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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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raubte der arktischen Landschaft jegliche Farbe.
    Nur Weiß beherrschte die Szenerie. Rutschend arbeitete sie sich vorsichtig an der Wand entlang.
    Plötzlich versank ihre tastend vorgestreckte Hand in einer Untiefe.
    »Was…«, murmelte sie undeutlich. Behutsam ließ sie sich nieder und spähte in eine kleine Eishöhle.
    Auf den Knien kroch sie hinein. Hier war sie wenigstens vor dem Wind geschützt.
    Ihr Zufluchtsort war kaum größer als fünf auf acht Fuß. Die Decke erhob sich knapp einen Fuß über ihrem Kopf. An der Rückseite der Höhle entledigte sie sich der Rückentrage, schob sie in eine dunkle Ecke und sank erschöpft gegen die Wand.
    »Wolf?« Die Wände warfen das Echo ihrer Stimme zurück. »Sobald sich der Sturm gelegt hat, suchen sie nach mir.«
    Zitternd vor Schwäche kauerte sie sich zusammen und schloß die Augen. Sie wollte ihre Seele spüren, um festzustellen, ob Krähenrufer einen Teil von ihr in Besitz genommen hatte. Aber das vom Hunger hervorgerufene Schwindelgefühl machte jede andere Empfindung unmöglich.
    Silbrige Schneeflocken wirbelten vor dem Höhleneingang. Windfraus wellenförmig wiederkehrendes Heulen dauerte an. Tanzende Füchsin ruhte aus und wartete.
    Trotz der Angst kam der Schlaf rasch und hüllte ihre überanstrengten Glieder mit wohliger Wärme ein. Sanft betäubte er ihr unermüdlich arbeitendes Gehirn. In einer schimmernden Lichtsäule erschien Der im Licht läuft. Weinend stand er außerhalb der Dunkelheit. Hinter ihm glitzerte das Volk der Sterne über zerklüfteten Gipfeln. Jede Träne, die von seinem Kinn tropfte, gefror, noch bevor sie die Erde erreichte, und fiel mit einem leisen Klirren zu Boden. Weinte er um sie? Nein, sie spürte genau, sein Schmerz ging tiefer, seine verwundete Seele konnte niemand heilen, nur er allein.
    Die Sehnsucht nach ihm brannte in ihrem Herzen. Sie wollte zu ihm, ihn …
    »Ah, Tanzende Füchsin. Da bist du ja«, gurrte eine weiche Stimme und schreckte sie aus ihrem Traum auf.
    Keuchend vor Entsetzen öffnete sie die Augen. Mit einem Schlag kehrte die Erinnerung zurück, Krähenrufer, die Flucht, der Sturm Angst.
    »Rabenjäger«, sagte sie mit bebender Stimme. Tränen rollten über ihre Wangen. Der alte Mann mußte ihn geschickt haben. »Was willst du?«
    Auflachend setzte er sich neben sie. Amüsiert betrachtete er die zu Tode erschrockene Frau. In einer beruhigenden Geste hob er die Hände. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, denn sie erwartete nichts Gutes von ihm. Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit, hinaus in den Sturm zu fliehen.
    »Du hast dich doch nicht verirrt, oder?«
    Sie schwieg und schloß die Augen. Eine gähnende Leere tat sich in ihr auf.
    »Na komm«, schalt er liebevoll. »Ich bin nicht hier, um dir weh zu tun. Sagen wir, ich bin aus reiner Neugierde gekommen.« Die Kälte hatte seine edle, gerade Nase und die hohen Backenknochen gerötet, seine vollen Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. Nur seine schwarzen Augen brannten dunkel und undurchdringlich.
    »Neugierde?«
    »Ja«, meinte er leichthin. Er schob seine Pelzkapuze zurück und schüttelte das lange Haar. »Ich habe nicht erwartet, hier mit dir zusammenzutreffen. Das ist kein Wetter für …«
    »Hör auf«, befahl sie mit ruhiger Stimme. »Du bist mir gefolgt. Er schickt dich.«
    »Nein«, verteidigte er sich nicht gerade überzeugend. »Ich war noch nicht bei der Gruppe. Der Sturm kam unerwartet rasch. Ich hatte keine Möglichkeit mehr, mich ihnen anzuschließen. Da sah ich dich zurück zum Mammut-Lager laufen und wollte wissen, was du da zu suchen hast.«
    Kalt sah sie ihn an.
    Er zog seine Fäustlinge aus und öffnete einen Beutel, dem er ein wenig Mammutdung entnahm. Mit der Spitze seines Atlatls bohrte er ein Loch in den Boden. Er legte das Brennmaterial in die kleine Grube und nahm zwei Feuerstöcke, drehte und wirbelte sie mit geschickten Bewegungen, bis sie ein leichtes Glühen erzeugten.
    Umsichtig blies er in die Glut, um das Feuer anzufachen. Bald darauf tauchte eine knisternde Flamme die Höhle in spärliches Licht. Er hielt die Hände über die schwache, vom Dung aufsteigende Wärme.
    Eine Augenbraue spöttisch hochgezogen, sah er sie an.
    Wortlos starrte sie zurück.
    »Ich sah dich oben auf dem Grat.« Sein Atem bildete weiße Wölkchen. Ein schwaches Lächeln spielte um seinen Mund. »Lauf niemals über gut einsehbare Stellen, wenn du fliehen willst. Man erkennt deine Silhouette noch aus weiter Entfernung.«
    Sie senkte die Augen

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