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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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von einem Besuch in New Orleans. Für uns ist die Stadt ja das reinste Mekka, müssen Sie wissen.“
    „Aha?“ sagte ich und bemühte mich, ganz beiläufig zu klingen.
    „Man kann diese Telefonnummer anrufen“, führte Harlen weiter aus. „Die bringen einen tagsüber entweder bei einem der Bewohner der Stadt unter, in der man übernachten will, oder man kann einen ...“
    „Sarg mieten?“ fragte ich munter.
    „Nun ja, genau: einen Sarg.“
    „Wie schön!“ Ich warf Harlen mein strahlendstes Lächeln zu. „Was darf ich Ihnen bringen? Ich glaube, Sam hat seine Blutvorräte aufgefüllt, Bill. Willst du ein Glas? Neuerdings führen wir auch A negativ. Wir haben aber auch O positiv auf Lager.“
    „Ach, ich glaube, wir nehmen A negativ“, sagte Bill, nachdem er sich wortlos mit Harlen verständigt hatte.
    „Kommt sofort!“ Ich stürmte zum Kühlschrank hinter dem Tresen, fischte zwei Flaschen A negativ heraus, öffnete die Kronkorken und trug die Flaschen auf meinem Tablett an den Tisch der beiden. Die ganze Zeit lächelte ich, wie ich es immer tue.
    „Wie geht es dir, Sookie?“ fragte Bill in seinem ganz normalen Ton, als ich die Flaschen mit jeweils einem kleinen Knall vor den beiden auf dem Tisch absetzte.
    „Wunderbar, Bill“, verkündete ich strahlend. Am liebsten hätte ich die Flasche auf Bills Kopf zertrümmert. Harlen - also wirklich. Übernachtungsbesuch - wirklich!
    „Harlen will später noch kurz bei Malcolm vorbei“, teilte Bill mir mit, als ich nach einiger Zeit wieder an den Tisch der beiden kam, um die leeren Flaschen einzusammeln und mich zu erkundigen, ob ich ihnen noch irgend etwas bringen könnte.
    „Ich bin sicher, Malcolm wird über einen Besuch Harlens höchst erfreut sein“, sagte ich und versuchte, nicht so zickig zu klingen, wie mir zumute war.
    „Es ist so toll, daß ich Bill habe kennenlernen dürfen!“ Harlen strahlte mich an, wobei er Fänge zeigte. Der Junge verstand sich zweifelsohne darauf, zickig zu sein. „Aber Malcolm! Malcolm ist eine Legende!“
    „Paß auf!“ sagte ich zu Bill, und eigentlich wollte ich ihm erklären, in welcher Gefahr sich die drei in Monroe nistenden Vampire befanden. Aber ich dachte, die Dinge seien noch nicht so weit fortgeschritten, daß es zum Schlimmsten kommen konnte, und Klartext wollte ich schon allein deswegen nicht reden, weil neben Bill Harlen saß, mir mit babyblauen Augen zuzwinkerte und aussah wie ein halbwüchsiges Sexsymbol. „Im Moment sind die drei aus Monroe hier nicht gut angesehen“, fügte ich hinzu. Eine richtige Warnung war das aber nicht.
     Bill blickte mich verständnislos an. Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging von dannen.
    Das sollte ich später bereuen. Bitter bereuen.
    * * *
    Als Bill und Harlen gegangen waren, summte es in der Kneipe noch heftiger, und viele der Gespräche und Gedanken drehten sich um die Dinge, die ich aus den Köpfen Mikes und Renes erfahren hatte. Mir kam es vor, als hätte jemand ein Feuer entfacht und sorge nun dafür, daß es geschürt wurde. Aber ich war beim besten Willen nicht in der Lage, herauszufinden, wer das sein mochte, auch wenn ich breit gefächert Ausschau hielt, sowohl mental als auch physisch. Jason kam ins Lokal, und wir sagten Hallo zueinander, aber viel mehr auch nicht. Er hatte mir meine Reaktion auf den Tod von Onkel Bartlett noch nicht verziehen.
    Er würde drüber wegkommen. Zumindest dachte er nicht daran, irgendwo ein Feuer zu entfachen, es sei denn, in Liz Barretts Bett. Liz war jünger als ich, hatte kurze braune Locken, große braune Augen und gab sich unerwartet vernünftig. Wenn ich die beiden zusammen sah, hatte ich schon manchmal gedacht, Jason könne in Liz vielleicht endlich jemanden gefunden haben, der es mit ihm aufnehmen konnte. Die beiden tranken einen Krug Bier und verabschiedeten sich. Danach mußte ich feststellen, daß der Zorn in der Kneipe sich noch gesteigert hatte und die Männer ernsthaft daran dachten, loszuziehen und etwas zu unternehmen.
    Da fing ich an, mir Sorgen zu machen, große Sorgen.
    Je weiter der Abend voranschritt, desto hektischer wurde die Stimmung in unserem Lokal. Unversehens schienen deutlich weniger Frauen anwesend zu sein und viel mehr Männer. Zwischen den Tischen herrschte ein reges Kommen und Gehen. Es wurde viel getrunken. Viele Männer zogen es vor zu stehen, anstatt zu sitzen. Es geschah nichts, auf das man hätte den Finger legen können, es gab keine Zusammenrottungen, nein, alles wurde von einem Ohr ins

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