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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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…«
    »Dann geh doch!« rief Krähenrufer und nickte der Menge bedeutungsvoll zu. »Das häßliche alte Weib verdient den Tod. Sie ist nutzlos für unser Volk. Sie ist zu alt, um zu jagen und zu fischen. Ihr Schoß ist so tot wie ihr Verstand. Sie kann nicht einmal mehr einen Traum träumen.«
    Sofort erhob sich allgemeines Gemurmel. Die Gesichter wurden abweisend. Kein Traum mehr? Das bedeutete, daß die Geister den betreffenden Menschen bestraft hatten. Krähenrufer gewann wieder Oberwasser. Seine Schadenfreude war nicht zu übersehen. Die plötzliche Unsicherheit der Leute bereitete ihm hämisches Vergnügen.
    Gebrochener Zweig sah ihn verachtungsvoll an: »Ich aber füge unserem Volk keinen Schaden zu mit falschen Träumen. Oder bringe was noch schlimmer ist es dazu, an eine längst nicht mehr vorhandene Macht zu glauben.«
    Wieder steckten die Stammesmitglieder flüsternd die Köpfe zusammen.
    Tanzende Füchsin bekam einen trockenen Hals und schluckte schwer. Der Haß in Krähenrufers schwarzem Auge bereitete ihr Angst. Wenn sie sein weißes Auge sah, dachte sie stets an Tod. Es erinnerte sie an die vielen, schon seit langer Zeit im Schnee erstarrten Leichen ihres Volkes.
    »Du beschuldigst mich, Träume zu erfinden?« schrie der Schamane. »Du …«
    »Sag, warum du nach Norden willst«, mischte sich Rabenjäger ein. Verächtlich spuckte er vor der alten Frau aus. »Warum sollen wir diesen Weg nehmen?«
    »Weil das Land dort uns gehört!« rief der Schamane, so laut er konnte, um Windfraus Brausen zu übertönen. »Sollen wir davon laufen und die Knochen unserer Väter zurücklassen, nur weil ein paar Andere …«
    »Ich fürchte die Anderen nicht«, erwiderte Rabenjäger lässig. »Überlegt mal in Ruhe, Leute. Was haben wir uns alles gefallen lassen? Die Anderen leben in unseren besten Jagdgründen, dort, wo sich die Wege der Karibus überschneiden. Je weiter wir nach Süden gehen, um so trockener wird das Land.
    Der Boden ist steinig und unfruchtbar. Die Gegend liegt höher, deshalb ist der Wind stärker. Während der Langen Helligkeit müssen wir viele Seen überqueren. Das schaffen wir nicht. Wir können keine Muscheln an den Stränden mehr sammeln. Und warum? Weil uns die Anderen vertrieben haben!
    Kommen die Karibus so weit nach Süden? Die Mammutherden? Seht euch das Sumpfmoos an, den Wermut, das Bültgras. Fällt euch auf, wie kurz das Gras hier wächst? Wer sagt, daß es noch weiter südlich nicht ganz verschwindet?
    Dort, wo Karibu und Mammut keine Nahrung finden, verhungern auch wir.«
    »Ich tötete Großvater Eisbär«, prahlte Rabenjäger, »ich töte auch die Anderen.«
    »Du bist ein junger Narr«, schnaubte Gebrochener Zweig entrüstet. »Hau ab, setz dich irgendwohin und störe die Erwachsenen nicht.«
    »Schweig, Alte«, wies sie Krähenrufer zurecht. »Niemanden interessiert, was du zu sagen hast.
    Verschwinde!«
    Trotzig schüttelte Gebrochener Zweig den Kopf. »Soweit sind wir unter deiner Führung also schon gekommen. Streiten uns hier herum, anstatt für die Seele ihres Babys zu beten.« Sie zeigte auf Lachender Sonnenschein.
    »Verschwinde!«
    Doch sie blieb. Ihre Augen funkelten hart und kalt wie ein Obsidian. Hinter ihr stand die fast ebenso alte Kralle und nickte beifällig Krähenrufers Blick glitt von einem zum anderen. Einige senkten die Augen und starrten in den Schnee. Andere sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Um der ganzen Sache ein Ende zu machen, erzähle ich euch, wie es im Süden aussieht, dort, wo die Alte unbedingt hin möchte. Mein Großvater und seine Sippe jagten dort«, rief er mit lauter Stimme.
    »Tagelang irrten sie in der eisigen Kälte zwischen Felsen, Steinen und unüberwindbaren Seen umher.
    Wie wir litten auch sie großen Hunger. Viele Tage liefen sie an der Eiswand entlang. Um bei Kräften zu bleiben, aßen sie ihre Kleidung. Viele, viele starben. Sie wandten sich wieder nach Norden, weil sie hofften, auf Mammuts zu stoßen oder wenigstens eine Robbe oder einen Fuchs zu erbeuten.
    Sie wanderten bis zum Salzwasser. Aber auch dort fanden sie nichts als Eis, das sich bis weit hinaus auf das Wasser erstreckte. Verzweifelt gingen sie weiter nach Westen zum Großen Fluß. Sie wußten, dort gab es Nahrung.« Er hob seine Stimme und schrie gegen den Wind an. »Dort stießen sie auf Robben, Schalentiere und Karibus. Sie überlebten. Mein Großvater sagte es meinem Vater, und der sagte es mir: 'Geh nicht nach Süden.' Dort ist nur eine Wand aus Eis. Dort wartet der

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