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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gefangen wie ein Mammut in einer Felsrinne. Wir konnten nicht vor und zurück.«
    »Ich war bereit zu sterben«, fuhr Rauch fort. »Ich legte einen Speer an meinen Atlatl, schaute hinauf und versuchte, mein Ziel anzuvisieren, da schrie jemand: ›Halt!‹«
    »Es war eine Frau.« Gebrochener Schaft rutschte unruhig hin und her. Blinzelnd sah er die hartgesichtigen Männer an, die ihn ungläubig anstarrten. »Eine wunderschöne Frau.« Mit der Stiefelspitze stieß er in den Schnee. »Sie hob beide Hände und sprach. Hätte es sich um einen Mann gehandelt, hätte ich vermutlich meinen Speer geworfen. Aber eine Frau? Ein Krieger kämpft nicht gegen eine Frau.«
    »Was hat sie gesagt?« Eisfeuer machte ein finsteres Gesicht. Tief in sich spürte er den unwiderstehlichen Drang nach Süden.
    »Sie sagte, wir sollten zurück«, berichtete Rauch. »Sie sagte, ihr Volk sei es müde, auf den Kriegspfad zu gehen. Schon zu viele seien umgebracht worden. Sie sagte, wir sollten alle Speere, bis auf einen, auf den Boden legen. Den einen dürften wir behalten, falls wir einem Bären begegnen würden. Ihr Volk schenke uns das Leben, und wir sollten unseren Ältesten erzählen, daß wir unser Leben zurückbekämen für einige der Seelen, die während des Krieges umgekommen sind.«
    Aufgeregtes Geflüster erklang unter den Zuhörern.
    Eisfeuer bemerkte es. Ein winziger Hoffnungsschimmer regte sich in ihm.
    Gebrochener Schaft schüttelte unbehaglich den Kopf. »Eine merkwürdige Geschichte. Ich hörte noch nie von einem Feind, der nicht tötet. Ich begreife das alles nicht.«
    »Sie wollen Frieden.«
    »Frieden?« brüllte Roter Feuerstein. »Sie haben unser Weißes Fell gestohlen und wollen Frieden? Sie haben unsere jungen Männer gemartert und unsere jungen Frauen vergewaltigt und entführt. Und sie wollen Frieden?«
    »Dieser Mann, Rabenjäger, stahl unser Weißes Fell«, erinnerte ihn Eisfeuer. An Rauch gewandt fragte er: »Sagte sie etwas über das Weiße Fell?«
    Er verneinte mit einem Kopfschütteln.
    »Feiglinge«, knurrte Roter Feuerstein und spuckte wütend in das glühende Feuer. »Ihr hättet sie töten sollen, auslöschen, vernichten …«
    »Sie hätten uns umbringen können!« widersprach Gebrochener Schaft. Er hörte das verdrießliche Gemurmel der Krieger. »Tot nützen wir unserm Volk gar nichts.«
    »Feiglinge gereichen dem Clan auch nicht zur Ehre!« bemerkte Roter Feuerstein höhnisch.
    »Jetzt reicht es.« Warnend blitzte Eisfeuer die Krieger an. Gebrochener Schaft, Rauch und Schwarze Klaue reagierten trotzig.
    »Sänger?« sagte Gebrochener Schaft mit rauher Stimme. Sein hübsches Gesicht war wutverzerrt.
    »Niemand nennt uns …«
    »Ich für mein Teil«, unterbrach ihn Eisfeuer sanft, »ich kann mich nicht erinnern, jemals Klugheit mit Feigheit verwechselt zu haben.« Einer der Krieger grunzte zustimmend, die anderen senkten die Augen.
    Roter Feuerstein murmelte irgend etwas Unverständliches und funkelte die Krieger böse an.
    Ein schmerzhafter Stich durchzuckte Eisfeuers Herz, als er das haßerfüllte Gesicht des alten Freundes beobachtete. Roter Feuerstein war außer sich. Die Krieger blickten unruhig zwischen den beiden alten Männern hin und her.
    Gebrochener Schaft blinzelte und holte tief Luft. »Es tut mir leid, Ältester. Ich wußte nicht, daß …«
    »Es liegt am Diebstahl des Weißen Fells«, erwiderte Eisfeuer mit klarer, lauter Stimme. Er wollte, daß alle ihn verstanden. »Wir verlieren zu schnell die Nerven und können nicht mehr klar denken.«
    Gebrochener Schaft und seine Freunde zappelten unruhig. Sie fühlten sich nicht wohl in ihrer Haut.
    Vom Sumpf her drang der Flügelschlag einer Gans, die versuchte, sich auf dem dünnen Eis zu halten.
    »Ich glaube …« Eisfeuer zögerte weiterzusprechen. Tiefe Falten zeigten sich auf seiner Stirn. Kurz entschlossen ging er zu Gebrochener Schaft. Der junge Krieger bat ihn schweigend um Beistand.
    »Du hast richtig gehandelt«, tröstete er ihn und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. Er war froh, sich endlich zu einer Entscheidung durchgerungen zu haben. »Ihr habt euch zurückgezogen, als die Frau des Feindes euch das Leben schenkte. Und ich muß sagen, du hast recht. Lebendige Krieger nützen dem Clan mehr als tote.«
    »Ja, Ältester«, murmelte der Krieger dankbar.
    »Mir gefällt es nicht, wenn wir mit dem Feind verhandeln«, beharrte Roter Feuerstein. »Irgend etwas von ihm anzunehmen und sei es das eigene Leben , treibt mir die

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