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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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das Knie. »Da hast du deinen Glauben an Krähenrufer verloren und dich für Wolfsträumer entschieden. Und davor? Was hat dein Vertrauen in Schafnase zerstört? Vielleicht die Tatsache, daß er dich nicht zum Jagdführer ernannt hat, obwohl du das deiner Meinung nach verdient hättest?«
    Singender Wolf schlug die Augen nieder. Schweigend stierte er auf den Schnee, der sich zu spiegelglattem Eis verdichtet hatte.
    »Du bestehst nur aus Gefühlen, Junge. Du greinst nur. Nie denkst du darüber nach, warum du etwas tust oder warum du irgendwohin gehst. Wenn jemand unser Volk vernichtet, dann du und deinesgleichen.«
    Singender Wolf knirschte zornig mit den Zähnen. Keiner sagte etwas Voller Unbehagen senkten alle die Köpfe.
    »Und du willst ein Führer sein?« Gebrochener Zweig gackerte spöttisch. »In der Phantasie vollbringst du großartige Dinge, aber du bist ein viel zu großer Feigling, um sie in die Tat umzusetzen.«
    »Großmutter, er gibt sich Mühe«, wandte Grünes Wasser leise ein. »Wir machen alle eine schwere Zeit durch. Singender Wolf…«
    »Große Mühe gibt er sich wahrhaftig nicht. Der Junge sollte einmal hinausgehen und sich selbst einer Prüfung unterziehen ein paar Möglichkeiten ausprobieren. Dann hört er damit auf, andere Menschen zu beleidigen, die sich wahrlich größere Mühe geben als er.«
    Grünes Wasser lächelte kaum merklich. »Wenn wir uns umsehen, stellen wir fest, daß viele vertraute Gesichter fehlen. Das gibt uns jedesmal einen Stich ins Herz. Du bist zu streng, wenn du noch mehr Prüfungen verlangst. Du darfst Singender Wolf nicht tadeln. Die Lange Finsternis war für ihn besonders hart.«
    Gebrochener Zweig warf Grünes Wasser einen kühlen Blick zu und wandte sich sofort wieder an Singender Wolf, der sichtlich eingeschüchtert neben ihr hockte. »Stimmt das, Jungchen? War die Lange Finsternis für dich härter als für die anderen?«
    Wortlos kroch er an der alten Frau vorbei zum Eingang und verschwand in der Nacht.
    An Der der schreit gewandt, murmelte Hüpfender Hase: »Zuviel Hunger. Darunter leidet der Verstand.«
    Der der schreit senkte den Blick. »Niemand von uns ist noch ganz zurechnungsfähig.«
    »Besonders nicht Der im Licht läuft.«
    Gebrochener Zweig hatte ein neues Opfer gefunden. Schon kam sie mit ihrem Knochen und bohrte ihn Hüpfender Hase mit aller Kraft in den Arm. Er kreischte entsetzt.
    »Was weißt denn du vom Wolfstraum? Ich habe ihn gesehen!« grollte sie und nickte. Bei dieser heftigen Kopfbewegung verrutschte ihre mehr als ramponierte Kapuze. »Ich sah ihn in seinen Augen.«
    Der der schreit dachte an seinen Cousin, der feige vor dieser alten Frau davongelaufen war.
    Beschwichtigend legte er eine Hand auf Gebrochener Zweigs Schulter. »Er hat es nicht so gemeint, Großmutter. Er …«
    »Vielleicht hast du ihn gesehen!« klagte Hüpfender Hase. »Aber vielleicht ist er auch einfach verrückt, wie Rabenjäger behauptet hat.«
    Mit finsterem Gesicht blickte Gebrochener Zweig auf die Hand auf ihrer Schulter. »Laß mich in Ruhe, du hohlköpfiger Narr. Oder du bist der Nächste«, warnte sie Der der schreit und wedelte drohend mit dem scharfkantigen Knochen. Der der schreit zog seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Mit wütend funkelnden Augen stieß Gebrochener Zweig hervor: »Noch sind wir nicht tot, oder seid ihr anderer Meinung?«
    »Nein«, stimmte ihr Grünes Wasser besänftigend zu. »Der Große Traum ist lebendig.«
    »Traum?« schrie Singender Wolf von draußen durch den Eingang. »Er hat uns alle in den Tod geträumt.«
    »Nein!« Aufgebracht rutschte Gebrochener Zweig hin und her. Ihre knochigen Finger krallten sich in den Mantel des neben ihr sitzenden Der der schreit. Unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte zerrte sie an seinem Ärmel. Er mußte sich anstrengen, daß sie ihn nicht umriß. »Hast du ihn nicht gesehen? Hast du seine Augen nicht gesehen?« Ihr Blick irrte ab. Sie lehnte sich zurück und lockerte endlich ihren Griff.
    »Der Traum war da.«
    »Ich glaube dir, Großmutter«, beruhigte er sie.
    Grünes Wasser beugte sich vor und tätschelte ihr begütigend die Hand. »Ich sah seine Augen, Großmutter. Er hatte einen Großen Traum.«
    Hüpfender Hase biß sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab.
    Grünes Wasser warf sich unruhig im Schlaf hin und her. Irgendwann schreckte sie hoch und erwachte.
    Blinzelnd sah sie sich um. Die klirrende Kälte kroch sogar durch ihre dicken Felldecken. Bald würde Sonnenvater

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