Bills Nummer ein, während ich gleichzeitig im Zimmer hin- und herlief und sämtliche Jalousien herunterließ. Was, wenn sein Telefon besetzt war? Er hatte doch gesagt, er wolle nach Hause, um zu telefonieren!
    Aber ich erwischte Bill, als dieser gerade zur Tür hereinkam. „Ja?“ meldete er sich. Bill klang immer ein wenig mißtrauisch, wenn er ans Telefon ging.
    „Bill“, keuchte ich völlig verängstigt. „Hier draußen ist irgendwas!“
    Kommentarlos knallte er den Hörer auf die Gabel. Ein Vampir in Aktion.
    Innerhalb von zwei Minuten war er da. Ich spähte durch eine der Jalousien, deren Lamellen ich ein klein wenig auseinander geschoben hatte, vorsichtig in den Garten hinaus, und da sah ich ihn: schneller und leiser, als ein Mensch es je könnte, trat er aus dem kleinen Wald und eilte über mein Grundstück. Die Erleichterung, die ich bei seinem Anblick empfand, war überwältigend. Eine Sekunde lang schämte ich mich dafür, ihn gerufen zu haben - ich hätte allein mit dieser Situation fertig werden müssen! Aber dann dachte ich: wieso? Wenn du in deiner Bekanntschaft ein schier unbesiegbares Wesen hast, das noch dazu sagt, es verehrt dich, ein Wesen, das schier unverwundbar ist, dann rufst du es doch, wenn du Hilfe brauchst!
    Bill suchte den

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