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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sich um und stapfte in den Spuren von Tanzende Füchsin den Hang hinunter. Seine Stiefel verwandelten ihre zierlichen Fußabdrücke in tiefe Krater.
    Der im Licht läuft schloß die Augen und versuchte, die aufsteigende Angst zu bekämpfen. Wieder hörte er die Worte des Geistes. »Das ist der Weg, Mann des Volkes. Ich zeige dir den Weg.« Er verspürte ein eigenartiges Prickeln im Rückgrat. Blinzelnd sah er hinauf zu den kreisenden Raben, dann schweifte sein Blick über die wellige weiße Öde. »Ich höre dich, Wolf.«
    Zu allem entschlossen, kehrte er ins Lager zurück. Seine Gruppe erwartete ihn bereits. Gebrochener Zweig grinste breit und winkte ihm aufmunternd zu.
    In einiger Entfernung hörte er Krähenrufers Stimme. »Beeilt euch.« Nur wenige folgten seiner Aufforderung.
    Erstaunt sah Der im Licht läuft zu seiner Gefolgschaft hinüber. »So viele?«
    »Haheee! Wolfstraum!« gluckste Gebrochener Zweig vergnügt und watschelte in südlicher Richtung davon. Ihre Rückentrage war an einem breiten Riemen befestigt, den sie um ihre Stirn geschlungen hatte. Mit ihren rachitischen Beinen heftig stampfend, übernahm sie die Führung.
    Ein bittersüßes Lächeln umspielte seinen Mund. Sie glauben, ich kann sie retten. Aber kann ich das wirklich? Seine Augen suchten Tanzende Füchsin, die noch einige Habseligkeiten zusammenpackte.
    Eine unendliche Leere breitete sich in ihm aus.
    Ein derber Fausthieb traf ihn zwischen die Schulterblätter, und er taumelte. »Laß das«, schalt Grünes Wasser.
    »Was?«
    »Du machst ein Gesicht, als hättest du sie für immer verloren«, tadelte sie. »Falls Großvater Eisbär sie nicht erwischt, siehst du sie bald wieder.«
    Er öffnete den Mund, um sie zu fragen, woher sie das wisse, entschied sich aber anders. Statt dessen fragte er nur: »Hast du auch geträumt?«
    »Ja, du junger Narr. Du hast Konkurrenz bekommen. Vergiß das nicht.« Sie zwinkerte ihm zu, packte ihn am Ärmel und zwang ihn, sich ihrem schlurfenden Schritt anzupassen.

KAPITEL 7
    Der von den Dungfeuern aufsteigende Rauch begann sich im Licht der Morgendämmerung weiß zu färben. Die kalten blauen Schatten der Nacht zogen sich zurück und schienen sich mit letzter Kraft an die Kanten der Schneewehen zu klammern. Krähenrufers kleine Gruppe eilte geschäftig im Lager hin und her und palaverte unentwegt über den Treck nach Norden. Gleichzeitig beobachteten alle interessiert den Aufbruch der Gruppe, die unter der Führung von Der im Licht läuft nach Süden ziehen wollte.
    Tanzende Füchsin schloß ihren Mantel und sicherte die Rückentrage. Der Tragegurt schnitt schmerzhaft in ihre Stirn. Verstohlen beobachtete sie, wie Der im Licht läuft auf den Hügel kletterte. Oben angelangt, drehte er sich noch einmal um und schaute zurück. Das Sonnenlicht fing sich im Wolfspelz, den er über die Schultern geworfen hatte. Er bückte sich und legte in einer bestimmten Anordnung kleine Steine auf einen Felsen. Die Spur.
    Sie straffte ihren Körper. Vor Angst zog sich ihr Magen zusammen. Brachte sie je den Mut auf, ihrem Mann die Stirn zu bieten? »Sieh nicht zu ihm hin«, befahl Krähenrufer, der dicht hinter ihr stand, »falls du deine Augen im Kopf behalten willst.« Sie wirbelte herum. »Ich habe nichts getan!« »Und das läßt du auch in Zukunft besser bleiben.« Er lachte hämisch, griff in seine Tasche und holte einen kleinen Beutel aus gegerbtem Leder hervor. Sie erkannte ihn sofort: Darin sammelte er ihre Haare und andere persönliche Dinge, die ihm Macht über ihre Seele verschafften. Drohend schwang er ihn vor ihren Augen. Dabei blickte er hinüber zu Der im Licht läuft und wieder zurück zu ihr. Sein runzliges Gesicht drückte Härte aus und versprach Unangenehmes.
    »Konzentriere deine Gedanken auf mich!« Vor ihm zurückweichend, zischte sie: »Ich denke, was ich will. Du kannst vielleicht meine Seele beherrschen, nicht aber meine Gedanken.«
    Grob packte er sie am Arm. Er schüttelte sie so heftig, daß sie fürchtete, er breche ihr das Genick. »Du willst wohl gern bestraft werden, he?«
    »Nein, ich …«
    »Doch, doch. Du sehnst dich geradezu nach Strafe!« Er schlug ihr brutal auf die Brust. Sie taumelte rückwärts. Er warf ihr noch einen verächtlichen Blick zu, dann eilte er davon.
    Noch einmal mußte Tanzende Füchsin den Tragegurt in die richtige Position bringen. Langsam folgte sie ihm. Mit einem energischen Wink befahl er sie an die Spitze des Zuges. Sie senkte die Augen, um den neugierigen Blicken

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