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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Wolfsfleisch schmeckt gräßlich, aber es ist immerhin Fleisch.«
    Seufzend beobachtete Hüpfender Hase die argwöhnischen Tiere, die sie in der Entfernung von etwas mehr als einem Speerwurf umkreisten.
    »Ein Wolf hätte vielleicht den Tod mancher unserer Alten verhindern können.«
    Singender Wolf öffnete den Mund. Ihm lag eine barsche Erwiderung auf der Zunge. Aber plötzlich schien er sich dieser bitteren Wahrheit bewußt zu werden. Mit hängenden Schultern schlich er davon.
    Der der schreit schielte hinüber zu den Resten, die die Wölfe übriggelassen hatten. Der Ochse war im Tiefschnee steckengeblieben. Anscheinend war er in ein unter dem Schnee verborgenes Loch eingebrochen.
    Die Wölfe hatten ihre Zeit genutzt. »Keine Innereien mehr. Das meiste Fett haben die Wölfe gefressen. Trotzdem, ein paar Tage Leben für uns alle.«
    Hüpfender Hase leckte seine aufgesprungenen Lippen. »Die Leute müssen uns für verrückt halten, wenn wir den Ochsen den ganzen Weg zum Lager schleppen und bald darauf denselben Weg nach Süden wieder entlangmarschieren.« Aus den Augenwinkeln beobachtete er seine Clan-Brüder. »Wir gehen doch auf diesem Weg weiter, oder?«
    Tief sog Der der schreit die eiskalte Luft ein. »Ich klettere jedenfalls nicht noch einmal über alle diese Gipfel zurück zum Mammut-Lager .«
    »Gut!« stieß Hüpfender Hase hervor und fuchtelte ausgelassen mit den Armen. »Ich hole die Leute und bringe sie her.« Schon eilte er auf ihren Spuren zurück.
    Der der schreit warf Singender Wolf einen vernichtenden Blick zu. Schuldbewußt wandte sein Cousin die Augen ab.
    In Krähenrufers Gruppe blieb einer nach dem anderen auf der Strecke. Zwei Pfiffe schlich sich während des Marsches davon. Schieferfels stürzte und weigerte sich, wieder aufzustehen. Da sich alle vor Schwäche kaum noch auf den Beinen halten konnten, blieb ihnen keine andere Wahl, als ihn zurückzulassen. Krähenrufer ermahnte sie zwar streng, peitschte sie mit Worten und Schlägen vorwärts, aber die Menschen befanden sich bereits in einem solch jämmerlichen Zustand, daß sie seine Befehle gar nicht mehr befolgen konnten, selbst wenn sie gewollt hätten.
    Auch Tanzende Füchsin quälte sich mit letzter Kraft voran. Sie war fast am Ende. Ohne Rabenjägers Hilfe wäre sie längst erfroren oder verhungert. Aber eisern hielt sie durch. Sie ging am Ende des Zuges und brachte die Nachzügler auf Trab. Manchmal hatte sie mit ihren Bemühungen Erfolg, manchmal half alles Antreiben nichts mehr.
    Sogar Rabenjägers Gesicht hatte den gewohnt entschlossenen Ausdruck verloren. Es wirkte seltsam leer. Nur sein unbeugsamer Wille trieb ihn weiter. Hin und wieder brachte er von seinen Streifzügen Kaninchen, Schneehühner oder die Reste verendeter Tiere mit. Dieses bißchen Fleisch hielt sie am Leben. Viele befanden sich auf der Schwelle zum Tode und stolperten blindlings durch die Gegend.
    Sie wußten nicht mehr, warum oder wohin sie gingen.
    In ihren Träumen sah Tanzende Füchsin das Gesicht von Der im Licht läuft. Seine tränenfeuchten Augen beobachteten sie. Besonders ein Traum kehrte häufig wieder. Der im Licht läuft stand hoch oben auf einem Hügel. Weit unter ihm kletterte Tanzende Füchsin über den rauhen Fels, zog sich über eine Kante hinauf, rutschte zurück und kletterte weiter. Aber je höher sie kam, je steiler der Fels wurde, um so weiter schien er sich von ihr zu entfernen.
    Sie rief ihn, versuchte, zu ihm hinaufzugelangen, ihn zu berühren. Wieder und wieder machte sie einen erneuten Anlauf, aber alle Anstrengung war vergebens. Mit ausdruckslosem Gesicht stand er auf dem Felsen. Er bemerkte sie gar nicht, obwohl sie sich verzweifelt bemühte, ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    Erst als sie lauthals ihre Verzweiflung hinausschrie, sah er ihr ins Gesicht. Der Traum stand in seinen Augen. Langsam entfernte er sich, eingetaucht in einen hellen Lichtstrahl, und überließ sie allein der Finsternis.
    »Ich hätte mich Wolfsträumer anschließen sollen«, nuschelte Kralle, die vor Tanzende Füchsin herhumpelte. »Jawohl, das hätte ich tun sollen. Wolfstraum. Gebrochener Zweig hat ihn gesehen. Sie erkannte schon immer einen Träumer auf den ersten Blick.«
    Tanzende Füchsin zuckte zusammen. »Ja«, flüsterte sie. »Sie wußte Bescheid.«
    Kralle blickte über die Schulter zurück und vergaß für einen Augenblick den Fluch, der die junge Frau zu einer Ausgestoßenen machte. »Ganz tief in meinem Innern wußte ich auch, daß Krähenrufer

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