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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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geworden. Ich nahm viel Flüssigkeit zu mir und ernährte mich eiweißreich.
    Ich aß soviel Knoblauch, wie ich Appetit darauf hatte, etwas, was Bill nicht hatte tolerieren können. Der hatte mich eines Nachts, als ich ein Knoblauchbrot mit Sauce Bolognese gegessen hatte, sogar beschuldigt, der Knoblauchgeruch käme mir schon zu den Poren heraus.
    Dann schlief ich. Ich schlief und schlief. All die Nächte, in denen ich auch nach der Spätschicht noch mit Bill zusammen lange aufgeblieben war, hatten in mir ein starkes Nachholbedürfnis geweckt.
    Nach zwei Tagen hatte ich mich körperlich wieder erholt. Ich fühlte mich sogar stärker als je zuvor, zumindest schien es mir so.
    Ich fing an, wieder zu registrieren, was um mich herum vor sich ging.
    Das erste, was ich mitbekam, war die Tatsache, daß die Leute bei uns wirklich sauer waren auf die Vampire, die in Monroe nisteten. Diane, Malcolm und Liam trieben sich in allen Kneipen der Gegend herum und legten es offenbar darauf an, die Bemühungen anderer Vampire, die ein bürgerliches Leben anstrebten, gründlich zunichte zu machen. Sie verhielten sich unmöglich, stießen alle vor den Kopf. Im Vergleich zum Treiben dieser drei wirkten die Eskapaden der Studenten der technischen Hochschule Louisiana wie Kinderkram.
    Die drei schienen nie auch nur im entferntesten auf die Idee zu kommen, sie könnten sich durch ihr Verhalten selbst gefährden. Ihnen war die Freiheit zu Kopf gestiegen. Nun, wo sie sich nicht länger in ihren Särgen verstecken mußten, sondern völlig legal leben durften, hatten sie alle Fesseln abgestreift und jegliche Vor- oder Umsicht in den Wind geschrieben. Malcolm nippte an einem Tresenkellner in Bogaloosas. Diane tanzte nackt in Farmerville. Liam hatte gleichzeitig eine Beziehung mit einer Minderjährigen aus Shongaloo und mit ihrer Mutter angefangen. Er trank von beiden. Er löschte bei keiner der Frauen die Erinnerung daran.
    Eines Abends im Merlottes unterhielt sich Rene mit Mike Spencer, dem Beerdigungsunternehmer, und als ich an ihrem Tisch vorbeikam, unterbrachen die beiden ihr Gespräch. Das weckte natürlich sofort meine Aufmerksamkeit. Also hörte ich mit, was Mike dachte. Offenbar planten ein paar Männer aus unserer Gegend, die Vampire aus Monroe auszuräuchern.
    Ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte. Die drei waren keine Freunde Bills, gehörten aber doch irgendwie zur gleichen - na ja: Zunft wie er. Aber mir waren Diane, Malcolm und Liam ebenso zuwider wie allen anderen auch. Andererseits - Mann, daß es auch immer ein andererseits geben muß! - ging es mir gegen den Strich, Kenntnis von geplanten Verbrechen zu haben und einfach gar nichts zu tun.
    Vielleicht hatte aus Mike ja nur der Suff gesprochen. Um sicherzugehen, tauchte ich in ein paar andere Köpfe um mich herum und war entsetzt, in wie vielen von ihnen ich den Plan fand, das Nest der Vampire niederzubrennen. Aber ich konnte nicht zurückverfolgen, wo der Plan seinen Ursprung hatte. Es sah ganz so aus, als sei das Gift in einem bestimmten Gehirn entstanden, um dann alle anderen anzustecken. Nur: in welchem Hirn?
    Dafür, daß Maudette und Dawn und meine Großmutter von einem Vampir umgebracht worden waren, gab es keine Beweise, nicht einen einzigen. Es waren sogar Gerüchte im Umlauf, denen zufolge der Autopsiebericht des Leichenbeschauers genau das Gegenteil belegte. Aber die drei Vampire führten sich derart unmöglich auf, daß die Leute ihnen einfach für irgend etwas die Schuld in die Schuhe schieben wollten, daß sie sie loswerden wollten. Da sowohl Maudette als auch Dawn von Vampiren gebissen worden waren und in Vampirbars verkehrt hatten, brachten die Leute diese beiden Tatsachen einfach mit der Ermordung der Frauen zusammen und zimmerten sich daraus eine Verurteilung.
    In der siebten Nacht nach unserer Trennung kam Bill ins Merlottes. Überraschend tauchte er an seinem Tisch auf, nicht allein, sondern in Begleitung eines etwa fünfzehn Jahre alten Jungen. Auch ein Vampir.
    „Sookie, das ist Harlen Ives aus Minneapolis“, begrüßte mich Bill, als sei es völlig normal und an der Tagesordnung, daß er mir einen anderen Vampir vorstellte.
    „Harlen!“ nickte ich. „Sehr erfreut.“
    „Sookie.“ Auch der Junge senkte kurz den Kopf.
    „Harlen ist auf der Durchreise von Minnesota nach New Orleans“, erklärte Bill und hörte sich so an, als sei er ordentlich zum Plaudern aufgelegt.
    „Ich fahre in Urlaub“, ergänzte Harlen. „Seit Jahren träume ich

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